Abschied

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(Aus Arthurs Sicht)

Endlich blieb er stehen und wandte sich mir zu. „Ihr tut was?", hakte er verwundert nach.

„Ich liebe dich.", wiederholte ich nun ruhiger.

„Das kann nicht Euer Ernst sein. Ich bin Euer... ich war Euer Diener. Soll das etwa ein Witz sein? Habt Ihr das nur gesagt, um mich aufzuhalten? Was bringt Euch das? Ich bin nur ein Diener und ich beherrsche die von Euch so verhasste Magie. Ihr habt mich deswegen verbannt und jetzt kommt Ihr den weiten Weg hierher, um mir so etwas zu sagen?", schleuderte er mir sauer und verwirrt entgegen.

„Ich weiß, ich war nicht fair zu dir. Ich habe mir eingeredet, es wäre das beste für Camelot, dass ich dich weggeschickt habe. Einen Zauberer weniger, um den sich mein Vater sorgen muss. Aber ich hab es ohne dich langsam nicht mehr ausgehalten und habe sogar überlegt, wie ich meinen Vater dazu bringen könnte, die Zauberei wieder zu legalisieren."

„Und seid Ihr zu einem Ergebnis gekommen?", fragte er hoffnungsvoll.

„Nein, ich hab nachgedacht und nachgedacht, doch mir ist keine Möglichkeit eingefallen, bei der ich nicht gleich mit auf dem Scheiterhaufen lande."

„Und warum seid Ihr dann hier?", erwiderte er nun enttäuscht.

„Ich hatte gedacht, zwei Köpfe sind schlauer als einer und du könntest mir vielleicht helfen.", meinte ich hoffend.

„Ihr habt also zwei Wochen gegrübelt, um zu dem Ergebnis zu gelangen, dass Ihr alleine zu keinem Ergebnis kommt?", lachte er sanft. „Diese Art von Euch habe ich wirklich vermisst."

„Kommst du mit mir zurück nach Camelot?", platzte es aus mir heraus. Seine Worte ließen mich glauben, dass ich mir Hoffnungen machen konnte und er mir verzeihen würde.

„Ja. Aber nur, wenn Ihr versprecht, mich nicht einfach an Euren Vater zu verraten." bat er.

„Natürlich, ich könnte dich... das würde ich nie."

„Gut.", lächelte er. „Ich muss mich noch verabschieden." Er zeigte über den Hügel. „Wollt Ihr mitkommen?"

Nickend folgte ich ihm. Die meisten sahen mir mit angsterfülltem Blick entgegen, andere wütend und herablassend.

Sofort kam eine Gruppe Kinder angelaufen, die Merlin förmlich um den Hals fielen.

„Hey, werft mich nicht um." lachte er.

„Emrys du warst so lange weg, du sagtest, du kommst gleich wieder." meckerte ein kleiner Junge.

Merlin lehnte sich lächelnd zu ihm herab. „Das tut mir leid." Dann verschwand sein Lächeln und wich einer traurigen Miene. „Ich muss euch etwas sagen. Ich kann nicht länger bleiben, ich muss dorthin zurück, wo ich herkomme."

„Du verlässt uns?", fragte ein Mädchen, ihr standen die Tränen bereits ins Gesicht geschrieben.

„Ihr kennt doch mein Schicksal. Ich kann nicht ewig davor wegrennen." Ich fragte mich, über was für ein Schicksal er sprach.

„Blödes Schicksal.", beschwerte sich ein anderer Junge.

Merlin lächelte nun wieder. „Versteht ihr also, warum ich gehen muss?"

Sie nickten zustimmend, auch wenn man ihnen ihre Traurigkeit deutlich ansah und einige von ihnen mit den Tränen kämpften.

Der alte Mann, der mich begrüßt hatte, kam auf uns zu. „Emrys, ich habe gehört, dass du uns verlässt." Oh Mann, dabei hatte er es bisher nur den Kindern gesagt und dennoch schien es bereits das ganze Dorf zu wissen. Alle scharten sie sich um uns oder besser gesagt um Merlin. Ich hatte Schwierigkeiten, meinen Platz an seiner Seite nicht zu verlieren, doch ich machte ihnen klar, dass ich mich nicht verscheuchen ließ. „Wir werden dich vermissen und du weißt, dass du jederzeit wieder Schutz bei uns suchen kannst.", bei diesen Worten funkelte er mir wütend entgegen.

„Ich weiß und ich bin euch wirklich unendlich dankbar, hättet ihr mich damals nicht gefunden, wäre ich wohl schon tot." Was hörte ich da?

