Gedanken

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(Aus Arthurs Sicht) 
Ich kam ohne Merlin zurück ins Schloss, es war ein merkwürdiges Gefühl, einen anderen Diener mit seinen Aufgaben zu betrauen, doch auf ihn musste ich jetzt verzichten. Es war gelogen, als ich sagte, ich hätte ihn ohne seine Hilfe getötet, ich könnte ihm niemals etwas antun. Und mir war bewusst, dass er im Gegenzug genauso wenig fähig dazu wäre. Doch meine Pflicht, meinem Vater und Camelot gegenüber, zwang mich dazu, ihn zu verbannen. Was sollte das Volk über mich denken, wenn herauskam, dass ich einem Zauberer unerkannt Unterschlupf gewährte, jegliche andere Zauberer jedoch zum Tode verurteilt wurden. Noch dazu würde mein Vater mich wohl gleich mit auf den Scheiterhaufen stellen und mich eines zukünftigen Königs für Camelot als unwürdig erklären. Und vermutlich lag er damit gar nicht so falsch, meine Gefühle Merlin gegenüber hatten sich in letzter Zeit nämlich geändert und ehe ich mich versah, empfand ich mehr für diesen Spinner von Diener, als es mir lieb war.

Ich berichtete meinem Vater von der Kreatur, der wir im Wald begegnet waren, auf dem Weg zurück in meine Gemächer hielt Gaius mich auf.

„Was ist mit Merlin?", fragte er mich besorgt. Ich sah ihm seine Angst um ihn deutlich an, ich wusste, dass Merlin in seiner Zeit hier für Gaius zu so etwas wie seinem Ziehsohn geworden war.

„Er lebt.", meinte ich nur, ich wusste ja nicht, wie viel Gaius über Merlin wusste, ich wollte ihn nicht ungewollt verraten.

„Aber warum ist er nicht mit Euch zurückgekehrt?", hakte er weiter nach. 

„Er ist ein Za..." fing ich an, doch unterbrach mich unsicher. Gaius Gesicht zu urteilen, wusste er, was ich sagen wollte und schien darüber nicht verwundert.

„Er hat es euch gesagt." Schlussfolgerte er nun. „Und ihr habt ihn dafür verbannt."

„Ich habe ihn nicht direkt verbannt, ich sagte nur, dass es besser wäre, wenn er sich eine Zeit vom Schloss fernhalten würde."

„Besser für wen, besser für Merlin oder besser für euch?"

Ich seufzte nur unsicher, ich wusste es doch selber nicht. 

„Ihr müsst wissen, Merlin besitzt nicht nur Zauberkräfte, es gibt so manche, die behaupten, er wäre der größte Zauberer, den die Welt je gesehen hat.", erzählte er mir ernst.

„Merlin?!" Es fiel mir schon schwer, mir Merlin überhaupt mit Zauberkräften vorzustellen, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben. Aber dass er darüber hinaus auch noch über starke Kräfte verfügen sollte, das konnte ich mir nicht so einfach vorstellen.

Ich seufzte. „Ich brauche Zeit zum Nachdenken.", dann ging ich in meine Gemächer.

Bevor sich die Tür hinter mir schloss, hörte ich Gaius noch: „Lasst euch nicht zu viel Zeit, Merlin wird nicht ewig warten.", sagen.

2 Wochen vergingen und ich fing langsam an zu verzweifeln. Ich wollte Merlin wiedersehen, unbedingt, doch ich wusste noch immer nicht, wie ich über den Umstand hinwegsehen konnte, dass er ein Zauberer war. Ich hatte deswegen keine Angst vor ihm, anfangs hatte es mich etwas besorgt, doch mir wurde schnell klar, hätte Merlin vorgehabt, mich zu töten, hätte er dazu genug Möglichkeiten gehabt, auch ohne Magie. Doch ich bekam ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran dachte, Merlin zurückzuholen und es dennoch zuließ, dass mein Vater alle Zauberer hinrichten ließ. Doch wie sollte ich die Meinung meines Vaters ändern, war das überhaupt möglich? Doch viel wichtiger war die Frage, ob Merlin überhaupt zurückkommen würde.

Ich hatte einen Entschluss gefasst, über Camelot und meinen Vater konnte ich mir noch genug Gedanken machen, doch wie viel Zeit blieb mir, bis Merlin mir endgültig den Rücken kehren würde, wenn er das nicht schon getan hatte. Der Gedanke versetzte mir einen Stich. In den wenigen Tagen ohne ihn wurde mir schmerzlich bewusst, wie tief meine Gefühle für ihn waren, ich liebte Merlin und das mehr als alles andere.

Auf schnellstem Wege ging ich zu Gaius, er sollte mir helfen, Merlin zu finden. 

„Was wünscht Ihr Sire?", fragte er sogleich, als ich seine Gemächer betrat.

„Ich will Merlin zurückholen, ich werde nach Ealdor reiten, doch für den Fall, dass er dort nicht ist, hatte ich Hoffnung, ihr könntet mir sagen, wo er sonst noch hingegangen sein könnte."

„Er wird sicher nicht nach Ealdor gegangen sein.", überlegte er.

„Wieso?" Das war doch meine einzige Hoffnung gewesen.

„Er würde niemals etwas tun, das seine Mutter in Gefahr brächte."

„Aber ich würde doch nie...", setzte ich an.

„Aber das weiß er nicht. Er ist sicher verwirrt, hat Angst, weiß nicht, was er tun soll."

„Und wo ist er dann?", fragte ich schon fast verzweifelt. 

„Ich denke, er wird bei den Druiden Zuflucht gesucht haben."

„Die Druiden? Aber niemand weiß, wo sie zu finden sind." Konnte ich meine Suche etwa direkt im Keim ersticken?

„Es gibt dennoch Möglichkeiten, sie zu treffen, wenn sie Euch finden." Ich sah ihn verwirrt an. „Wenn Ihr Merlin wirklich finden wollt, dann werden sie Euch finden." Ich blickte ihm noch immer skeptisch entgegen. „Vertraut mir, wenn Ihr Merlin aufrichtig finden wollt, dann werdet Ihr das." 

Ich bedanke mich bei ihm und machte mich auf die Suche.

Rückkehr der Magie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt