Ein voll verrückter Montag I - Kunst im Bundestag

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Ihr seht es am Titel - es wird mehrteilig! 

„Sag mal, weiß Schäuble eigentlich was du hier veranstaltest?"

„Ich bin Bundestagsvizepräsidentin! Ich kann machen was ich will!"

Annalena Baerbock schloss die Augen. Na das konnte ja was werden. Schweigend beobachtete sie, wie der Bundestagsmitarbeiter die Kiste, aus der er gerade eine sehr hässliche Vase hervorgeholt hatte, wieder verschloss und sich mit einem Nicken in Claudias Richtung verabschiedete. Claudia Roth betrachtete die Vase mit leuchtenden Augen.

„Warum wolltest du dieses Ding eigentlich unbedingt hier aufstellen?", fragte ihre jüngere Kollegin schließlich. „Und wo hast du sie her?" Claudia kratzte sich am Kopf. „Ja nun, also... ehm eine Freundin von mir hat sie aus Peru mitgebracht. Oder Mexiko? So ganz weiß ich das tatsächlich nicht. Naja, auf jeden Fall ist die Vase ziemlich alt und meine Freundin bekam sie von einem Nachfahren einer Priesterdynastie eines längst untergegangenen Volkes." Kurz fragte sich Annalena, woher Claudia solche Menschen eigentlich kannte.

„Diese Freundin von mir ist jetzt eher nomadisch veranlagt. In den 80ern habe ich mit ihr auch mal in einer WG zusammengelebt und sie backt wirklich tolle Kekse. Naja, dadurch, dass sie eben viel herumreist, konnte sie die Vase nicht behalten. Und da hat sie sie mir geschenkt."

„Okay, aber wenn das eine so alte, bedeutsame Vase ist, warum stellst du sie dir dann nicht ein eine deiner Wohnungen, sondern willst sie hier unbedingt im Jakob-Kaiser-Haus auf dem Gang aufstellen?", fragte Annalena misstrauisch. Claudia druckste erst ein bisschen herum, dann gab sie zu: „Die Vase könnte eventuell einen klitzekleinen Haken haben. Streng genommen scheint sie nämlich... naja streng genommen ist sie verflucht."

„Verflucht?"

„Ja."

„Was zur Hölle, Claudia?"

„Also ich glaube nicht an so einen Quatsch, du kennst mich Annalena. Aber man muss das Schicksal nicht herausfordern, oder? Und ich dachte so als internationales Kulturgut passt die Vase viel besser hier rein, als bei mir Zuhause." Annalena lachte und schüttelte den Kopf, als sie dem antiken Gefäß den Rücken zudrehte und gemeinsam mit Claudia in Richtung ihres Büros ging. „Was passiert denn, wenn der Fluch dich trifft?", fragte sie. Claudia zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, das hat sie nicht gesagt. Aber vielleicht haben wir Glück und die Vase saugt Beatrix von Storch ein, oder so." Die beiden Frauen lachten.

Während Annalena und Claudia einen Hanfsamentee trinken gingen, betraten zwei andere Politiker die Flure des Jakob-Kaiser-Hauses.

Mit finsterem Gesichtsausdruck schritt Christian Lindner den Gang entlang, gefolgt von einer sehr schmallippigen Linda Teuteberg. „Ich würde es wirklich sehr wertschätzen, wenn du mir mitteilen würdest, was da in deinem Kopf gerade vorgeht", zischte Linda, die sich bemühen musste mit Christian Schritt zu halten.

„Das wirst du schon herausfinden, wenn es an der Zeit ist", fuhr Lindner sie an. Linda verdrehte die Augen. In letzter Zeit lief es bei den beiden nicht so gut. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Linda Nicola Beers Erbe als Generalsekretärin an Christians Seite angetreten. Anfangs hatten die beiden auch sehr gut miteinander zusammengearbeitet, doch seit einigen Wochen wirkte der Parteivorsitzende recht angespannt und ließ seine schlechte Laune an Linda aus. Christian selbst hatte gehofft, dass Linda ein bisschen so wäre wie er selbst es als Generalsekretär gewesen war. Dass sie mal auf den Tisch haute! Ein bisschen mehr Sprüche klopfen, ein bisschen mehr Polemik. Doch dafür war Linda einfach zu ruhig, zu abgeklärt. Sie brachte nichts so schnell aus der Fassung. Und das störte ihn.

„Christian, ich bin deine Generalsekretärin. Sozusagen deine rechte Hand. Wir müssen miteinander sprechen, wir müssen uns austauschen! Wir..." Christian blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihr herum. „Kannst du vielleicht einfach mal die Klappe halten, Linda?"
Empört blieb auch Linda stehen und stemmte die Hände in die Hüften. „Wie bitte?" Christian rieb sich über das Gesicht und schüttelte de Kopf. „Wenn du vor der Presse oder dem politischen Gegner auch mal so unfassbar Nerven zersägend drauf wärst! Aber nein, da musst du die Besonnenheit in Person raushängen lassen."

Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem BundestagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt