Merlins Sicht)
Noch immer zitterten mir die Knie, ich hatte tatsächlich gerade vor ganz Camelot, einschließlich des Königs, gezaubert. Ich spürte die deutlich feindseligen Blicke, Uthers, in meinem Nacken, als ich den Balkon wieder verließ. Der Gedanke, dass ich jahrelang unerkannt, als Zauberer, in Camelot gelebt hatte, im Schloss ein und ausgegangen war und für das leibliche Wohl seines Sohnes zuständig gewesen war, machte ihn merklich sauer. Er musste es nicht einmal aussprechen, sicher war ich nicht der einzige, dem das auffiel. Gleich nachdem die Bekanntgabe vorbei war, war der König nicht mehr zu sehen.Ich ging direkt auf Arthur zu, als dieser durch die großen Flügeltüren des Balkons nach innen trat. Ich wollte endlich mit ihm reden. „Arthur, ich...", fing ich an, doch wurde unterbrochen, als eine Gruppe Ritter auf mich zugestürmt kam.
„Merlin, das war unglaublich, warum hast du denn nicht früher gesagt, dass du zaubern kannst?", fragte Gwaine aufgeregt und legte mir einen Arm um den Hals.
„Glückwunsch zur Ernennung zum Hofzauber.", lächelte Lancelot fröhlich.
„Danke.", erwiderte ich noch leicht nervös.
„Du musst unbedingt mit uns trainieren.", bestimmte Gwaine.
„Warum?", fragte ich verwirrt.
„Genau.", mischte sich nun Sir Leon mit ein. „Du musst uns helfen, besser im Umgang mit bösen Zauberern zu werden."
„Am besten sofort, wir wollten gerade mit dem Training beginnen.", meinte Gwaine und zog mich langsam mit sich.
„Aber ich wollte gerade...", setzte ich an, befreite mich aus Gwaines Griff.
„Ist schon gut, wir können später reden, ich komme auch gleich zum Training, ich muss nur noch die Rüstung anlegen.", unterbrach Arthur mich.
„Wie Ihr meint.", erwiderte ich leicht enttäuscht. „Aber ich muss mich noch kurz umziehen gehen."
„Keine Sorge, du bekommst neue Sachen, wenn diese kaputtgehen. Na los, geh schon mit ihnen mit, lass sie nicht noch länger warten.", lächelte er und schob mich in die Arme der Ritter, die mich sogleich mit sich zogen.
(Aus Arthurs Sicht)
Ich sah Merlin nach, wie er von den Rittern zum Trainingsgelände geschleift wurde. Am liebsten hätte ich ihn mir geschnappt, um mit ihm allein zu sein. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich ihn, gerade jetzt, nicht für mich beanspruchen durfte. Das war sein Moment, endlich erkannte man ihn an.Ich drängte Wilhelm dazu, sich beim Anlegen der Rüstung zu beeilen. Ich wollte schnell am Training teilhaben, um Merlin zu sehen.
Als ich auf der Trainingsfläche ankam, zeigte Merlin den Rittern gerade seine Magie. Der Staub vom Boden wirbelte herum, ich sah Formen sich darin bewegen, doch erkennen konnte ich es erst, als ich näher trat. Im Staub waren Menschen zu sehen, Ritter auf Pferden, die durch den Wald ritten. Von wegen, sie wollten mit Merlin trainieren, gegen Magie zu kämpfen, sie wollten doch nur sehen, wie er zauberte. Gut, ich konnte es ihnen nicht wirklich übel nehmen, immerhin hatte ich dasselbe getan. Dennoch konnte ich sie nicht einfach so davonkommen lassen. Durch deutliches Räuspern machte ich die Gruppe auf meine Anwesenheit aufmerksam. Augenblicklich fiel die Szenerie aus Staub zu Boden. „Das sieht mir aber nicht nach Training aus. Ich fürchte, du lenkst meine Ritter ab, Merlin."
„Wenn Merlin hier jemanden ablenkt, dann ja wohl Euch Sire.", lachte Gwaine.
„Du wagst es so über deinen zukünftigen König zu reden?", meinte ich anklagend, auch wenn ich wusste, dass es ihm schon immer an Respekt vor Autorität gefehlt hatte.
„Wen meint Ihr, Euch oder Merlin?", wagte er also noch immer seine Witze zu reißen. Obwohl ich in dieser Hinsicht hoffte, dass es sich bewahrheitete und Merlin eines Tages als König an meiner Seite stand.
Ich wollte etwas erwidern, doch Merlins unbehagliches Gesicht ließ mich innehalten und wandte mich stattdessen an alle Ritter. „Na los, schnappt euch einen Schild und ein Holzschwert."
„Wieso Holzschwerter, Sire?", fragte Percival.
„Für den Fall das, sollte etwas schieflaufen, Merlin nur einen blauen Fleck bekommt und nicht einen Arm oder ein Bein weniger.", erklärte ich.
Schnell hatten sich alle, außer mir, ein Schwert aus Holz geholt und um Merlin gestellt. „Also Merlin, es ist alles erlaubt, wir wollen ja echte Bedingungen nachstellen.", grinste Gwaine freudig.
„Wirklich alles?", hakte Merlin mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen nach.
„Fangt schon mal ohne mich an, ich besorge mir noch ein Schwert.", ließ ich sie wissen, da ich es für besser hielt, kurz einmal auf Abstand zu gehen. Meine Vermutung bestätigte sich sofort, als die Ritter ihren ersten Angriffsversuch wagten und von einer einzigen Bewegung von Merlins Händen zu Boden geschleudert wurden. Ich schnappte mir ein Holzschwert und gesellte mich zu den am Boden liegenden Rittern.
„Ok, vielleicht doch nicht alles.", japste Gwaine atemlos.
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, als ich dem Ritter mit dem Schwert leicht gegens Bein schlug, um ihn zum Aufstehen zu bringen. „Na los, fangen wir an. Ein Treffer bedeutet, ihr seid raus."
Wir stellten uns in einem Kreis um Merlin auf. Gleich nachdem ich das Zeichen zum Start gegeben hatte, wurden uns unsere Schwerter aus den Händen gerissen und gegen uns gerichtet. „Schilde hoch Männer!", schrie ich ihnen zu, während bereits der erste Schlag auf meinen erhobenen Schild niederging. Percival und zwei weitere Ritter waren nicht schnell genug und wurden vom Schwert getroffen, damit schieden sie aus. Der Rest blockte nun jeden Angriff mit dem Schild ab. Ich erkannte an Merlins Handbewegungen seine nächsten Züge, denn diese kamen immer einen kurzen Moment, bevor das Schwert sich bewegte. So "überlebte" ich zwei weitere Ritter, denen das ganze entgangen war. Nun waren wir nur noch vier, unter ihnen Gwaine und Lancelot, die bei Merlins Angriffen noch nicht klein beigegeben hatten. Doch die nächste Attacke sah ich als einziges voraus. Während die anderen nämlich von ihren Schwertern am Rücken getroffen wurden, schnappte ich es mir aus der Luft, als es gerade über meinen Kopf hinweg sauste. Sofort nutzte ich die Gelegenheit, in der Merlin, seinen Triumph, noch weitere Ritter aus dem Spiel geholt zu haben feierte, um einen Angriff zu wagen. Doch statt auf einen Körper prallte mein Schwert an einem massiven Baumstamm ab, der in Windeseile aus dem Boden gesprossen war.
„So einfach mache ich es Euch nicht.", lächelte Merlin, während der Baum wieder in der Erde verschwand.
„Ich dir auch nicht.", erwiderte ich überlegen und nutzte die Chance, dass er nicht genug Zeit für einen neuen Zauber haben würde, da ich ihm inzwischen viel zu nah war. In einer schnellen Bewegung hielt ich ihm das Schwert an die Brust. „Gewonnen."
„Ach wirklich?", hörte ich Merlins Stimme hinter mir und spürte die Spitze eines Schwertes gegen meinen Rücken drücken. Der Merlin, den ich vermeintlich besiegt hatte, löste sich in Luft auf und ich drehte mich überrascht zum richtigen Merlin um, der ein siegreiches Lächeln auf den Lippen hatte. „Gewonnen."
„Wie hast du?", fragte ich verwundert.
„Illusionszauber.", erwiderte er nur schulterzuckend.
„Ich will eine Revanche, Merlin.", kam Gwaine dazwischen.
So ging es noch eine Weile weiter. Wir hatten es nicht ein einziges Mal geschafft, Merlin zu besiegen, auch wenn die Ritter meinten, wir wären einige Male nah dran gewesen, war es in Wirklichkeit nicht so. „So das Training ist beendet.", löste ich das ganze nun auf.
„Endlich.", seufzten einige der Ritter gleichzeitig und auch Merlin war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
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Rückkehr der Magie
أدب الهواةPrinz Arthur, Sohn des mächtigen Uther Pendragon, sollte die Magie hassen, immerhin wurde es ihm von klein auf eingebläut. Doch was tut man nicht alles für die Liebe seines Lebens, wenn diese sich als mächtiger Zauberer entpuppt? Und wie reagiert wo...