„Das war doch selbstverständlich, einen Zauberer in Not zu retten, ist doch unsere Pflicht. Zumindest sehe ich es so." Er lachte. „Und einen so großen wie du es bist... Dich zu verlieren, wäre eine Tragödie gewesen."

Merlin lächelte verlegen, dann löste er sich aus der Menge und gemeinsam verließen wir das Dorf.

„Du, sag mal, was ist dein Schicksal, von dem du gesprochen hast und ach ja, was ich die ganze Zeit schon fragen wollte, warum nennen die dich Emrys?", platzte es aus mir heraus, nachdem wir außer Hörweite waren.

Merlin lachte kurz. „Ich habe anscheinend viele Namen, die ich nicht kenne und Emrys ist äh..." er klang verlegen. „Der Name wird in der Alten Religion erwähnt und damit wird der mächtigste jemals lebende Zauberer bezeichnet."

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, Gaius hatte mich ja bereits darauf vorbereitet, doch es jetzt noch einmal von ihm selbst zu hören. Der mächtigste, jemals lebende Zauberer, wie stark mochte er wohl sein?

„Habt Ihr jetzt etwa doch Angst vor mir?", fragte Merlin traurig, ihm musste wohl mein nachdenkliches Gesicht aufgefallen sein.

„Nein, habe ich nicht. Ich kann nur noch nicht ganz glauben, dass du wirklich so stark sein sollst. Immerhin hielt ich dich bisher für einen ziemlichen Trottel."

Merlin lachte. „Wer von uns beiden ist hier der Trottel?"

Ich stieß ihm spielerisch in die Seite und wir lachten, es fühlte sich schon fast wie früher an. „Und die Sache mit dem Schicksal?"

„Das hängt mit dem Namen irgendwie zusammen, also laut einer Prophezeiung ist Emrys dazu bestimmt, Arthur Pendragon zur Seite zu stehen, ihn zu beschützen und mit ihm das Land Albion wieder zu vereinen."

„Ich werde in einer Prophezeiung erwähnt?", wusste ich nur zu erwidern, woraufhin Merlin wieder begann zu lachen.

„Dazu gehört auch, die Zauberei nach Camelot zurückzubringen. Als ich Euch und Euren Vater kennenlernte, dachte ich, das wäre ganz unmöglich, dass Ihr der Magie niemals positiv gegenüberstehen könntet. Doch jetzt... jetzt habe ich wieder Hoffnung.", lächelte er, bevor sich ein skeptischer Ausdruck auf sein Gesicht schlich. „Aber Ihr akzeptiert meine Magie nicht nur, weil Ihr..." Er stockte und wurde rot. „Also wegen dem, was Ihr mir vorhin sagtet, oder?"

Schnell schüttelte ich mit dem Kopf. „Nein, ich fand es schon immer falsch, dass mein Vater jeden hinrichten ließ, der das Wort Magie nur in den Mund nahm. Als Kind habe ich mich gefragt, warum denn alle Zauberer böse waren, was machte sie dazu? Irgendwann wurde mir klar, dass mein Vater falsch liegen musste, es konnte doch nicht jeder böse sein, nur weil er Magie beherrscht. Doch ich schwieg und sprach ihn nicht darauf an. Die Sache ist die, dass er mir schon früh Schauergeschichten über Zauberer und Hexen erzählt hat und wenn ich ehrlich bin, verfolgen sie mich heute noch. Das ist auch der Grund, warum ich erst so erschrocken über deine Offenbarung war, aber gleichzeitig erkannte ich dadurch, dass ich recht hatte. Magie macht nicht böse."

„Ich bin wirklich froh, dass Ihr, das sagt, Arthur.", lächelte er.

„Was meintest du eigentlich damit, das wenn sie dich nicht gefunden hätten, du bereits tot wärst?", erinnerte ich mich.

„Ihr habt mich ohne Nahrung und Wasser im Wald zurück gelassen, was dachtet Ihr denn würde aus mir werden?"

„Keine ahnung, ich dachte wohl du könntest durch deine Magie überleben." Ich fühlte mich schuldig.

„Ich kann Essen nicht aus dem nichts herbei Zaubern. Macht Euch deswegen aber keine vorwürfe, es ist doch alles gut gegangen." versuchte er mich zu beruhigen.

„Ja doch hätte ich nicht so Kopflos gehandelt, wäre es garnicht erst soweit gekommen."

Danach liefen wir eine Weile still schweigend nebeneinander her, bis ich mich endlich traute, die wohl für mich wichtigste Frage zu stellen. „Also, wegen dem, was ich vorhin sagte... ähm... ich hoffe, du weißt, dass ich es ernst meine und... also naja..." Ich räusperte mich kurz und kratzte mir verlegen über den Nacken. „Was denkst du darüber?"

Rückkehr der Magie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt