Kapitel 27

40 0 0
                                    

Ich atmete seinen Duft ein und fühlte mich mit einem Mal besser. Die Fackel ließ ich sinken und schlang meinen freien Arm auch um ihn. Erwin drückte mir einen Kuss auf den Scheitel, bevor er mich los ließ. Das Zittern hatte aufgehört, doch die Angst war noch immer da. Levi und Hange waren auch bei mir.

Wir saßen in dem Gemächern von Erwin. Hange reinigte meine Wunde erneut und verband es besser als ich es tat. "Wenn du Glück hast, wird keine Narbe bleiben. Aber ich denke, dass das nicht der Fall sein wird." sie lächelte mich entschuldigend an. "Ich bin einfach froh, dass sonst nichts passiert ist." sagte ich und schaute zu Levi und Erwin. Levi saß schon die ganze Zeit still da und schaute ins Leere. Erwin hatte einige Leute hin und her geschickt und ihnen irgendwelche Briefe in die Hände gedrückt. "Also gut, morgen früh werde ich mit Nile reden." er setzte sich neben Hange, mir gegenüber. "Was wirst du mit ihm tun?" fragte Hange Erwin. Dieser schaute zu mir. "Ich werde ihn umbringen, noch bevor wir abreisen." meine Stimme war fest.

Nach ein paar weiteren Stunden gingen Hange und Levi. Die beiden gingen wohl davon aus, dass ich bei Erwin übernachten würde. Levi wuschelte mir noch durch die Haare bevor er ging. Als ich Erwin ansah, hatte er wieder diesen Ausdruck auf dem Gesicht, im Kerker war es zwar ein wenig heller gewesen, doch auch in dem spärlichen Licht konnte man sehen wie sehr es ihm etwas ausmachte. "Ich konnte ihn einfach nicht aufhalten." sagte ich leise und Erwin's Kiefer zuckte. "Ich bin schwach geworden." Erwin schüttelte den Kopf. "Nein. Das was dir passiert ist, hat nichts mit Schwäche zutun. Du warst noch nie schwach." "Aber wieso konnte ich ihn dann nicht abhalten? " er dachte einen Moment lang nach. "Damals hast du dich nicht gewehrt. Heute schon." darauf konnte ich nichts sagen. "Ich hab gelacht, bevor er mich bewusstlos geschlagen hat." sagte ich. Ich schaute in meinen Schoß. "Komm mit." er erhob sich schnell von seinem Sofa. Ich schaute auf, er hielt mir seine Hand hin. In dem spärlichen Kerzenlicht konnte ich sein Lächeln sehen. Mein Herz schlug schneller, in diesem Moment fühlte ich mich wohl so sicher wie noch nie. Ich überlegte einen Moment, wenn ich nun seine Hand annahm und ihm einmal wieder vertraute, wusste ich, dass es kein zurück mehr gab. Ich entschied mich dazu es zu wagen und ergriff seine Hand. Ich erschrak kurz, seine Hand war so warm, dass meine Haut brannte. Er verschränkte seine Finger mit meinen, während wir durch die dunklen Gänge des Quartiers gingen. Unsere Schritte hallten laut in den Gängen, doch ich hatte keine Angst, dass uns heute jemand sehen würde. Seine Schritte wurden immer schneller. Die letzten Meter bis hinaus auf die riesige Terrasse liefen wir schon fast. Draußen führte mich Erwin zu der Leiter die aufs Dach führte.

Seit einer Stunde schon lagen wir hier oben und schauten uns die Sterne an. Er machte das oft mit Levi, wie er erzählte. Nach jeder Mission kamen die beiden zusammen und schauten sich den Abendhimmel an und sprachen über die Mission und tranken Tee zusammen. Es war beruhigend die Sterne zu sehen. Damals lernte ich in der Schule, dass es einfach riesige Bälle aus Licht waren, die weit weg von unserem Himmel seien. Wir könnten sie nur sehen, weil die Sonne verschwand und durch die Dunkelheit die Sterne erstrahlten. Dieser Gedanke tröstete mich oft, wenn ich zu viel über etwas nachdachte. Die Sterne erinnerten mich immer wieder daran, dass ich nur ein Mensch war. Dass ich im Gegensatz zu den Mauern winzig war und dass sich in vielen Jahren niemand mehr an mich erinnern würde. "Deine Augen sind wunderschön." sagte er plötzlich. Ich riss meinen Blick von dem Himmel voller Lichtbälle ab und drehte mich zu dem Mann neben mir. Er schaute mich an, als wäre der Himmel unsichtbar für ihn. Immer wieder fragte ich mich warum er mich immer wieder so ansah. Er sah mich immer wieder so an, als wäre ich eine seltene Blume oder ein Schatz der nur ihm gehört. "Hör auf mich so anzusehen." brachte ich schließlich über meine Lippen. Seine Augenbrauen hoben sich ein Stück. "Mara, ich wollte niemals solche Gefühle für jemanden haben." ich konnte nicht weg sehen, seine Augen hielten mich gefangen. Sogar in dieser Dunkelheit strahlten sie mich an. "Sag solche Dinge nicht." sagte ich und meine Augen füllten sich mit Tränen. "Wenn du solche Dinge zu mir sagst, werde ich verlangen, dass du mich nicht verlässt." sein Blick wurde noch weicher. "Lass es unausgesprochen, bis zu dem Tag an dem es zu spät ist. Ich könnte nicht weiter leben, wenn du-" mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich setzte mich auf und schaute nach vorne über die Stadt hinweg. "Es reicht wenn du an meiner Seite kämpfst." sagte ich schließlich und wischte meine Tränen mit meinem Ärmel von meiner Wange. Erwin setzte sich neben mir auf, er rückte ein Stück näher zu mir. "Wäre es nicht für dich, hätte ich vielleicht schon aufgehört zu kämpfen." sagte er und ich lehnte mich an seine Brust. Der Wind spielte mit meinem Haar und trocknete meine Tränen. Meine Gedanken beruhigten sich, die Lichter der Häuser wurden immer schwummriger, bis meine Lider irgendwann zu fielen und ich in einen traumlosen Schlaf verfiel.

A Nightmare that came true   /Attack on titanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt