Die Jagd

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(Aus Merlins Sicht)
Ich hasste die Jagd und genau auf eine ebensolche hatte mich mein Herr am heutigen Tage mitgeschleift. Wir waren nur zu zweit, er wollte Rehe jagen und umso größer die Gruppe, umso schwerer war es, still zu bleiben. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, aus welchem Grund Arthur mich mitgenommen hatte. Immerhin hatte ich mich auf früheren Jagten doch unfähig genug gezeigt, eben jene Stille zu bewahren, die auf solch Ausflügen doch so enorm wichtig war. Doch ich hatte mir bisher wohl noch nicht genug Mühe damit gegeben, also musste ich zu drastischeren Mitteln greifen. Wie aus Versehen ließ ich also keinen Ast aus, der vor mir lag und ließ es mir nicht nehmen, meinen Weg durch knackende Geräusche zu untermalen.

„Merlin.", zischte der künftige König mir nun entgegen. „Könntest du wohl darauf achten, wo du hintrittst?"

„Natürlich, entschuldigt Sire." beteuerte ich gespielt meine Tat, doch natürlich hörte ich keineswegs mit meinem Tun auf.

„Merlin!"

„Was? Ich achte darauf, wo ich hintrete. Ich möchte auf die Stöcke treten.", schmunzelte ich nun, um ihn zu ärgern. Was seine Wirkung keineswegs verfehlte.

Wenn auf diese Weise nicht alle Rehe im Umkreis von 3 Meilen verscheucht werden würden, würde er mir jetzt wohl eine Schimpftirade an den Kopf werfen, die sich gewaschen hatte. Doch so seufzte er nur geschlagen und meinte: „Geh zurück zum Schloss Merlin."

Ich versuchte mir das siegreiche Lächeln nicht ansehen zu lassen, als ich: „Wie ihr wünscht, Sire.", erwiderte. Das Funkeln in seinen Augen, mit dem er mich betrachtete, ließ mich wissen, dass mein Versuch gescheitert war. Das tat meiner Freude über das Ende der Jagd jedoch keinen Abbruch.

Gerade als ich umdrehen und den Weg zum Schloss auf mich nehmen wollte, kam ein lautes Krachen aus dem Unterholz. Schneller als ich gucken konnte, hatte Arthur sein Schwert gezückt und noch ehe die Bestie zwischen den Bäumen hervorsprang, hatte er sich ihr entgegengestellt. Sie war riesig, fast so groß wie ein Drache, doch weniger schuppig, eher schleimig wirkte seine Haut in dunklem Grün, als wäre er gerade aus einem Sumpf gestiegen. Sein Maul, bestückt mit einer Reihe scharfer und spitzer Zähne, wie Dolche schauten sie aus seinem Kiefer hervor. An den Spitzen waren sie leicht schwarz, mit Ruß bedeckt, als könne das Monstrum feuerspucken, und wie, als wolle es meine unausgesprochene Frage beantworten, ließ es eine gewaltige Feuersbrunst auf Arthur los. Der daraufhin rückwärts taumelte und fiel. Das Schwert, das mit dem Feuer in Berührung gekommen war, schmolz augenblicklich in seiner Hand und war somit nutzlos.

„Merlin, lauf weg!", schrie er mir zu, während er rücklings krabbelnd versuchte, dem Monster zu entkommen, bis ein umgefallener Baum seine Flucht behinderte.

Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen, Arthur saß in der Klemme, sein Schwert nur noch ein Klumpen Blei auf erdigem Boden, war er dem Ungetüm hilflos ausgeliefert. Ich sah mich um, nach irgendetwas, das mir half, ihn zu retten, doch ich wusste, ich würde nichts finden, das es mit dieser Kreatur aufnehmen konnte, ich hatte also keine andere Wahl.

„Merlin, jetzt lauf schon weg!", schrie Arthur erneut in meine Richtung.

Das Wesen fletschte seine Zähne und machte erneut, Anstalten Feuer zu spucken und zielte dabei direkt auf den Prinzen.

„Merlin, was tust du?", fragte dieser entgeistert, als ich mich zwischen ihn und die Kreatur stellte.

Ich sah ihn traurig an, ich wusste, was ich jetzt tun musste, würde alles zwischen uns verändern. „Bitte vertraut mir." Im nächsten Moment ging ein neuer Schwall des Feuers in unsere Richtung los. Aufgehalten von einer unsichtbaren Wand, die ich mit den Armen vor mir aufrechterhielt. Dass mich sein Angriff nicht getroffen hatte, irritierte die Kreatur und diesen Umstand nutzte ich, um ihm meinerseits eine Feuersbrunst entgegenzuschleudern. Damit hatte es nun überhaupt nicht gerechnet, drehte sich verängstigt um und rannte davon. Erleichtert, die Situation so einfach klären zu können, drehte ich mich zurück zu Arthur. Ich reichte ihm eine Hand, um ihm hoch zu helfen, doch er schlug sie von sich. Nun stand ihm nicht mehr die Angst vor diesem Wesen ins Gesicht geschrieben, sondern die Angst vor mir.

Umständlich rappelte er sich auf, bevor er endlich das Wort an mich richtete. „Wie hast du... du hast... du bist..." stammelte er vor sich hin, scheinbar nicht in der Lage, die richtigen Worte zu finden.

Da leugnen jetzt wohl zwecklos geworden war, half ich ihm bei der Wortwahl. „Ja, ich bin ein Zauberer."

„Du bist ein... wie kann das sein?", fragte er fassungslos.

„Ich wurde so geboren, ich kann nichts dafür." versuchte ich mich zu verteidigen. Doch als ich einen Schritt auf ihn zu machen wollte, wies er mir mit erhobenen Händen an, nicht näherzukommen. „Ich tue Euch nichts.", erwiderte ich traurig.

„Es wäre wohl das Beste, wenn du dich eine Weile vom Schloss fernhältst."

„Ihr verbannt mich? Ich habe Euch gerade das Leben gerettet!" gab ich aufgebracht zurück.

„Ja, mit Magie, Merlin. Dass du mich gerettet hast, ist der Grund, warum ich dich wegschicke und nicht sofort töte."

„Na schön, wie ihr wollt."

Rückkehr der Magie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt