Der ganze Weg zurück war seltsam, in mir machte sich zwar eine Erleichterung breit, aber die vergangenen Momente trieben mir immer wieder eine Gänsehaut über die Schultern, den Rücken hinunter. Ich ritt neben Jean auf meinem Pferd. Hinter uns saßen Mikasa und Eren in einem Wagen, Eren hatte es vorhin geschafft die Titanen auf Reiner und Berthold zu hetzen, weshalb mich Jean auch retten musste. "Jean." sagte ich leise und riss meinen Blick vom blutigen Ärmel von Erwin los. "Was ist?" fragte er und schaute noch immer auf die Mähne seines Pferdes. "Ich wollte dich nicht verletzen." fing ich vorsichtig an, er schnaubte. "Mara, es ist nicht der Moment um über solche Dinge zu reden. Wir haben gerade Unmengen an Soldaten verloren und-" er hielt inne. Dann rieb er sich mit dem Ärmel über die Augen. "Ich werde dich nicht mehr belästigen ok?" ich wollte mich zu ihm hinüber beugen und ihm einen Klaps auf den Hinterkopf geben, Jean konnte mich nicht verletzen. "Jean-" begann ich, doch er unterbrach mich. "Ist schon gut. Ich habe verstanden." er lächelte mich traurig an. Mein Herz schrie in meiner Brust. Ich mochte Jean sehr gerne und zu sehen wie schlecht es ihm ging, machte mich traurig. Es ging ihm wegen mir schlecht, weil ich Erwin geküsst hatte, vor seinen Augen.Den gesamten Weg zurück konnte ich nur an zwei Dinge denken und das eine war Erwin und Jean und das andere war meine Wut. Sie lebte jedes mal wieder auf, wenn ein Tropfen Blut meine Haut berührte. Die Wut auf Reiner und Berthold, weil sie uns in die Horde geführt hatten und Erwin seinen Arm verlor, die Wut, dass ich mich nicht an meiner Familie rächen konnte. Einfach alles machte mich so unfassbar wütend. Im Quartier angekommen, ließen mich Moblit und Hange fast nicht gehen, sie wollten so vieles darüber wissen, was Pastor Nick vor unserer Mission, zu mir gesagt hatte. Als ich mich dann endlich von ihnen entfernen konnte, ging ich direkt zu Eren. Er lag in einem Zimmer, auf der selben Etage war auch Erwin. Soviel ich wusste, war Erwin gerade bei meinem Arzt und ließ sich die Schulter verbinden. Die nächsten Tage würde er viel Ruhe brauchen, ich hatte sowieso genug zu tun, denn ab morgen sollte ich mit Hange und Levi den Mauerkult ausspionieren und Pastor Nick verhören. Doch jetzt musste ich einfach zu Eren. Ich schlug die Tür auf und sah Mikasa, nicht besonders überraschend. "Ist er wach?" fragte ich und erschrak, als ich hinter mir eine Hand spürte. "Tut mir leid, ich wollte ihn auch sehen." es war Armin. Ich nickte und trat mit ihm zusammen ein. "Ja bin ich." hörte ich Eren's Stimme. Ich war noch nie so erleichtert, seine nervige Stimme zu hören. "Wenn du dich das nächste Mal entführen lässt, werde ich dich hier drin einsperren." sagte ich und setzte mich auf den Tisch der neben Mikasa's Stuhl, als ich hinunter schaute, konnte ich sehen, dass ihre Hände verschränkt waren. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. "Wie geht es dir?" fragte ich ihn und er schaute mich nur an. "Mara, du solltest dich ausruhen, seit wir diesen haarigen Titan gesehen haben, hast du nicht geschlafen oder?" ich hielt mich am Tisch fest. Er hatte Recht, mir ist es vorhin auch schon vorhin aufgefallen, mittlerweile habe ich weder gegessen noch geschlafen, seit wir Missionen hatten. "Mir geht es gut, ich lege mich bald hin." log ich, ich hatte noch viel zu viel zutun bevor ich mir ein Bett suchen würde. "Mara, ich werde morgen Früh, rechtzeitig zu dir kommen und dir alles erzählen." sagte Eren. Unfähig etwas zu sagen stand ich also wieder auf und strich ihm über den Kopf. "Du Idiot, lass dich lieber von Mikasa bewachen, bevor du weg bist." er schaute genervt auf, aber sagte nichts. "Gute Nacht." sagte ich und gähnte. "Gute Nacht." sagten alle im Chor, ehe ich das Zimmer verließ. Auf den Gängen war es angenehm warm, obwohl es schon Nacht war. Der Mond draußen erhellte die Gänge, das Feuer an den Wänden wirkte beinahe nur wie Deko. Ich ging ohne weiter darauf zu achten zu Erwin. Vor seinem Zimmer blieb ich stehen und hielt die Hand an die Tür, zu klopfen traute ich mich nicht und stand einfach so da. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen und mir endlich ein Bett suchen, als die Tür geöffnet wurde und ich in zwei Gesichter schaute. Einmal das von Levi und einmal das von meinem Arzt. "Mara, wie geht es Ihnen?" fragte er munter und lächelte freundlich. "Mir geht es gut, danke." sagte ich überrumpelt und sah zu Levi. Er verdrehte genervt die Augen und schob den Arzt vor sich aus dem Zimmer. "Oh warten Sie." sagte er und drehte sich zu mir herum. "Sie müssen jetzt gehen, sie hat leider noch etwas wichtiges zu besprechen. Sie werden sich ein anderes Mal mit ihr unterhalten. Und Mara, sei gut zu ihm, er hat gerade erst einen Arm verloren." sagte Levi noch an mich gewandt und wuschelte mir durchs Haar. "Gute Nacht." wünschte ich den beiden noch und blickte dann nervös ins Zimmer. Es war hell und riesengroß. Erwin saß auf seinem Bett, die Schulter verbunden, "Mara." sagte er schwach. Er hatte unfassbar viel Blut verloren und der Arzt hatte auch Stunden gebraucht bis er endlich hier war. Ich konnte einfach nicht früher zu ihm kommen, zu große Angst hatte ich davor, wie er mir in Erinnerung bleiben würde. Noch nie hatte ich ihn so schwach gesehen wie jetzt. Es war fast schon schmerzhaft. Außer der Decke über seinen Beinen und dem Verband um seine Schulter, konnte ich nur seine Haut sehen. Nervös konzentrierte ich mich auf seine Augen. "Komm doch zu mir." sagte er und wies mit der noch vorhandenen Hand auf den Stuhl neben sich. Ich ging hin und ließ mich darauf sinken, der Platz war noch warm. Ich wurde müde, meine Augenlieder konnte ich nur noch mit Gewalt offen halten. "So wie heute habe ich dich noch nie gesehen." gestand er mir und ließ seinen Kopf in seinen Nacken fallen. Er schaute mich so an, wie es noch nie einer getan hatte. Ab und zu konnte ich diesen Blick bei anderen Männern sehen, wenn sie ihre Freundin oder ihre Frau überraschten oder sie sich über etwas freute. Niemals hätte ich gedacht, dass auch ich so einen Blick jemals erleben würde. Ich fragte mich immer wie es sich anfühlte, es war furchtbar. Zu wissen, dass er heute beinahe gestorben wäre und nun nur noch einen Arm hat, war herzzerreißend, besonders so wie er mich jetzt ansah. Wut brauste in mir auf, über seine Dummheit. "Bring dich niemals wieder in so eine Gefahr." meine Augenbrauen waren zusammen gezogen, und meine Arme vor meiner Brust verschränkt. Er lächelte. "Noch einmal werde ich dich nicht retten." sagte ich im Anschluss noch, doch wir beide wussten, dass das eine Lüge war. Er streckte den Arm nach mir aus, sofort ergriff ich seine Hand und setzte mich von dem Stuhl zu ihm auf das Bett. "Kämpfe bitte immer so wie heute." Erwin's Stimme war weich und nahm mich voll und ganz ein. Sanft streichelte er mich durch mein Haar und begutachtete jede Stelle meines Gesichts. Meine Wut auf ihn war verflogen, stattdessen erfüllte mich der Drang mich an ihn zu kuscheln. War das okay? Ich wollte nicht, dass er wegen mir Schmerzen hatte. "Wirst du das für mich tun, Mara?" fragend schaute ich hinauf in seine Augen. "Für mich kämpfen?" ich nickte leicht und schloss meine Augen. Halb auf dem Bett liegend, genoss ich seine Berührungen und das leichte prickeln, dass ich spürte, wenn er meine Haut berührte. "Du solltest dich lieber ausruhen, damit du nicht erschöpft bist." sagte ich leise und richtete mich wieder auf. Erwin hatte ebenfalls die Augen geschlossen, seine Hand hielt meine. Er war wohl eingeschlafen. Ich stand auf und versuchte es ihm so angenehm wie möglich zu machen, ich holte noch ein Kissen aus dem Schrank und lag es so hin, dass er nicht vom Bett fallen konnte. Hinlegen wollte ich ihn nicht, sonst würde er sich auf seine Wunde legen oder es würde zu viel Blut den Körper hinauf laufen. Nachdem ich fertig war, verließ ich das Zimmer und ging zu meinem eigenen. Ich zog mich um und legte mich in mein Bett, es war ein herrliches Gefühl des Friedens. Doch einschlafen konnte ich noch nicht, jedes mal, wenn ich die Augen zu machte, hatte ich das Bild von Erwin im Kopf, wie er aus dem Maul des Titanen hing. Doch ich zwang mich einzuschlafen und träumte immer wieder den selben Alptraum. Erwin wurde mir genommen, der Titan der ihn mir genommen hatte sah in meinen Träumen allerdings genau so aus wie Tom.
DU LIEST GERADE
A Nightmare that came true /Attack on titan
FanfictionMara ist auf dem Weg ihr jetziges Leben zu beenden und entweder zu sterben oder ganz neu anzufangen. Sie hat ihre alles verloren seit die Mauer Maria von Titanen zerstört wurde. Sie tritt dem Aufklärungstrupp bei um sich zu rächen, sie möchte die ga...