Wieder verging eine Woche ohne, dass sich lees Zustand veränderte und mit jedem weiteren Tag der verstrich, verlor ich immer mehr Hoffnung. Ich konnte nicht mehr sagen was schlimmer war, das ich Lee direkt vor mir sah, so nah und doch so fern oder als ich ihn wirklich verloren hatte. In der Schule versuchte ich mich zusammenzureißen, doch das wurde immer schwerer. Ich fühlte wie ich in ein schwarzes Loch gesogen wurde, aber konnte nichts dagegen machen. Meine Freunde halfen mir natürlich auch und ich versuchte Oliver so gut es ging zu stützen, allerdings ging es ihnen ähnlich wie mir. Als wir erfuhren, dass Lee noch lebte hatten wir alle noch totale Hoffnung ihn bald richtig in die Arme schließen zu können, aber dies war nun schon über zwei Wochen her. Ich sagte mir immer wieder, dass ich ein Jahr auf ihn gewartet hatte und diese paar Wochen keinen Unterschied mehr machten, aber je öfter ich das im Kopf wiederholte, desto verzweifelte wurde ich. Was wenn er nie mehr aufwachte?
"Glaubst du ich komme mit John zusammen?" fragte Adi und sprach damit leider nicht ihren Beziehungsstatus an, zumindest nicht direkt, sondern die Gruppenarbeit die unsere Biolehrerin für nächste Woche angesagt hatte.
"Gott, warum könnt ihr euch nicht endlich aussprechen? Oder besser noch, küsst euch einfach!" nörgelte Han, der dieses Gesprächsthema nun endgültig gegen den Strich ging.
Adi sah sie böse an, was bei ihrer kleinen Gestalt wirklich süß aussah: "Han, ich habe dir auch über Monate hinweg deine Schwärmereien über meinen Bruder anhören müssen!"
Uh, damit hatte Adi Han. Bruder schlägt definitiv Freund. Ich stelle es mir grauenvoll vor, mir anzuhören wie eine meiner Freundinnin meinen Bruder verherrlichen würde.
"Hast du schon ein Mal versucht ihn auf ein Date einzuladen?" fragte ich Adi einfach mal, welche gleichdarauf einen roten Kopf bekam.
Tomatenrot schüttelte das brünette Mädchen ihren Kopf und sah verschüchtert auf ihre Hände.
"Und wenn wir für dich fragen?" schlug Han vor, was dafür sorgte, dass sowohl Adi, als auch ich sie mit zusammengezogenen Augenbrauen ansahen.
"Das wäre ein wenig eigenartig. Außerdem finde ich, dass sie das alleine regeln müssen." sagte ich. Kann doch nicht sein, dass die beiden Vermittler brauchen, um ein Date zu arrangieren.
"Kannst du ihm denn aber nicht sagen, dass ich mich über ein Date freuen würde?" bat mich Adi auf einmal.
Mein Kopf drehte sich zu ihr: "Wieso ich?"
"Hast ja auch Nate und Leslie zusammengebracht." meinte Han schulterzuckend.
"Ich habe nichts gemacht!" versuchte ich sie daran zu erinnern. Ehrlich gesagt hatte ich die beiden sogar kurzzeitig vergessen. Ich habe Nate nur ein Mal darauf hingewiesen, dass Leslie sich freuen würde und das tat sie auch. Jetzt, egal wo man auf sie antraf, knutschten sie in jeder nur möglichen Ecke. Am Anfang war es ja eklig und man hatte versucht nicht hinzugucken, aber inzwischen war es nur noch langweilig. Gesagt hat aber keine von uns was, schließlich wussten wir alle wie es ist gerade frisch zusammen zu sein, naja bis auf Adi. Freu mich schon auf Olivers Reaktion, wenn er mal seine Schwester seinen Freund knutschen sieht.
"Bitte, wir -" Adi wurde von einem klingeln unterbrochen.
Es war Leandro, Lees Vater. Er rief mich ab und zu an, um mich zu fragen wie es mir geht. Manchmal war dann aber auch mal seine Frau am Handy und erkundigte sich wie die Schule war oder ob ich irgendwas bräuchte.
"Hallo?" ging ich ans Handy.
"Melodie? Sind die Anderen auch bei dir?" fragte Leandro und ich sah sofort zu meinen freundinnin am Tisch und Oliver und John, die sich etwas abseits an einen Baum gestellt haben.
"Ja?"
"Dann kommt sofort ins Krankenhaus! Leanan ist aufgewacht!"
Zusammen stürmten meine Freunde und ich ins Krankenhaus. Die Krankenschwester am Eingang ignorierend liefen wir einfach die Treppen rauf zu Lees Zimmer. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich kann nicht sagen ob ich nervös, aufgeregt oder wütend, weil sich irgendjemand immer direkt vor uns stellt und wir ihn umgehen müssen.
Und dann waren wir endlich in der richtigen Etage und nur fünf Meter von der Tür entfernt. Wir wollten schon rein, da hielt uns plötzlich Lee's Vater auf. Doch er sah irgendwie bedrückt aus. Bei dem Gedanken sackte mein Herz zusammen.„Was ist passiert?" fragte ich mit rasendem Puls, wenn er mir sagt das Lee ... es nicht geschafft hat, dann werde ich hier auf der Stelle ein Herzinfarkt haben. Das halte ich nicht aus. Ihn noch einmal zu verlieren halte ich nicht aus!
„Er ist wach, aber ..." weiter ließ ich ihn nicht ausreden und hetzte in sein Zimmer. Ich achtete gar nicht ob die Tür auch zu ging oder ob mir jemand folgte.
Ich lief rein und blieb wie eingefroren stehen. Ich sah... Lee. Er saß im Bett und stocherte in seinem grünen Krankenhauspudding rum, bevor er ihn zur Seite schob und mich dann durch seine tiefblauen Augen ansah. Mein Herz machte einen Satz und ich lief auf ihn zu. Schmiss mich in seine Arme und genoss zum ersten Mal nach über einem Jahr sein Geruch, seine Wärme und seinen klopfenden Herzschlag, ohne in Tränen ausbrechen zu müssen.
Minuten vergingen bis ich mich endlich von ihm löste und sein Gesicht in die Hände nahm, während nun Glückstränen über meine Wangen rollten. „Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich dich vermisst habe." schluchzte ich und fuhr über seine Wange.
Hinter mir hörte ich die anderen den Raum betreten. Oliver kam zu uns, setzte sich auf die andere Seite seines Bettes und zog damit Lees Aufmerksamkeit auf sich.
„Hey, alter! Gut dich wiederzusehen!" Freute sich sein bester Freund und zog ihn in eine tiefe Umarmung, bevor er fragte: „Sag mal ist das deine Freundin?"
Sofort verschwand mein Lächeln, mein Herz verkrampfte sich und meine Hände auf Lees Arm fielen schlapp runter. Auch Oliver schien über die Frage geschockt.
„Ist das ein Witz?" Fragte Oliver seinen besten Freund, welcher nun verwirrt die Stirn runzelte, während meine Welt zum zweiten Mal in meinem Leben zerbrach.
„Bitte sag mir du weißt wer ich bin." flehte ich meine große Liebe geschockt an.
Er sah zu mir, doch in seinen Augen war nun nichts von meinem Lee zu erkennen. Die einst vor Liebe, stolz und Glück strotzenden Augen, die mich immer fühlen ließen wie das einzigartigste Mädchen auf der Welt, die mich beruhigten, die mich voller Vertrauen ansahen, waren weg. Ersetzt durch ein einziges großes Fragezeichen. Er weiß nicht wer ich bin....
„Sollte ich?" fragte mich Lee und stach mir mit diesem Satz direkt ins Herz. Ohne das ich es verhindern konnte begann ich leise zu weinen.
„Lee, du kennst sie! Das ist Mel! Deine Melodie!" versuchte Oliver es, doch Lee sah mich weiterhin entschuldigend, aber ohne Gefühle an. Schließlich runzelte er die Stirn und sah zu seinem besten Freund, an den er sich offensichtlich noch erinnern kann. Wieso er und nicht ich? Ich weiß es ist gemein und ich sollte nicht so denken, aber wieso er?
„Meine Melodie?!"
Oh Gott, er blufft nicht. Er hat keine Ahnung! Plötzlich wurde mir ganz schwer. Ich bekam keine Luft! Wie vom Blitz getroffen stand ich auf und lief mit der Hand auf der Brust nach draußen. Wage hörte ich wie jemand meinen Namen rief, doch ich ignorierte ihn oder sie. Ich wollte nur noch raus...
DU LIEST GERADE
Gebrochenes Herz
Teen FictionAlisson Melody Jameson hat augenscheinlich ein ganz normales Leben und ist nichts besonderes. Sitzengeblieben ist sie in der 4. Klasse schon und ist seit dem alles, aber nicht das Lieblingskind ihrer Eltern, besonders nicht das ihrer Mutter. Ihr Bru...