Ein voll verrückter Montag II - Ölwechsel in der Männerumkleide

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„Also, dann sehen wir uns heute Abend, Schatz", sagte Lindas Ehemann und sah zu wie sich seine Frau eine Jacke überzog. Christian, der noch immer in Lindas Körper steckte, versuchte möglichst natürlich zu lächeln. „Heute kann es spät werden. Christian und ich haben noch einiges zu besprechen. Du weißt ja... wichtiger Job und so." Björn verdrehte die Augen. „Ach Lindner. Der soll sich mal nicht so haben. Die meiste Arbeit wälzt er doch sowieso auf Katja und Co. ab."

„Also so ist das ja dann doch nicht. Christian leistet auch gute Arbeit!", erwiderte dieser empört. Lächelnd schüttelte Björn den Kopf. „Du bist einfach viel zu nett in der Hinsicht. Aber los jetzt, du kommst sonst zu spät!" Damit hatte er tatsächlich recht. Christian sah auf Lindas silberne Uhr, die er am Handgelenk trug und die nicht halb so viel Statussymbol war wie seine Rolex. „Stimmt, ich muss mich beeilen. Wir sehen uns später!" Er drehte sich um und wollte gerade die Küche verlassen, in der einer seiner Meinung nach furchtbare Tapete angebracht war, als Björn ihn festhielt. „Hey, hast du nicht was vergessen?" Verständnislos sah Christian ihn an und eher er sich versah, zog Lindas Mann ihn näher zu sich und küsste die Person, die aussah wie seine Frau.

Der Kuss war stürmischer, als Christian das dem Ehepaar jemals zugetraut hätte und auch die Hand die sich auf seinen Hintern legte, brachte den FDPler aus dem Konzept. Perplex löste Christian sich aus Björns Armen. Also wenn er jemals eine Person mit dem Namen Teuteberg so hätte küssen wollen, dann wäre es sicher nicht dieses Exemplar gewesen.

„Ich liebe dich", sagte Björn, und zwinkerte „Linda" zu. Christian atmete tief durch. „Ich dich auch", antwortete er unbeholfen, bevor er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen ließ.

***

Linda versuchte möglichst männlich an der Tür zu lehnen. Sie kam sich dabei ziemlich bescheuert vor. Wo blieb Christian nur? Sie wartete bestimmt schon 20 Minuten vor ihrem Büro auf ihn. Als sie dann endlich ihren eigenen Körper den Flur auf sich zukommen sah, traute sie ihren Augen nicht. „Sag mal wie siehst du denn aus? Hat dich schon jemand gesehen?", rief sie. „Was stimmt denn nicht?", fragte Christian und sah an sich herunter. „Das Outfit geht ja, aber die Haare! Und bist du ungeschminkt?" Christian zuckte mit den Schultern, als er Lindas Büro aufschloss. „Was soll ich denn machen? Ich kenne mich mit diesem Zeug nicht aus. Und deine Haare sind ja eine Katastrophe. Wieviel Haarspray benutzt du eigentlich um die zu bändigen?" Anstatt zu Antworten deutete Linda auf ihren Schreibtischstuhl und öffnete einen Schrank in der Ecke. Heraus zog sie ein Make-Up Täschchen. „Stillhalten", sagte sie, als sie sich vor Christian auf den Schreibtisch setzte und begann zu retten, was zu retten war. Christian ließ es über sich ergehen.

„Wie lief es bei mir zuhause?", fragte Linda nach einer Weile. „Ganz okay. Ich bin ins Bett gegangen bevor Björn nach Hause kam. Meinte ich wäre extrem müde gewesen. Das Frühstück war dann ganz okay, aber... ah Linda, es tut mir leid, aber als ich gegangen bin da..." Christian schluckte. „Entspann dich, Lindner. Ein Abschiedskuss ist nicht die Welt." Das nannte sie Abschiedskuss? Viel hätte nicht mehr gefehlt und Björn hätte Christian an Ort und Stelle...

„Dein Mann geht ganz schön ran", murmelte Christian. „Aber jemanden zu küssen fühlt sich in deinem Körper ganz anders an als in meinem. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es ein Mann war. Hey, zählt das eigentlich als mein erster schwuler Kuss? Ich stecke ja in einem Frauenkörper." Linda konnte sich das Grinsen nicht ganz verkneifen als sie sagte: „Nun, wenn es dich glücklich macht, Christian, dann zählt das. Auch wenn du in meinem Körper steckst, bist du noch immer ein Mann, schätze ich."

„Wie war es eigentlich bei dir und Franca?", fragte Lindner, um nicht weiter an Björn denken zu müssen. „Och, wir hatten einen schönen Abend", sagte Linda knapp und vollendete die Restauration ihres eigenen Gesichts. Es war schon komisch sich selbst aus dieser Perspektive zu sehen. Aber wieder einmal fiel ihr auf, wie attraktiv sie eigentlich war.

Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem BundestagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt