In der Pause aß ich wieder alleine, zumindest so lange bis sich ein blondes Mädchen zu mir setzte. Erst versuchte ich einfach weiter zu essen und sie zu ignorieren, aber irgendwann wurde es echt unheimlich und ich sah auf.
"Hi, ich bin Leslie." stellte sie sich vor.
Ich nickte: "Kann ich etwas für dich tun?"
Sie stutzte kurz, schien überrascht, aber sie fasste sich recht schnell: "Nein, ich dachte wir könnten einfach... naja, du weißt schon, reden?"
Skeptisch sah ich sie an und runzelte die Stirn: "Wenn du an meinen Bruder ran willst, dann...?"
Da unterbrach sie mich: "Nein, um ihn geht es nicht. Ich hab dich nur hier gesehen und dachte du könntest Gesellschaft brauchen."
Ich runzelte die Stirn und sah sie misstrauisch an: „Aha, ok." meinte ich und fügte dann noch ein kurzes „Ali." hinzu.
„Was?"
„Mein Name. Ich heiße Ali, Kurzform von Alisson."
Sie war wirklich nett, wenn man mal davon absah, dass sie scheinbar auf einen der möchtegern Badboys der Schule stand. Sonst war sie wirklich sehr sympathisch, ein wenig aufgedreht, aber sympathisch. Ok, eigentlich hoffe ich nur, dass ich nächste Pause wieder alleine essen konnte. Ich habe ehrlich keine Lust darauf wieder ein Teil der Gesellschaft zu werden. Vor allem, wenn man hier die Neue ist. Die Menschen sind dann immer so neugierig. Das beweist meine scheinbar neue Freundin auch, in dem sie mich die ganze Zeit ausfragt. Schließlich floh ich regelrecht in den Unterricht.
„Wer war das Mädchen in der Pause neben dir?" fragte ich mein Bruder vor meinem Klassenzimmer.
Ich erschrak: „Woher kommst du denn?"
James sah mich nur weiter fragend an, woraufhin ich seufzte: „Ihr Name ist Leslie."
"Dann hast du jetzt endlich wieder eine Freundin?" fragte mein Bruder.
Darauf antwortete ich dann mal nichts. Die Tage vergingen wirklich schnell und überraschender Weise verstand ich mich wirklich gut mit Leslie.
"Hast du die Bio Hausaufgaben gemacht?" fragte sie mich irgendwann in einer Pause.
Es gehört zur Freundschaft so etwas auszutauschen oder nicht? "Ja."
"Kann ich..." sie sprach nicht zu ende sondern sah mich nur lächelnd und bittend an.
"Ja, sicher!" meinte ich nur und gab ihr meine Hausaufgaben.
Sie schien nicht einmal nachzudenken, als sie alles abschrieb. Zumindest kann sie schnell schreiben. Als ich jedoch schnell mal auf ihr Blatt lugte begann ich zu bezweifeln, dass sie irgendwas davon noch in ein paar Minuten lesen könnte.
"Danke." sagte sie noch schnell und gab mir meine Sachen zurück.
"Was machst du eigentlich heute Abend?"
Ich überlegte kurz: "Ich glaub nichts, wieso?"
"Heute läuft eine Party bei einer Freundin von mir, vielleicht willst du ja mitkommen." bot sie mir an, doch daran hatte ich wirklich kein Interesse.
"Eh.... weißt du, ich bin nicht wirklich der Typ Mensch, der ..."
"Ach komm schon." unterbrach Leslie mich "Die anderen Mädchen kommen auch."
Verwirrt sah ich sie an: "Welche anderen Mädchen?", sie setzte an um zu antworten, aber ich hob schnell die Hand "Sags mir nicht. Ich komme nicht, mein Buch, Netflix und Schokolade klingen da irgendwie verlockender auf mich."
"Bitte!"
Die ganze Pause hat sie auf mich eingeredet. Offenbar hat sie keine Begleitung und ich bin der letzte Ausweg. Und so wie ich bin tat sie mir irgendwann zu sehr leid und sagte ja. Ich sollte echt aufhören die Bedürfnisse anderer vor meinen zu ziehen.
Nach der Schule fuhr sie mit meinem Bruder und mir gleich zu uns nachhause. Leslie zog mich gleich in mein Zimmer, wo sie begann in meinem Schrank zu kramen. Schließlich zog sie für sich eine Hot-Pans und ein tangtop raus und für mich ein roten Rock von dem ich nicht wusste, dass ich ihn noch hatte und ein schwarzes enges T-Shirt. Als ich aber in den Spiegel sah begann ich mich an das outfit zu erinnern und ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
*Flashback*
"So lasse ich dich bestimmt nicht raus!" sagte Lee hinter mir lachend und schlang vor dem Spiegel nun seine Arme um meinen Bauch.
Ich lächelte breit und lachte: "Ich dachte du magst den Rock." neckte ich ihn.
"Nur wenn ich ihn sehe."
ich lachte erneut: "Idiot!" sagte ich und drehte mich um.
Im Grunde lächelten wir uns nur wie bescheuert an, aber es war perfekt. Ich hatte eine Stunde vorher wieder einen riesen Zoff mit meinen Eltern, Lee hat mich rechtzeitig rausgebracht und mich überredet auf eine Party zugehen. Er meinte es würde mich auf andere Gedanken bringen und am Ende hatte er sogar recht. Innerhalb weniger Sekunden brachte er mich wieder zum lachen und dabei waren wir noch nicht einmal auf der Party gewesen.
"Hey, ihr Turteltäubchen, kommt runter, wir wollen los!" rief uns Oliver.
"Er hat ein beschissenes Timing!" stöhnte Lee genervt und strich mir kurz darauf eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
Ich schmiegte meine Wange an seine Hand: "Er ist dein Freund."
"Erinnere mich nicht dran."
Lachend löste ich mich von ihm und legte meine Hände auf seine Brust, um ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen: "Oliver hat aber recht. Die anderen warten sicher schon."
Lee sah mich mit seinen wunderschönen Augen nörgelnd an, was mich zum schmunzeln brachte: "Ich habs mir anders überlegt. Wie wäre es, wenn die Anderen gehen und wir hier bleiben?" schlug er vor und legte seine Hände auf meine Hüften, wo sich gleich ein heftiges Kribbeln breit machte.
"Wir könnten einen Film ansehen, Essen bestellen und -"
"Lee!" mahnte ich ihn sanft "So sehr ich das auch will, haben wir den anderen schon zugesagt und ich hab mich schon umgezogen, also komm." beschloss ich, nahm seine Hand und zog ihn runter zu den anderen.
*Flashback Ende*
"Ali, alles ok?" holte Leslie mich zurück in die Gegenwart.
Schniefend drehte ich mich kurz zu ihr um: "Hm, ja, ja, sorry." sagte ich benommen und wischte mir die zwei Tränen weg "Bist du fertig?".
"Hast du geweint?" fragte sie plötzlich sanft.
Gespielt runzelte ich die Stirn: "Nein, ich bin es nur nicht gewohnt so viel Wimperntusche aufzutragen. Ist es normal, dass ich kaum blinzeln kann?" fügte ich hinzu.
Sie schien die Lüge nicht zu entdecken und lachte kurz: "Du gewöhnst dich dran und jetzt komm!" meinte sie und zog mich aus dem Zimmer, wo wir schon auf andere stießen.
Ich hielt die Luft an, als ich meinen Bruder und seine Freunde sah. Oh super. Bitte verpetz uns nicht, bitte verpetz uns nicht. Von der Seite bemerkte ich wie Holden mich von oben bis unten musterte, doch ich ignorierte es, nahm einfach schnell Leslies Arm und zog sie mit runter. Ein Uber wartete schon auf uns.
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Gebrochenes Herz
Teen FictionAlisson Melody Jameson hat augenscheinlich ein ganz normales Leben und ist nichts besonderes. Sitzengeblieben ist sie in der 4. Klasse schon und ist seit dem alles, aber nicht das Lieblingskind ihrer Eltern, besonders nicht das ihrer Mutter. Ihr Bru...