Kapitel 12

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Der Tag wurde immer und immer schlechter, umso mehr Zeit verging. Ich saß beim Abendessen mit Hange in der Bibliothek unseres Quartiers. Sie hatte ihre Portion schon längst geleert, doch ich stocherte nur im Essen herum. Ich musste an den Jungen denken und an Petra's Worte. "Du wärst bestimmt eine tolle Mutter, mit vielen kleinen Kindern. Die werden bestimmt deine Haarfarbe haben." ich seufzte und schob die Schüssel von mir weg. "Wann ist der Prozess?" fragte ich und störte anscheinend Hanges Konzentration. Sie schaute mich über das Dokument hinweg an und nippte an ihrer Tasse. "In zwei Tagen. Bis dahin muss ich noch einmal mit Eren reden." ich nickte. "Gut dann bin ich jetzt einmal dran." sagte ich und stand auf. Eren soll immerhin in mein Team, wenn er dem Aufklärungstrupp beitritt also werde ich auch mit ihm reden dürfen. "Okay, aber komm danach noch einmal hier vorbei!" rief Hange mir noch hinterher bevor ich den Raum verließ. Ich ging bis zu seinem Verließ, doch auf dem Weg hinunter lief ich in einen Mann hinein. Also hatte ich am Morgen richtig gelegen. Erwin hatte ich tatsächlich mit Darius Zackly getroffen. "Guten Abend junge Dame." ich verbeugte mich kurz und wollte an ihm vorbei treten. "Falls Sie irgendetwas aus ihm heraus bringen wollen, dann verschwenden Sie Ihre Zeit bitte nicht." Ich lächelte genauso warm, wie er es tat. "Das hatte ich nicht vor. Ich würde mich einfach nur gerne mit ihm unterhalten." Darius nickte und reichte mir seine Hand. Ich ergriff sie und schüttelte sie. "Dann einen schönen Abend noch." sagte ich und stand nun unter ihm auf den Stiegen. "Ebenfalls, falls Sie Erwin Smith noch einen nächtlichen Besuch abstatten sollten, erwähnen Sie bitte nicht, dass ich hier war." ich runzelte die Stirn. Darius Zackly wollte sich schon umdrehen als ich noch einmal den Mund aufmachen wollte. Doch er kam mir zuvor. "Es wird geredet Miss Maskett. Nicht nur über Eren Yeager, auch über den Kommandant." ich nickte und führte meinen Weg weiter fort.

Eren lag auf seinem Bett, mit dem Rücken in den Raum. Ich wusste, dass er nicht schlief aber ich belästigte ihn auch nicht weiter sondern ging nach ein paar Minuten wieder. Bei Hange schaute ich nicht mehr vorbei sondern ging gleich zum Quartier und zu meinem Zimmer. Ich hatte die Jacke schon ausgezogen und knöpfte mir die Bluse auf, als ich den Gang entlang ging. Es war weit nach Mitternacht weshalb ich niemanden mehr hier erwartete. Und doch stand da jemand. Angelehnt an die Wand, gegenüber meiner Zimmertür. "Was machst du hier?" fragte ich, als ich Erwin erkannte. Er trug nicht mehr seine Uniform, sondern nur ein Hemd und eine schlichte Hose. "Ich bin hier, weil wir uns über heute unterhalten müssen." ich schluckte, "Was meinst du?" fragte ich und hatte schon eine böse Vorahnung. Bestimmt wollte er darüber reden, dass ich jetzt noch bei Eren war. "Gehen wir besser hinein." ich betrat vor ihm mein Zimmer. Ich legte meine Jacke ab und ließ mich auf einen der gemütlichen Sessel sinken. Ich wies auf den anderen, mir gegenüber und Erwin setzte sich. "Mir wurde berichtete was du heute getan hast." Ich dachte an Zackly's Worte. Ich stattete ihm keinen nächtlichen Besuch ab, aber er mir. Natürlich entstanden Gerüchte. Es waren jetzt viel zu viele Menschen auf kleinstem Raum zusammen, jeder musste mit jedem auskommen und jeder hörte natürlich alles. Die Leute unterhielten sich und tauschten den neusten Tratsch aus um sich nicht mit der grausamen Situation auseinander zu setzen die jetzt gerade herrschte. "Weißt du es gibt Gerüchte." sagte ich um ein wenig vom Thema abzulenken. "Das weiß ich. Von mir aus sollen die Leute denken was sie wollen, solange der Aufklärungstrupp noch den Respekt vor mir wahrt kann der Rest denken was er will." er machte eine kurze Pause. "Ist es dir unangenehm?" ich überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. Erwin nickte. "Ich erwarte, dass du das nächste mal niemanden umbringst, wenn du auf einer Mission bist." sein Blick war eiskalt und seine Stimme ließ keine Wiederworte zu. "Wovon redest du?" innerlich versuchte ich zu verarbeiten, dass ich meinem Kommandant einfach ins Gesicht log, äußerlich versuchte ich mir davon nichts ansehen zu lassen. "Stell dich nicht dumm." ich zuckte nur mit den Schultern. Kaum einen Wimpernschlag später hatte er sich auf die Lehnen meines Sessels gestemmt und schaute mich wutentbrannt an. "Als ich heute gemeint habe, dass ich es gut heiße, wenn du so wirst, habe ich nicht gemeint, dass du da raus gehen sollst und Menschen töten sollst. Besonders nicht, wenn ich dich gerade zum Hauptmann erhoben habe." in mir brodelte es. Ich erhob mich ein wenig und unsere Gesichter waren nur noch Centimeter voneinander getrennt. Jetzt war auch ich wütend. "Er hatte es aber verdient." meine Stimme zitterte vor Wut. Erwin stieß sich ab und drehte sich für einen Moment weg. "Du kannst nicht in jedem bösen Menschen, der dir begegnet Tom oder deine Familie sehen." ich stand auch auf und wurde mit jeder Sekunde wütender. "Du musst endlich damit abschließen." "Er hat seinen Sohn umgebracht. Ein Kind, Erwin." Endlich drehte er sich wieder zu mir herum. "Ich habe auch Kinder umgebracht. Ich bin mit hunderten von ihnen da hinaus geritten und kehre niemals mit allen wieder zurück." seine Augenbrauen waren hochgezogen und er schaute mich erwartungsvoll an. "Willst du mich jetzt auch umbringen?" "Vielleicht sollte ich dann auch uns beide umbringen." sagte ich und seine Augen wurden noch kälter. "Gute Nacht." danach verließ er mein Zimmer und ließ mich aufgebracht zurück. Wie konnte er mich nur dafür rügen, dass ich das richtige getan hatte. Ich war mir bewusst, dass er und ich beide Menschen auf dem Gewissen hatten und davon waren auch Kinder ein nicht besonders kleiner Teil. Doch dieser Mord war anders, ich hatte nicht gemordet um mich selbst oder andere zu schützen. Ich ermordete diesen Mann, weil er seinen Sohn umgebracht hatte. Ich rächte seinen Sohn.

A Nightmare that came true   /Attack on titanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt