Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem Bundestag

Landtags Lover

Hab den Oneshot schon ewig rumfliegen und er ist bisschen Bayern-spezifisch, aber ich finde ihn lustig und für die Doro Fans ist er definitiv was.

„Und jetzt noch bitte ein Bild mit Herrn Söder, ja?", sagte der Fotograf und schob Dorothee näher an Markus heran. Sie errötete, als sie seine Hand auf ihrem Rücken spürte und erwischte sich zum wiederholten Male dabei, wie sie sich vorstellte, dass ebenjene Hand unter ihr Dirndl wandern würde. Der Fotograf drückte begeistert auf den Auslöser.

Doch Doro wurde sofort aus ihrer anregenden Phantasie gerissen, als sie Markus Stimme vernahm. "Machen wir jetzt noch eins mit der Michaela?", fragte er und zog Michaela Kaniber, die bayerische Landwirtschaftsministerin in seinen anderen Arm. Innerlich kochte Doro vor Wut. Diese Schnepfe.

Die Bundestagsabgeordnete hatte sich so darauf gefreut mal wieder nach München zu kommen und dann auch noch für einen CSU-Empfang im Maximilianeum! Natürlich war ihre fränkische Heimat viel schöner als Oberbayern, doch sie besuchte die Landeshauptstadt gerne. Besonders, weil dies meistens bedeutete, dass sie auf Markus Söder traf.

Söder, dieses Bild von einem Mann! Er war die Definition von Männlichkeit und bayerischer Tradition. Ein Mittelfranke, wie er im Buche stand, ein ganzer Kerl. Was für ein Mannsbild, schoss es Doro durch den Kopf und ein Schauer durchfuhr ihren Körper. Er verursachte bei ihr mehr Gänsehaut als der bayerische Defiliermarsch, ja sogar mehr als das Frankenlied.

Es gab nur eine Sache, die Doro ganz und gar nicht gerne sah: Wie gut sich der Ministerpräsident mit seiner attraktive Landwirtschaftsministerin verstand. Michaela war ihr schon eine ganze Weile ein Dorn im Auge. Klar, sie liebte die Bundespolitik, doch im fernen Berlin konnte Doro nur zusehen, wie Michaela Markus bei jedem Pressetermin in ihren engen Dirndln mehr um den Finger wickelte. Verdammte Tracht. In der sah jede Frau gut aus! Naja fast, korrigierte Doro sich gedanklich, als ihr wieder das Bild von Beatrix von Storch einfiel, die auf einem Oktoberfest-Abklatsch ebenfalls in Tracht posiert hatte. Schnell verdrängte sie die Rechtspopulistin aus ihren Gedanken.

„Schau nicht so", mahnte Ilse Aigner an, als Doro mit missmutigem Gesichtsausdruck ein Glas Silvaner von einem vorbeikommenden Kellner entgegennahm. „Ich schau nicht so", pampte Doro die Landtagspräsidentin an. „Die geht mir einfach tierisch auf den Nerv", murmelte sie und nickte in Michaelas Richtung, die noch immer mit Markus in der Nähe zusammenstand. „Die kann nicht mal ihre Dirndl-Schleife richtig binden!"

Ausnahmslos alle anwesenden Frauen trugen Dirndl, wobei Doro in ihrer pinken, recht extravaganten Ausführung besonders hervorstach. Ilse war betont traditionell und hochgeschlossen unterwegs, während Michaela... verdammt Michaela füllte dieses Dirndl recht gut aus, musste Doro zugeben. Nur hatte sie die Schleife links vom Betrachter aus gesehen gebunden. Bei näherer Überlegung war Doro sich allerdings nicht sicher, ob das aus Unachtsamkeit geschehen war, oder ob die Ministerin Söder so Signale schicken wollte.

Ilse schien einen Moment lang mit sich zu hadern. Dann sage sie: „Hast du's noch nicht gehört? Die Michaela hat sich von ihrem Mann getrennt." Ganz kurz schloss Doro die Augen. Na Bravo, dann machte die Kaniber sich wohl wirklich an ihren Markus ran. „Na super. Dann überrascht mich nix mehr. Schau dir mal an, wie die den Markus anschaut!"

Ilse spähte zu Michaela hinüber, die tatsächlich einen ziemlich verträumten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, doch irgendwie kam es ihr so vor, als ob sie nicht Söder anhimmelte, sondern jemand, der knapp hinter ihm stand. Fast sah es so aus, als würde sie... Doch Ilses Gedankengang wurde von Horst Seehofer unterbrochen.

„Ich hätte ja nicht mehr damit gerechnet, aber der Markus, der macht sich als Ministerpräsident", verkündete der Ex-Innenminister. „Der erinnert mich manchmal an mich." Beinahe liebevoll legte er Ilse eine Hand auf die Schulter. „Und wie er sich mit der Michaela versteht! Fast so wie wir zwei, Ilse! Du warst auch immer mein Liebling. Entschuldige, Doro!"