Gebrochenes Herz

Teil 6

Kennt ihr dieses Phantomgefühl, dass euer Handy in der Hosentasche vibriert? Man sieht nach, aber da ist dann nichts. 
Ein ähnliches Gefühl habe ich an meiner Hand. Ab und zu habe ich das Gefühl Lee würde wieder meine Hand halten. Als würde seine Finger um meine liegen, aber dann schaue ich hin und da ist nichts. Einen Augenblick später zieht sich dann mein Herz zusammen, doch um so schlimmer ist es, wenn ich hingucke und da eine andere Hand ist die meine hält. Dann fühlt es sich an, als ob meine Hand von der anderen verbrennt.

Am Montag in der Schule hatte ich die ganze Zeit dieses Gefühl. Ich schüttelte mich die halbe Zeit und versuchte meine Hände in Taschen oder unter meinen Armen zu verstecken. Teilweise sah mich Leslie komisch an, aber das war mir jetzt so ziemlich egal. Jedes Mal nachdem ich in einer Menschenmenge war habe ich für ein paar Tage diesen Tick. So genau weiß ich nicht, woher das kommt, aber es nervt. Mein Herz rast und meine Hände sind schwitzig. 

Die Schulklingel erlöste Leslie und mich von dem Geschichtsunterricht. Sofort stürmten alle aus dem Raum und in die Cafeteria. Dort geschahen dann zwei merkwürdige Dinge. Das erste merkwürdige Ding war, dass mein Bruder und seine Kumpel sich zu uns setzten. Erst waren Leslie und ich total überfordert, aber dann wurde sie nur rot und ich rollte mit den Augen. 
Die nächste Sache die merkwürdig war, ist dass ich erst angerufen worden bin, aber weil ich nicht ranging, ich innerhalb von drei Minuten etwa 23 Nachrichten und 4 Anrufe bekam. 
Irgendwie versuchte ich es unauffällig abzuschalten, aber das war schwer bei den vielen Nachrichten.

"Vielleicht solltest du mal rangehen." meinte Nate, einer der Freunde meines Bruders zu mir, der in den Leslie heimlich verknallt war.

Ich sah drauf. Es waren Hanna, Adelina und Oliver. Ich wollte nicht rangehen, wenn mein Bruder oder irgendjemand sonst in der Nähe war. Auch wenn die drei wohl die Personen waren, die mir am nächsten standen. Die Mädchen waren meine besten Freunde und Oliver war... ist der beste Freund von Lee gewesen. Er ist aber irgendwie auch wie mein Bruder. Er passte auf mich auf und war für mich da, anders als James.

"Wer will denn überhaupt so sehr mit dir reden?" fragte James skeptisch. Ja und da war mein biologischer bruder wieder.

Ich zuckte einfach mit den Schultern und dann klingelte mein Handy wieder: "Dios mio." fluchte ich kurz auf spanisch und klickte Oliver, so sehr es auch weh tat weg. Dann schrieb ich in unserem Gruppenchat, dass es gerade nicht geht und legte mein Handy wieder auf den Tisch. Ein unangenehmes Schweigen legte sich über den Tisch, während mich jeder ansah und mein Handy wieder klingelte. 

"Geh doch einfach ran!" schimpfte nun Holden.

Ich presste meine Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, während ich mein Handy in meinen Rucksack versteckte. Gleichdarauf fingen alle wieder an Gespräche zu führen. Das lief auch ganz gut, bis mein Handy laut klingelte. Ich hatte mein Handy auf stumm geschaltet, es sein denn es ist Kate. Sie ist mein ehemaliger Boss und ich sollte für sie immer irgendwie bereitstehen, weil es bei ihr immer ernst ist, daher machte ich für sie eine Ausnahme. Als ich ihren Klingelton dann hörte riss ich meine Augen so weit auf, dass sie mir wahrscheinlich gleich rausfallen. 

"Oh verdammte scheiße." fluchte ich, während mich alle wieder ansah. So schnell wie möglich nahm ich mein Handy und lief in die Mädchentoilette.

"Kate."

"Ich weiß, dass du Abstand wolltest, aber wir brauchen deine Hilfe." sagte sie geradeheraus. Kate ist Polizistin. Ich war mal als Beraterin für die Cops in Atlanta tätig. Meine Eltern wussten natürlich nichts davon, eigentlich niemand aus meiner Familie. Kate war jedenfalls so was wie meine Kontaktpartnerin und kam auf mich zu wenn man bei Fällen Hilfe braucht. 

"Kate... ich, ich weiß nicht-"

"Hör mir erst einmal zu, okay?"

Ich rieb mir übers Gesicht, aber seufzte schließlich: "Gut, ich höre."