Riskanter Plan

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(Aus Merlins Sicht)
Der erste Ritter, dem ich auf meinem Weg begegnete, war Lancelot, er stand auf dem Schlossplatz und trommelte die Ritter zusammen. „Lancelot, was ist passiert?"

„In der Unterstadt wurde eine Kreatur gesichtet.", erklärte er mir.

„Weiß man schon, um welche Kreatur es sich handelt?", hakte ich nach.

„Soweit ich gehört habe, soll uns dieses Wesen unbekannt sein. Es ist groß, hat grüne schlammige Haut und lange spitze Zähne."

Alarmiert horchte ich auf. „Lancelot sag den Rittern, dass sie ihre Schilde holen sollen, die Bestie spuckt Feuer.", wies ich ihn an und rannte weiter.

„Und was machst du, du hast nicht mal einen Schild.", rief er mir nach.

Ich drehte mich, rückwärtslaufend, zu ihm um. „Ich komm schon klar, kennst mich doch.", und schon rannte ich weiter. Ich hörte noch wie Lancelot den Rittern zurief, dass sie sich beeilen sollten.

Schon von weitem hörte ich die Schreie der fliehenden Stadtbewohner und beeilte mich, am Ort des Geschehens anzukommen.

Ich erkannte die Kreatur sofort, es war jene, der Arthur und ich im Wald begegnet waren. Drei Ritter kämpften bereits mit der Bestie, nur noch einer von ihnen hatte ein intaktes Schwert, das er vergeblich gegen das Monster richtete. Dieses zielte gerade, mit seinem weit aufgerissenen Maul, auf einen der unbewaffneten Männer. Im letzten Moment schleuderte ich ihn mit einem Luftstoß aus dem Weg. Der Ritter sah überrascht und leicht säuerlich auf, als er dann aber die Steinmauer hinter sich sah, die die Ladung des Wesens, statt seiner, abbekommen hatte und unter dieser nun zu schmelzen begann, wirkte er ganz glücklich über seine Lage.

„Hey, du hässliches Biest!", rief ich der Kreatur, Arme wedelnd, zu, als sie gerade einen zweiten Versuch startete, den am Boden liegenden Ritter zu rösten. Sofort hatte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit, es sah mich an, als würde es mich wiedererkennen. Es fixierte mich mit seinen großen schwarzen Augen, fing schwer an zu Atem, sein Magen rumorte, während er leicht anfing zu leuchten. Im nächsten Moment ging ein gewaltiger Feuerstrahl auf mich nieder, den ich mit einem magischen Schild von mir fernhielt. Doch es war nicht wie im Wald, nur eine kurze Feuersbrunst, die mich traf, es schien überhaupt nicht mehr aufzuhören. Ich spürte die Hitze durch die magische Barriere, sie brannte unangenehm auf meiner Haut, wurde immer heißer und heißer. Meine Kraft ließ allmählich nach, ich konnte beim besten Willen nicht sagen, wie lange ich diesem Angriff noch standhalten konnte. Mir blieb nichts anderes als zu hoffen, dass dem Monster zuerst die Puste ausgehen würde.

Gerade als meine Knie langsam weich wurden und drohten, unter der Last zusammenzubrechen, hörte ich ein dumpfes Poltern. Das Feuer erlosch und die Kreatur wandte sich nun etwas anderem zu. Kurz zitterten meine Knie, als ich mich umdrehte und Lancelot mit einer kleinen Armee aus Rittern sah, die mit ihren Schwertern auf ihre Schilde einschlugen. Ich rannte zu ihnen, solange mich die Bestie nicht beachtete, um hinter ihnen Deckung zu suchen und meine Kräfte zu sammeln. „Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen.", keuchte ich außer Atem.

„Du wolltest alleine vorgehen.", ermahnte Lancelot mich.

„Ich wusste nicht, dass es so etwas kann. Ich weiß nicht, ob der Feuerschwall aufgehört hätte, wenn ihr es nicht abgelenkt hättet.", verteidigte ich mich. „Ich weiß nicht, was das für ein Wesen ist."

„Mal sehen, was es zu unseren Schwertern sagt. Männer, wir greifen an.", wandte er sich nun an die anderen. „Auf mein Kommando."

Als geschlossene Einheit stürzten sie sich auf die Bestie.

Bevor die Schwerter seinen schleimigen Körper treffen konnten, zerstörte es ein paar mit seinem feurigen Atem. Doch auch die Schwerter, die den Angriff der Kreatur unbeschadet überstanden, verursachten keinerlei Verletzungen an dessen Körper. Sie prallten ab, als wäre seine Haut aus Stein. Sofort nachdem die Ritter gemerkt hatten, dass ihre Angriffe keine Wirkung zeigten, zogen sie sich zurück.

„Was ist das bloß für eine Kreatur?", fragte Lancelot verwirrt, als er wieder neben mir stand. „Seine Haut wirkt weich, doch hält einem Schwert stand wie ein Schild.", stieß er ungläubig aus.

„Ich habe keine Ahnung.", seufzte ich nachdenklich, bevor mir ein Gedanke kam. „Aber ich habe eine Idee. Lancelot, hast du einen Dolch?"

Er reichte ihn mir mit einem skeptischen Blick. „Was hast du vor?"

„Ich schätze, was wirklich Dummes. Sag das bloß nicht Arthur, der bringt mich dafür um, also wenn ich das hier überlebe."

(Aus Arthurs Sicht)
Als die Alarmglocken ertönten, war Wilhelm gerade dabei, mir die Rüstung für die Patrouille anzulegen. Ich wies ihn an, sich zu beeilen und sobald die letzte Lasche geschlossen war, rannte ich los. Ich traf keinerlei Ritter an und fragte einen verängstigt dreinschauenden Diener, was los sei. Genaues konnte er mir auch nicht sagen, doch zumindest wusste ich nun wo ich hin musste. So schnell meine Beine mich tragen konnten, unter der Last der schweren Rüstung, rannte ich die Straßen entlang. Schreie und dumpfe Schläge der Schwerter lotsten mich in die richtige Richtung. Ich zog mein Schwert, als ich annahm, nicht mehr allzu weit entfernt zu sein, und kurze Zeit später sah ich die Bestie, die den Rittern gegenüberstand. Ich brauchte kurz, um mich daran zu erinnern, woher mir dieses Monster bekannt war, doch die Erkenntnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Zerstörungswut dieser Kreatur zeigte sich auf dessen Weg, er war gesäumt von geschmolzenen Häuserwänden und erinnerte mich an mein geschmolzenes Schwert. Merlin hatte ihm bei unserer letzten Begegnung wohl nicht genug Angst eingejagt.

Gerade als ich mich zu meinen Männern gesellen wollte, sah ich eine einzelne Gestalt auf das Wesen zu rennen. Ich erkannte schnell, dass es sich um Merlin handelte, die braune Jacke und das rote Halstuch würde ich wohl aus jedweder Entfernung ausmachen können. Mir stockte der Atem, als ich sah, dass er in das geöffnete Maul dieser Kreatur sprang, es verschlang ihn im Ganzen. Mein Herz setzte für einen Schlag aus, meine Knie wurden weich, mein Schwert entglitt meiner Hand, doch das nahm ich nur am Rande wahr. Ich fühlte mich, als wäre mir der Boden unter den Füßen weggerissen worden, ich spürte, wie ich zitterte und kalter Schweiß über meine Haut glitt. Mir wurde schwindelig und schlecht, mein Leben hatte von einem auf den anderen Moment seinen Sinn verloren, es war, als würde die Welt aufhören sich zu drehen.

Rückkehr der Magie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt