Also, wer kann Ihnen was?

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Hatte heute mal so eine spontane Idee und die musste raus. Ist vielleicht bisschen anders, aber hatte das Bedürfnis dazu was zu schreiben.

Einatmen, Ausatmen. Ihre Hände zitterten. Nochmal: Einatmen, Ausatmen. Sie wollte da nicht rein. Nicht allein. Die kratzige Stimme des älteren Mannes erhob sich erneut.

„Was ja auch mal wieder zeigt, dass man als Frau nicht mehr können muss, als gut auszusehen. Ich bitte euch, was macht sie denn auch groß? Nichts, abgesehen davon einen Listenplatz zu blockieren, auf dem einer unserer Jungs hätte stehen können. Laut Günther ist die doch schon mit ihrem Abschluss überfordert, wo bleibt da noch die Zeit für die Landespolitik? Ich kann dieses dümmlich grinsende Gesicht einfach nicht mehr sehen. Ich hoffe nur, dass wir die nächstes Jahr aus dem Vorstand kriegen."

„Beruhig dich, Udo. Wenn du mich fragst, dann wird die jetzt nach ihrem Examen sowieso bald schwanger und wir sind die los. Mehr Zeit als für ein bisschen Kommunalpolitik bleibt ihr dann sowieso nicht mehr und auf Fotos sieht sie ja ganz hübsch aus, das musst du ihr lassen", sagte ein anderer Mann. Die Runde im Raum, die nicht bemerkt hatten, dass Linda im dunklen Flur der Landesgeschäftsstelle vor der Tür stand, lachte. „Stimmt. Scharf sieht unsere Barbie ja dann doch aus. Vielleicht wäre die weniger nervig, wenn man ihr mal wieder so richtig-" Linda schaltete auf Durchzug.

So ging das jetzt schon seit dem Sommer. Vor gut vierzehn Tagen dann, hatte ein Brief im Landesvorstand die Runde gemacht. Ein Brief - vier Seiten lang - in dem der Landesvorsitzende Udo Geyer (Name von der Redaktion geändert) seinem Ärger über Linda Luft gemacht hatte.

Sie arbeite nicht, nähme keine Termine wahr. Sie hätte ihre Pläne bzgl. des Staatsexamens nicht mit der Fraktion abgestimmt, war nur eine Mehrbelastung. Linda streue Gerüchte über Vorstandskollegen, stelle diese bewusst schlecht dar und behaupte, dass Udo ihre Kandidatur für den Bundestag verhindert hätte. Nun, genau das hatte Udo getan und Linda würde einen Teufel tun und diesbezüglich ihre Klappe halten, doch an den anderen Vorwürfen war absolut nichts dran.

Linda hatte von Anfang an gesagt, dass sie einige Monate Auszeit brauchen würde, um sich auf das Examen vorzubereiten. Von nach der Sommerpause, bis zum Ende des Jahres. 5 Monate. Maximal. Den Rest der 5-jährigen Legislatur war sie anwesend. Und es war nicht so, dass Linda ALLE Termine einfach sausen ließ. Wann immer sie es schaffte war sie anwesend und gerade setze sie sich auch stark für den Erhalt der Juristischen Fakultät der Uni Potsdam ein.

Doch der Vorstand und auch die Mehrheit des Landesverbands standen hinter Udo. Und damit sah es für Linda wirklich ziemlich schlecht aus. Ihre Unterstützer fanden sich vor allem bei den Brandenburger JuLis und im Bundesvorstand der FDP, vereinzelt in den Kreisverbänden. In der Landtagsfraktion beispielsweise, stand sie aber mehr oder weniger allein da.

Das hier war ihr erstes Zusammentreffen mit dem restlichen Landesvorstand seit Udo beschlossen hatte ihre Fehde in die Öffentlichkeit zu tragen. Natürlich hatte sich die Presse, sowohl regional, als auch überregional, sofort auf den Streit gestürzt. Beinahe jeden Tag durfte Linda nun irgendwelche Behauptungen über sich selbst in der Zeitung lesen. Zweimal war es jetzt schon vorgekommen, dass ihr Mann morgens behauptet hatte, dass keine Zeitung geliefert worden sei. Linda vermutete, dass er die wirklich schlimmen Berichte wohl abgefangen hatte. Höhepunkt des Ganzen war gewesen, als sie einen Anruf der FAZ bekommen hatte, ob sie sich zu den Vorwürfen gegen ihre Person äußern wollte. Linda hatte geantwortet, sie hätte nichts dazu zu sagen. Dabei gab es so einiges, das ihr auf der Zunge brannte, doch sie wollte verhindern, dass die Situation weiter eskalierte. Allein in den vergangenen zwei Wochen hatte es einige Äußerungen gegeben, gegen die Linda auch juristisch hätte vorgehen können.

„Frau Teuteberg!", rief eine fröhliche Stimme hinter ihr und die Männer im Raum vor ihr verstummten. Linda lächelte erleichtert. Endlich ein freundliches Gesicht. Mit selbstbewussten Schritten kam der Bundesaußenminister, der heute als Gast in der Vorstandssitzung und später bei einem Stammtisch dabeisein sollte, auf sie zu und legte ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. Zwei JuLi-Jungs, die ihn vom Parkplatz abgeholt hatten zwinkerten ihr zu. Sofort fühlte sie sich besser. Sie würde den Nachmittag also nicht allein mit diesen Idioten da drin überstehen müssen.

Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem BundestagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt