Aus Merlins Sicht)
Ich war früh zu Bett gegangen, dennoch schlief ich länger, als ich es beabsichtigt hatte. Mein Körper holte sich wohl zurück, wovon er am Tag zuvor zu wenig bekommen hatte. „Gaius, warum habt Ihr mich nicht geweckt? Ich muss doch meinen Pflichten nachkommen.", beschwerte ich mich bei meinem Lehrmeister.„Du hast heute keine Pflichten."
„Wie meint Ihr das?", hakte ich verwirrt nach.
„Es war vorhin ein Diener hier, er hat die Sachen dort vorbeigebracht..." Er zeigte auf den Tisch, auf dem mir fremde Kleidungsstücke lagen. „Und gesagt, dass Arthur dich erst zur Bekanntgabe des neuen Gesetzes erwartet. Du sollst die Sachen dort tragen."
„Ich habs verbockt, er hasst mich jetzt sicher.", frustriert schlug ich die Hände über Kopf zusammen.
„Ich glaube, er denkt, das Gleiche.", lächelte Gaius.
Auf meinen fragenden Blick hin reichte er mir einen kleinen Zettel. Entschuldige mein Verhalten, lass uns nach der Bekanntgabe reden. gez. Arthur, stand darauf geschrieben. Ich legte das Papier zur Seite und sah mir die Sachen näher an. Es handelte sich um ein Hemd in einem dunklen Blau und einer schwarzen Hose, beide aus hochwertigen Stoffen. „Die Sachen kann ich doch nicht tragen, die sind viel zu wertvoll, was, wenn ich sie schmutzig oder kaputt mache?"
„Du wirst heute zum Hofzauberer ernannt, da kannst du nicht in deiner Kleidung aufkreuzen.", lachte er.
„Was habt Ihr gegen meine Sachen?", fragte ich, gespielt beleidigt, bevor ich lachte. „Hab schon verstanden."
(Aus Arthurs Sicht)
Dieser Diener Wilhelm ging mir mit jeder Minute, die verstrich, mehr und mehr auf die nerven. Zumindest verrichtete er seine Arbeit ordnungsgemäß, das war aber auch das einzig positive, was man über ihn sagen konnte. Mir fehlte Merlin und das, obwohl ich ihn gerade mal einen halben Tag nicht gesehen hatte. Es war einfach nicht das gleiche, wenn er nicht in meiner Nähe war. Doch mit meiner Aktion am Vortag hatte ich wohl mehr zerstört als gerettet. In dieser Situation erschien es mir als einzige Möglichkeit, Merlin meine Liebe zu versichern, doch nun wusste ich, wie töricht dieser Gedanke war. Statt ihn damit bei mir zu behalten, hatte ich ihn von mir gestoßen. Wie sollte er mir das verzeihen? Wie sollte ich mir das verzeihen? Ich würde es sogar verstehen, wenn er kein Wort mehr mit mir wechseln wollte.„Sire? Die Bekanntgabe findet gleich statt, Ihr müsst Euch noch umkleiden.", holte mich die Stimme Wilhelms aus meinen Gedanken.
„Ja, ich bin gleich soweit."
Ich war nervös, nervöser als vor der Ratsversammlung. Nicht wegen des Volkes, dem ich gleich gegenübertreten würde, sondern wegen Merlin. Ich wusste nicht, was er nun von mir dachte, verabscheute er mich womöglich?
Ich stand vor dem Balkon, von dem aus ich gleich zu den Leuten sprechen würde. Merlin war noch nicht da, doch er sollte jeden Augenblick kommen und umso länger es dauerte, umso nervöser wurde ich. Dann endlich kam er um die Ecke und lächelte mir nervös entgegen. Er trug die Sachen, die ich ihm hatte bringen lassen, und wie erwartet sah er hervorragend darin aus. Wie konnte er nur denken, dass er nicht ansehnlich war? Für mich war er die schönste Person im Raum und das zu jeder Zeit. Er kam auf mich zu, er wollte irgendetwas sagen, doch ich unterbrach ihn sogleich. „Es tut mir leid, was ich..." Die Stimme meines Vaters, die mich anwies, herauszutreten, hielt mich in meinen Worten auf.
„Ist schon gut.", meinte Merlin und zeigte mir, dass ich nach draußen gehen sollte.
„Wir reden später.", als Antwort nickte er mir aufmunternd zu.
Die Menschen hatten sich in Massen eingefunden, der gesamte Schlossplatz war überfüllt, durch die Tore konnte ich noch mehr Leute sehen, die dem ganzen beiwohnen wollten. Ich konnte mir ein freudiges Grinsen darüber nicht verkneifen, es war bei weitem nicht selbstverständlich, dass ganz Camelot zu einer Bekanntgabe erschien. „Bürger von Camelot.", richtete ich mich nun an das Volk. „Ich freue mich, dass ihr euch hier so zahlreich eingefunden habt. Heute ist, wie ich finde, ein historischer Tag. Vielleicht haben einige von euch es schon gehört. Heute ist der Tag, an dem die Magie nach Camelot zurückkehrt." Jubeln ging durch die Menge.
Ich konnte, auch wenn ich ihn nicht ansah, Merlins Freude spüren.
Ich wartete einen Moment, bis ich ihnen zu verstehen gab, dass ich noch mehr zu sagen hatte. „Selbstverständlich wird das Ganze nicht ohne Regeln auskommen. Und um das zu überwachen und sicherzugehen, dass niemand die Magie für Böses einsetzt, wird es ab dem heutigen Tage einen Hofzauberer geben. Einige von euch kennen ihn vielleicht...", ich drehte mich zu ihm. „Merlin, würdest du bitte zu mir kommen?" Ich sah ihm seine Nervosität förmlich an, als er neben mich trat. Wer konnte es ihm verdenken, sein ganzes Leben hatte er seine Fähigkeiten verheimlicht und nun wusste es ganz Camelot. Einige der Leute jubelten wieder, andere sahen verwundert drein, wiederum andere belustigt. „Merlin, demonstriert du uns bitte einmal dein Können?"
Er nickte unsicher und murmelte ein paar Worte, von denen ich nur "Dragon" verstand. Ich sah seine Augen kurz aufleuchten, dann wandte ich mich dem Geschehen auf dem Schlossplatz zu. Aus den Funken der Feuerstellen und Fackeln, formte sich ein riesiger Drache, der über den Köpfen der staunenden Zuschauer flog. Er öffnete sein großes Maul, um Feuer zu spucken, doch statt einer Feuersbrunst verließ ein Schwall Blütenblätter sein Maul. Während sich der Drache in seinen Funken auflöste, welche tanzend in den Himmel aufstiegen, fielen die Blütenblätter sanft zur Erde, auf die Köpfe der begeisterten Menge. Nun hatten sich auch die Gesichter der Ungläubigen in Staunen und Faszination gewandelt.
„Nun, ich denke, damit hat sich gezeigt, dass Merlin sehr wohl geeignet für diesen Posten ist."
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Rückkehr der Magie
FanfictionPrinz Arthur, Sohn des mächtigen Uther Pendragon, sollte die Magie hassen, immerhin wurde es ihm von klein auf eingebläut. Doch was tut man nicht alles für die Liebe seines Lebens, wenn diese sich als mächtiger Zauberer entpuppt? Und wie reagiert wo...