Weil es dich gibt - Teil 3

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„Wie siehts aus, kommst du heute Abend nochmal mit zu mir?", fragte Michelle und lehnte sich gegen Katjas Schreibtisch. Es war Freitag und die letzte Sitzung der Woche gerade unterbrochen. „Ach, du fährst nicht direkt heute Nachmittag zurück?", fragte Katja und stützte grinsend ihre Hände links und rechts neben Michelle auf die Tischplatte. Sie schüttelte den Kopf. „Nö, ich dachte einen Abend Berlin kann ich mir mit dir noch gönnen, oder? Es sei denn du möchtest heute noch nach Hamburg."

Katja beugte sich ein Stück vor und küsste Michelle. „Ich glaube Hamburg kann noch eine Nacht warten."
„Dass ich das mal aus deinem Munde höre."
„Ich mag dich fast so gerne wie die Alster, weißt du?"
„Du wirst noch eine richtige Romantikerin."

Lachend legte Katja ihre Arme um Michelle und zog sie an sich. „Linda meinte auch ich wäre ein furchtbarer Softie geworden seit wir- naja seit wir uns sehen." Etwas peinlich berührt versteckte sie ihr Gesicht an Michelles Hals. Es war immer ein bisschen heikel, wenn sie versuchten zu definieren, was sie denn genau waren. Zu viel war da noch immer ungeklärt. Zum Beispiel die Rolle, die Michelles Ehe spielte.

„Hey." Michelle bedeutete Katja sie anzusehen. „Du warst schon davor ein kleiner Softie", sagte sie, eher sie Katja küsste.
Wie immer dauerte es nicht lange bis ihr Kuss tiefer und fordernder wurde. Bald schon war es an Michelle Katja gegen die Tischkante zu drücken und ihre Hand über ihren Körper gleiten zu lassen. Langsam öffnete Katja Michelles Krawatte und ihre Hemdknöpfe. Dass sowohl das Stück grauer Seide, sowie auch das, was sich unter Michelles Kleidung befand eigentlich Franz gehörte, verdrängte sie wieder einmal erfolgreich.

Michelle streifte Katja ihren Blazer von den Schultern und lies ihre Hand sofort unter ihrem T-Shirt verschwinden. Ihre Lippen glittet hinab über ihren Hals. Doch Katja hatte andere Pläne. Mit einiger Mühe hielt sie Michelles Hände fest und drehte sie so, dass sie mit dem Rücken zu ihr stand. Lächelnd platzierte sie einen Kuss in Michelles Nacken.
„Ach, seit wann bist du denn hier der Boss?", fragte Michelle kichernd. „Was ist das für eine Frage?", flüsterte Katja und umschloss Michelles Brust mit ihrer Hand, was dieser ein leises Seufzen entlockte.

„Also genau genommen ist Bas ja hier der Boss", sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Katja und Michelle fuhren herum. „Gyde! Kannst du nicht anklopfen?", rief Katja, die knallrot angelaufen war. Michelle hielt sich hektisch ihr Hemd zu.

„Die Tür war nur angelehnt! Sei mal froh, dass ich reingekommen bin und nicht irgendein armer Praktikant!", entgegnete Gyde. „Ich wollte dich abholen, die Sitzung geht gleich weiter. Ich kann ja nicht ahnen, dass du hier mit... naja." Gyde machte eine undefinierbare Geste in Michelles Richtung. Diese schien aus ihrer Schreckstarre zu erwachen und knüpfte ihr Hemd zu. „Äh also... ich gehe dann mal. Katja, wir sehen uns später, ich schreibe dir. Ähm..." Michelle war schon fast an der Tür, als sie nochmal umdrehte. "Krawatte vergessen", murmelte sie kleinlaut, eher sie sich endgültig aus dem Raum stahl.

Gyde wandte ihren Blick zu Katja. "Sag jetzt bloß nichts!", sagte diese. "Ihr habt noch immer nicht miteinander gesprochen, oder? Komm schon Katja, so schwierig ist das wirklich nicht!" Katja ließ sich wieder gegen den Tisch fallen. "Aber schwieriger als gedacht!" Gyde ließ sich auf das Sofa fallen. "Ich verstehe dein Problem nicht. Du magst sie doch? Warum setzt du dann nicht alles daran glücklich mit ihr zu werden?"

Katja rieb sich über das Gesicht und seufzte schwer. "Sie ist verheiratet. Würdest du deinen Mann für irgendeine dahergelaufene Frau verlassen? Außerdem, wenn sie nicht ganz blind ist, dann weiß sie doch, dass sie mich haben könnte, wenn sie wollte! Aber ich bin nicht diejenige, die eine Entscheidung treffen muss, oder? Außerdem will ich mich nicht zum Narren machen indem ich ihr meine Gefühle gestehe, nur damit sie sagt: 'Ja, aber Katja, ich habe einen Mann. Das mit uns ist Spaß, aber sonst nichts'. Dann nehme ich lieber was ich kriegen kann und bleibe in diesem Abgrund von... was auch immer wir gerade sind."

Hinter den Kulissen - Oneshots aus dem BundestagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt