Ich war so dermaßen wütend und abgelenkt, dass ich gar nicht bemerkte wo ich hinging. Irgendwann stand ich dann aber da, wo ich immer stand, bei Lee. Er sah inzwischen besser aus. Seine Augenringe waren zum größtenteil verschwunden und er hatte auch wieder mehr Farbe im Gesicht, aber gerade als ich mich zu ihm aufs Bett setzen wollte fing mein Magen an zu knurren.
Mein Vater und James haben mich so wütend gemacht, dass ich vergessen habe zu essen. Die drei Gabeln die ich hatte lassen mich nur spüren, dass ich wirklich mehr essen sollte. Gleichzeitig war ich aber immer noch viel zu erschöpft, um jetzt wieder aufzustehen.
Eine Weile saß ich nur da und beobachtete Lee. Ich studierte seine Gesichtszüge, seine Nase, seine wildherumstehenden Haare und seine Brust die sich ruhig auf und ab bewegte und mir immer wieder signalisierte, dass es ihm gut geht.
Seine Familie war schon auf dem Weg hierher. Sie wollten nur Lily, seine kleine Schwester vorher bei ihren Großeltern abgeben. Am Telefon hatten sie mir erklärt, dass sie nicht wollten, dass Lily ihren großen Bruder so sah. Marianne, Lees Mutter, wollte warten, bis Lee wieder wach war.Also wartete ich. Ich wartete darauf, dass Lee endlich wieder seine Augen öffnete. Ich wartete darauf, dass seine Familie hier ankam. Ich wartete auf Antworten, die mir erklärten wie das alles nur möglich war. Ich wartete darauf, dass mein Herz sich wieder erleichtern kann. Denn Momentan bin ich vollkommen verwirrt. Ich kam nicht mit meinen Gefühlen klar. Ich war überglücklich, dass Lee lebte, aber gleichzeitig machte ich mir unendlich viele Sorgen, dass er nicht wieder aufwachte. Ich war enttäuscht und wütend auf meine Familie, doch auch verwirrt, weil James sich bei mir entschuldigt hatte, weshalb ich mich davonabhalten musste mir zu große Hoffnungen auf ihn zu machen. Ich hatte aber auch angst vor DeLandre und das er mir Lee oder irgendjemand anderes wieder wegnahm. Ich war wütend auf mich, dass ich Lee im Feuer gelassen habe, obwohl er noch lebte und bekam mit jeder Minute mehr panik, dass er mich dafür hassen würde.
"Bitte wach wieder auf." hauchte ich meinem lee ins Ohr und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, ehe ich seine Hand in meine nahm, zu ihm sah und meine Gedanken schweifen ließ.
Erst durch ein Klopfen an der Tür wurde ich wieder aus meiner Trance geweckt. Eine Sekunde später stand schon Eylül im Zimmer. Sie sah mitleidig von mir zu meinem Freund und schloss leise die Tür wieder, als würde Lee wirklich nur ein wenig schlafen.
"Was machst du hier?" fragte ich mit einer versagenden Stimme. In der letzten Tagen hatte ich kaum gesprochen, wenn ich den Mund aufgemacht habe, dann habe ich eher geweint.
"Eine Freundin arbeitet hier. Sie hat dich wiedererkannt und mich angerufen." erklärte Eylül sanft und kam auf mich zu, wobei ich in ihren Augen etwas glitzern sah. Sie würde jetzt doch nicht weinen oder? Wenn doch, dann würde ich nämlich auch wieder weinen und meine Augen tun schon weh.
"Warum hast du denn nichts gesagt?" fragte sie mich, nachdem sie sich auf einen Stuhl neben mich gesetzt hatte.
Ich zuckte mit den schultern und sah wieder zu Lee: "Ich weiß nicht. Im Moment ist mir das alles zu viel, ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Meine Freunde müssen mich schon daran erinnern zu schlafen und zu essen." sagte ich mit brüchiger Stimme.
Von der Seite spürte ich Eylüls sanften und herzzereißenden Blick, daher wagte ich es nicht sie anzusehen und hörte stattdessen einfach zu: "Oh, meleğim, mein Schatz, es tut mir so schrecklich leid. Aber hör mal, wir sind für dich da, für euch beide!" versprach sie und gab mir einen Kuss auf meinen Kopf.
Ich lächelte sie dankbar an und wie erwartet bildeten sich Tränen in meinen Augen, bis ich die Stirn runzelte: "Wir?"
Sie nickte sanft lächelnd und strich mir eine verirrte Haarsträhne hinter mein Ohr: "Natürlich wir! Kerem, Kemal und mein Vater warten vor der Tür. Ich dachte aber, dass ich vorgehen sollte, bevor die drei Rabauken hier reinkommen und dich überfordern."
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Gebrochenes Herz
Teen FictionAlisson Melody Jameson hat augenscheinlich ein ganz normales Leben und ist nichts besonderes. Sitzengeblieben ist sie in der 4. Klasse schon und ist seit dem alles, aber nicht das Lieblingskind ihrer Eltern, besonders nicht das ihrer Mutter. Ihr Bru...