Katjas Perspektive eines früheren One Shots
Seit Lindas Nachricht in den frühen Morgenstunden, hatte sich kein Muskel in Katjas Körper entspannt. Sie hatte nein sagen wollen. Hatte Linda anbrüllen wollen was ihr denn einfiele ihr einfach jetzt zu schreiben, ihr JETZT damit zu kommen, dass sie noch eine Chance haben wollte, ob ihr das nicht hätte früher einfallen hätte können doch dann... dann hatte sie inne gehalten, hatte in sich hineingehört und seitdem wusste Katja was zu tun war.
Sie war aufgestanden, hatte sich angezogen und war hinunter in die Garage gegangen. Sie war auf ihr Motorrad gestiegen und hatte Hamburg hinter sich gelassen. Als sie jetzt auf der A24 dahinbrauste wurde sie nur von einem Gedanken beherrscht: sie musste schneller sein. Schneller als Doro. Schneller als Lindas Familie, die ihr sicherlich sagen würde, dass sie Doro heiraten sollte. Schneller, als Linda das tun konnte, als dass sie Ja sagen konnte.
Sie hatte bis zu dieser Nachricht alles getan, was sie konnte, um nur nicht an sie zu denken. Hätte Katja sich ihrer Sehnsucht nach Linda hingegeben, dann hätte sie sich in ihr verloren, ganz sicher. Es durfte nicht sein, das wusste sie. Linda war mit Doro zusammen gewesen, sie hatten sich verlobt und jetzt... Jetzt wollte sie Katja zurück.
Eventuell war es dumm, sich einfach auf den Weg zu machen. Was sollte Katja tun? Linda einfach mitnehmen? Es war nicht so, als ob die beiden zwei Durchschnittsbürger waren. Das würde Schlagzeilen machen. Vielleicht war es auch keine gute Idee zu Linda zurückzukehren. Nothing good starts in a getaway car. Und war es nicht vielleicht viel mehr Lindas Angst davor für immer an Doro gebunden zu sein und weniger die Liebe zu Katja, die sie dazu bewogen hatte ihr zu schreiben? War Katja vielleicht nur das Ticket in die Freiheit? Doch all das war Katja im Moment egal. Sie hatte Gefühle für Linda und auch, wenn sie enttäuscht werden sollte, Hauptsache sie ergriff ihre Chance, Hauptsache sie bewahrte Linda vor dem Fehler ihres Lebens.
An einer Tankstelle sah Katja auf ihr Handy. Keine Nachricht von Linda, dafür aber 3 Anrufe einer unbekannten Nummer und eine Nachricht von... Katja starrte auf den Namen, der sich hinter der Nummer, die sie auch angerufen hatte befand. Annalena Baerbock?
~ ACA Baerbock:
Bitte denke sehr genau darüber
nach bevor du handelst. Du glaubst vielleicht,
dass du sie retten würdest, aber ich denke
nicht, dass sie weiß, was sie tut. (8:37)Katja atmete scharf ein. Genau das war es. Sie würde sie irgendwie dazu bringen, dass sie Doro heiraten würde. Sie würden ihr sagen, dass es das Richtige wäre, dass sie das Doro nicht antun könne, dass es ihre Pflicht wäre. Katja startete ihr Motorrad wieder und gab Gas. Sie würde es schaffen. Sie musste einfach.
Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit später, als sie endlich ankam. Vor der kleinen Kirche war niemand zu sehen. War sie zu spät? Mittlerweile hatte sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen bereitgemacht. Konnte sie das wirklich bringen?
Verloren stand Katja vor dem alten Gemäuer und starrte auf die Holztür. Die Orgelklänge von Innen verstummten und sie konnte hören wie jemand zu sprechen begann. Die Worte verstand sie nicht. Machte sie sich hier zum Idioten? Sie drehte nachdenklich ihren Motorradhelm in den Händen. Dann überkam sie wieder diese Welle an Klarheit, das sichere Wissen darum, was sie zu tun hatte. Katja hängte den Helm an ihr Motorrad und fuhr sich durch die Haare. Jetzt oder nie.
Katja stieß die Tür auf und ging ein paar Schritte den Marmor gefließten Gang entlang. Ein Dutzend Köpfe drehten sich zu ihr. Die meisten Anwesenden sahen sie maximal verwirrt an. Nur Dorothee war leichenblass, Annalena schüttelte den Kopf und... Katja hielt den Atem an, als sie Lindas Blick traf.
„Stopp?", rief Katja mit brüchiger Stimme und nicht ganz überzeugend. Die Pfarrerin vor dem Altar sah sie mit offenem Mund an. „Das ist ein Witz, oder?", fragte sie halblaut. Doro sagte nichts und sah sie nur verzweifelt an. Linda jedoch machte einen Schritt auf Katja zu. Diese fühlte wie ihr Mut zurück kam. Sie räusperte sich.
„Linda ich... Ähm..." Linda begann zu lächeln, was auf Katja schon immer ansteckend gewirkt hatte. Sie seufzte grinsend und streckte eine Hand aus. „Bist du bereit?", fragte Katja, die nun den Rest der Menschen, die um sie herum saßen nicht mehr wahrnahm. Linda nickte und raffte ihr Kleid. Dann schien sie sich daran zu erinnern wo sie gerade war. „Dorothee..." Sie drehte sich zu ihr. Doro sah sie mit Tränen gefüllten Augen an. „Es tut mir leid", flüsterte Linda. „Aber ich kann nicht. Ich muss... Ich liebe dich. Aber Katja ist vermutlich die Liebe meines Lebens." Dann drehte Linda sich zu Katja, die sie anstrahlte und rannte los. Sie ergriff Katjas Hand und stürmte mit ihr aus der Kirche.
Mittlerweile hatte auch der Letzte begriffen was hier passierte und das absolute Chaos brach aus. Doch als die Ersten aus der Kirche eilten, waren Linda und Katja schon über alle Berge.
Sie waren eine Weile gefahren, doch irgendwo im Nirgendwo Brandenburgs hatte Katja gehalten und Linda vom Motorrad geholfen. „Es gibt da etwas, wofür ich vorhin keine Zeit hatte", murmelte Katja, als sie Linda eng an sich zog. Linda schlang die Arme um ihren Hals und lehnte die Stirn an Katjas. Ohne weitere Worte küsste Katja Linda und sie wusste, dass das hier sicherlich kein Fehler gewesen war.
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Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem Bundestag
FanfictionDer literarische Snack für zwischendurch! Alles was ich noch sagen wollte, Ideen die es nicht in fertige Stories geschafft haben oder einfach nicht für eine eigene Geschichte ausreichen. Es wird divers werden. Enjoy. Wie immer gilt: All das ist fre...