Kapitel 31

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Hange wirkte gequält, wahrscheinlich wollte sie mit ihnen reden. Ich bewunderte schon immer die Art wie sie die Dinge sah. Ihr gutes Herz erlaubte ihr, sich fast immer wissenschaftlich zu verhalten. Sie war neugierig und traute sich immer Fragen zu stellen, auch wenn diese völlig fehl am Platz waren. Es juckte sie bestimmt in den Fingerkuppen, dass sie nicht einfach los ziehen konnte und mit Reiner und Berthold reden konnte. Die ganze Sache mit Historia war nebensächlich, weshalb ihr niemand nähere Beachtung schenkte, ich war mir nicht einmal sicher ob Levi und Hange bescheid wussten. Meine Gedanken wurden immer lauter, ich schaute den Tisch an und betrachtete jede einzelne Fuge, jeden Splitter der davon abging. Mit einem mal wurde es jedoch still in meinem Kopf, Jean hatte eine Tasse vor mich gestellt und setzte sich neben mich. Sein Gesicht war eingefallen und er sah aus, als würde er sich jeden Moment übergeben wollen. "Ist alles in Ordnung bei dir Jean?" fragte ich deshalb. Er nickte seufzend und lehnte such zurück. "Wo ist dein Abzeichen?" fragte er, seine Stimme war erstaunlich fest. Verwundert hielt ich einen Augenblick lang inne, "Ich habe es einem Rekruten überlassen, er hat seinen Zwilling heute verloren." sagte ich. Jean nickte und rieb sich über das Gesicht. "Du wusstest das bereits oder?" unsicher schaute ich ihn an und legte meine Hände um die warme Tasse. Es war ein angenehm warmer Tag draußen, aber mir war hier drinnen eiskalt. Wieder konnte ich nur nicken. "Ich habe die beiden zu mir geholt und ihnen gesagt, dass sie mir vertrauen können. Ich wusste, dass irgendwas nicht stimmte, aber ich hätte niemals gedacht... Nein das stimmt nicht, ich wusste es irgendwie. Ich konnte sie nur nicht dazu bringen mir genug zu vertrauen." ich wandte meinen Blick ab. Ich habe haushoch versagt, bei meiner Mission. Mein Körper verspannte sich, meine Finger gruben sich in meine Hose und ich musste die Schuldgefühle erneut herunter schlucken. Die Wut die meinen Körper so erwärmte, wurde von Jean's kalter Hand weggespült, er legte seine Hand auf meine. Sie war eiskalt. Innerlich musste ich grinsen, vor wenigen Sekunden noch, wärmte ich meine Hand an der Teetasse. Als ich wieder aufschaute konnte ich die gesamte Frustration in seinen Augen sehen. Es war fast schon schmerzhaft wie er mich ansah. Ich konnte vielleicht mit all der Grausamkeit fertig werden, die die Welt zu bieten hatte, doch Jean nicht. Die anderen Rekruten auch nicht, sie haben all das nicht verdient, sie waren noch Kinder. Jean stammte aus einem guten Elternhaus, soviel ich wusste. Er hatte eine liebende Mutter und seit dem Aufklärungstrupp erfuhr er, dass es nicht nur gute Menschen in unseren Mauern gab. Es schmerzte in meiner Brust wenn ich in die Runde schaute. Alle hier drin haben schon jemanden verloren, Freunde, Familie oder mehr. Mein Blick ruhte dabei auf Mikasa, sie sah so ruhig und gefasst aus wie immer, doch ich wusste wie sie sich aufführen konnte wenn es um Eren ging. Als mein Blick zu Levi fiel, sah ich, dass er mich bereits ansah. Er sah auch Jean's Hand auf meiner liegen. Er sprach mit Hange, doch er beendete das Gespräch schnell wieder und kam zu mir. Jean zog seine Hand wieder weg, Levi stellte sich zu mir und analysierte mich. "Wir haben herausgefunden, dass Reiner und Berthold aus dem selben Ort stammen wie Annie. Sie könnten alle unter einer Decke gesteckt haben." na toll, das auch noch. "Wann können wir ihnen hinterher?" fragte ich und Levi's Augen blitzen kurz auf. Er hörte das Zittern in meiner Stimme. "Steh auf." sagte er bestimmend und hielt mich am Arm fest. Er zog mich hinaus und warf mich unsanft in die nächste Gasse. Die anderen hatten die Situation nur still beobachtet. Wir waren genau in der Seitengasse des Quartiers. Ich konnte mich noch fangen, bevor ich auf den Boden fiel. "Was soll das? Warum gibst du dir die schuld daran?" fragte er und ich wusste, jetzt war nicht mehr mit ihm zu spaßen. Unfähig etwas zu sagen, versuchte ich seinem Blick stand zu halten. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, ich hatte noch nie so ein Gefühl wenn ich bei ihm war. Sonst war er immer geduldig und mitfühlend mit mir, doch dieses mal wirkte er als hätte er genug von mir. Ich schluckte. "Mara, wenn jemand schuld ist, dann die beiden Vollidioten. Du hast alles getan was du tun konntest und trotzdem waren sie so dumm und haben es nicht angenommen. DU hast dich damit nur in Gefahr gebracht." inzwischen war Levi mir so nahe, dass ich mich gegen die Wand hinter mich presste. "Wenn ich noch einmal sehe wie du dir die Schuld an so etwas hier gibst, dann werde ich nicht mehr so freundlich sein und dich davon kommen lassen. Hör also auf zu denken, dass alles unter deiner Verantwortung steht, verstanden?!" ich nickte. Von außerhalb der Gasse konnte ich noch die Soldaten hören, die herum rannten und das hier gar nicht mitbekamen. "Levi wenn ich aber hier gewesen wäre, hätte ich vielleicht etwas verhindern können!" brachte ich dann hervor und konnte meine Tränen kaum zurück halten. Ich konnte Reiner und Berthold vor mir sehen, die Angst die sie dazu veranlasste den Mund zu halten. Sie hatten unfassbare Angst und trotzdem waren sie dazu in der Lage solche Dinge zu tun. "Hör auf sie zu beweinen. Wenn du ihnen helfen möchtest, dann holen wir Eren zurück-" "Levi." hörte ich es vom Ende der Gasse. Levi drehte den Kopf dorthin und seine Haare berührten beim Schwung meine Stirn. Eine Träne schaffte es meinem Auge zu entkommen und bahnte sich ihren Weg über meine Wange. Ich wischte sie weg und schaute auch dorthin wo Levi hin sah. Erwin stand dort, er war wütend. "Erwin." Levi ließ von mir ab und schaute mich noch einmal an. Er war nicht sauer auf mich, er war sauer auf Reiner und Berthold, weil sie mich so fühlen ließen. Erwin schaute zuerst Levi an und dann mich. "Ist alles in Ordnung?" ich nickte ohne zu ihm aufzusehen. Er folgte Levi und mir in das Haus hinein, um eine Ankündigung zu machen. Ich setzte mich wieder auf den Stuhl auf dem ich vorhin schon gesessen hatte. "In ein paar Stunden ist es soweit und wir werden nach draußen reiten um Eren zurück zu holen. Füllt euer Gas und macht euch bereit."

A Nightmare that came true   /Attack on titanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt