Ein voll verrückter Montag III - Bereinigungssitzung

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Sooo es hat ein bisschen länger gedauert, weil bei mir in letzter Zeit sehr viel los war, aber weiter geht's...

Linda schickte die Mail an Kulturstaatsministerin Müntefering ab. Vielleicht wusste die ja, was es mit der seltsamen Vase auf sich hatte. Müde lehnte sie sich in Christians Arbeitszimmer zurück. Franca war heute Abend nicht da und so würde Linda die Nacht alleine in dem Apartment über den Dächern der Stadt verbringen. Sie erhob sich und trat an das riesige Panoramafenster. In der Ferne konnte sie die Kuppel des Reichstagsgebäudes leuchten sehen.

Linda verließ den Raum. Schon den ganzen Tag hatte sie so ein komisches Bauchgefühl und jetzt wo sie allein durch Christians Wohnung streunte, ließ sie den Gedanken, der ihr seit Stunden im Kopf herumschwirrte endlich zu. Was wäre, wenn sie und Christian keinen Weg zurück mehr finden würden? Wenn sie für immer im Körper des jeweils anderen bleiben müssten? Wie sollte es dann weitergehen?

Umso länger sie in Christians Körper steckte, desto mehr fiel Linda auf wie sehr sie ihren Körper und ihr Leben vermisste. Natürlich war daran nicht alles perfekt! Und eigentlich hatte sie immer an Christians Stelle sein wollen - doch nicht so. Um ehrlich zu sein fühlte sich Christians Leben recht einsam an.

Franca war ziemlich viel unterwegs und so ein richtig freundschaftliches Verhältnis schien Christian auch zu niemandem zu haben, zumindest nicht zu irgendjemanden, den Linda getroffen hatte, seit sie in seinem Körper steckte. Christian hatte keinen Björn und auch keine Katja oder Nicola.

Katja. Neben ihrem Mann vermisste Linda die am meisten. Sie vermisste es einfach in ihr Büro zu kommen und darüber zu lästern wie nervig die Linke war und wie mies die SPDler im Vergleich zu ihnen aussahen. Sie vermisste die gemeinsamen Mittagessen und die Zeit, die sie zusammen auf diversen Veranstaltungen verbrachten. Linda seufzte schwer.

Sie stand mittlerweile in Christians Schlafzimmer und machte sich daran sich auszuziehen. Als sie nur noch in Boxershorts vor dem Spiegel stand, betrachtete sie Christians Körper kurz genauer. Darüber hätte sie auch zu gerne mit Katja gesprochen. Grinsend fuhr sie über den Bauch des Parteivorsitzenden. Naja, so mies sah er tatsächlich gar nicht aus. Ein seltsam flatterndes Gefühl machte sich in Lindas Bauch breit. Mhm, es gab ja so einige Dinge, die sie als Mann mal hätte ausprobieren wollen, aber in Christians Köper...? Kopfschüttelnd ließ sie sich aufs Bett fallen. Nein, sie musste professionell bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Irgendwie musste sich diese Situation doch lösen lassen.

Linda kuschelte sich in Christians Bett und schloss die Augen. Wenn sie nur jemanden hätte, mit dem sie über diesen ganzen Wahnsinn sprechen konnte. Das letzte woran sie dachte bevor sie einschlief, war ihre Kollegin Katja.

*

Christians Rücken schmerzte noch immer, wenn auch nicht mehr halb so schlimm wie am Tag zuvor. Verdammt, wenn er darüber nachgedacht hatte, was er gerne als Frau alles getan hätte, dann hatte blutend auf Lindas Sofa liegen definitiv nicht auf der Liste gestanden. Ehrlicherweise hatte Christian immer gedacht, dass er in so einer Situation den ganzen Tag vor dem Spiegel stehen und sich selbst anstarren würde, doch nachdem er nun in Lindas Körper steckte, erfüllte es ihn fast mit Scham, wenn er sich morgens unter die Dusche stellte und an dem für ihn fremden Körper hinabsah. Vor allem war Linda nicht unattraktiv und egal wie sehr er sich dagegen wehrte, manchmal drängten sich ihm Bilder von ihr in sehr eindeutigen Situationen auf. So richtig rot war er allerdings erst geworden, als Christian einen Blick ins Lindas Nachtschränkchen riskiert hatte. Er hatte so einiges über seine Generalsekretärin herausgefunden, das er ihr gar nicht zugetraut hätte.

Lindner sah auf Lindas kleine, silberne Uhr. Ihr Sitzungsdienst würde gleich beginnen. Christian schulterte wieder einmal die bescheuerte pinke Handtasche und machte sich auf den Weg zum Aufzug. Auch wenn er wusste, dass er ja nicht wie er selbst aussah fühlte es sich absolut komisch an mit einer Tasche rumzulaufen. Christian begann seine Männlichkeit langsam wirklich zu vermissen.

Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem BundestagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt