"Es wäre nett, wenn du etwas anderes als ich sagen würdest." bat Lee und klang tatsächlich etwas verlegen, allerdings wusste ich ehrlich nicht wie ich darauf reagieren sollte. Mein Kopf war ausgerechnet jetzt wie leergefegt.
"Ich, eh... was?" stotterte ich ratlos und offensichtlich dumm wie Stroh. Der Junge den ich liebe gibt mir ein Liebesgeständnis und mir fällt nichts besseres als das ein?!
Lee schien auch etwas unzufrieden von der Antwort, zumindest wurde aus seinem verlegenem Lächeln nun ein eher verletzter und trauriger Gesichtsausdruck: "Okay, ich verstehe schon, war ja auch irgendwie blöd von mir zu denken das du ein ganzes Jahr auf mich wartest, nur damit sich dein Freund nicht mehr an dich erinnert." murmelte eher und ging auf Abstand, während ich noch versuchte alles zu verarbeiten, doch Lees plötzlicher Stimmungsumschwung riss mich irgendwie aus der Trance.
"Nein! Nein, um Gotteswillen, Lee, jetzt, ich habe nur keine Ahnung wie das plötzlich... Ich liebe dich! Das habe ich immer, das letzte Jahr war die Hölle. Ich habe gedacht du wärst tot, Lee, aber das heißt nicht das ich dich vergessen habe! Ich habe jeden Tag an dich gedacht und jeden Tag hat mich der Gedanke, dass du tot wärst, fast umgebracht." sprudelte es plötzlich nur noch so aus mir heraus und selbst wenn ich wollte hätte ich mich nicht mehr halten können, was Lee jedoch gut zugefallen schien, denn er begann wieder breit zu lächeln "Ich bin nur... ich hätte nicht gedacht, dass du mich je wieder so sehen würdest wie damals. Ich dachte, dass du mich nicht-"
"Hey!" unterbrach er mich schießlich sanft, als meine Gedanken sich wieder zu verdunkeln schienen und nahm mein Gesicht in seine Hände. Mit großen Kulleraugen sah ich zu ihm auf. "Denk nicht mehr dran. Ich bin hier und verlasse dich nie wieder."
"Heißt das du liebst mich auch wieder?" fragte ich, während mein Herz wie wild in meiner Brust schlug. Ich wollte es einfach nur noch einmal aus seinem Mund hören. Doch er zögerte und auf einmal sah ich die Zweifel in seinen Augen. Er war sich noch nicht ganz sicher. Vermutlich empfand er etwas für mich, aber er liebte mich nicht, noch nicht. Gott und ich hatte mir Hoffnungen gemacht, dass jetzt alles so wird wie vorher.
"Ich- ich weiß nicht." antwortete Lee wenigstens ehrlich und ich schluckte. Nicht unbedingt die Antwort die man hören will oder? "Aber ich weiß, dass ich es könnte und wahrscheinlich schon sehr bald werde." fügte er schnell hinzu, was zwar süß war, doch es auch nicht unbedingt leichter machte.
Dennoch versuchte ich zu lächeln. Er konnte ja nichts dafür. Bevor ich etwas erwidern konnte wurden wir aber unhöflich unterbrochen. Wir waren zu sehr in unserer eigenen Welt gefangen, dass wir nicht gesehen haben wie meine Mutter sich uns näherte. Erst als sie mich grob und viel zu fest am Arm packte bemerkten wir sie und dann war es auch schon zu spät, um abzuhauen. Gnadenlos riss sie mich von ihm los und ließ mich einige Meter nach hinten stolpern. Ich wäre fast gefallen, hätte James mich nicht noch rechtzeitig aufgefangen und wieder hingestellt. Was machten sie denn hier?
"Das du dich nicht schämst!" fauchte meine Mutter mich im nächsten Moment an "Erst weigerst du dich mit uns nachhause zu kommen und dann tauchst du auch noch so vor unseren Augen auf!" sagte sie und deutete auf mein Kleid.
Verängstigt wich ich nach hinten aus, wenigstens Lee schien sich schneller gefangen zu haben und stellte sich schützend vor mich.
Ich will ja stark sein. Ich will mich erheben. Ich will nicht die Prinzessin im Turm sein, die auf ihren Prinzen wartet. Ich will kämpfen! Aber habt ihr mal versucht gegen eure eigene Mutter zu kämpfen ...? Gegen euren Vater?"Mrs. Jameson, reißen sie sich gefälligst zusammen, wenn sie mit ihrer Tochter reden!" herrschte plötzlich Leandro meine Mutter an. Wann war er denn dazugekommen.
Meinen Kopf nach rechts drehend sah ich Leandro und Marianne, die uns zu Hilfe kamen oder viel eher mir. Hinter ihnen die kleine, ebenfalls verängstigte, Lilly, welche schnell zu mir gerannt kam und sich in meine Arme stürzte. Ich ging sofort in die Hocke und hob sie auf meine Hüfte. Ihre kleinen Arme schlangen sich um meinen Hals, als sie leise fragte: "Warum ist deine Mama so gemein?"
Keine Ahnung was ich darauf antworten sollte, also strich ich ihr nur behutsam über den Rücken und flüsterte ihr leise zu: "Sie ist nur etwas wütend, dass ist alles."
"Wie ich mit meiner Tochter rede, geht sie nichts an! Wer sind sie, sich in meine Erziehung einzumischen?!" herrschte sie nun auch Lees Vater an und ich muss gestehen, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt mehr dafür geschämt habe, ihre Tochter zu sein.
"Melodie mag zwar nicht unsere Tochter sein, aber sie ist Teil unserer Familie!" sprach sich nun auch Marianne für mich aus und ich musste mir echt mühe geben zu heulen "Sie ist mir genau so viel Wert wie mein kleines Mädchen, also zügeln sie ihre Zunge!"
Erneut räusperte sich jemand und stellte sich damit in den Mittelpunkt, allerdings hätte ich nie mit ihm gerechnet: "Mrs. Jameson, Mrs. Bennet, würde es ihnen etwas ausmachen dieses Gespräch zu verschieben?" bat Garcia.
Lee und ich sahen uns fragend an, anscheinend hatte er auch keine Ahnung das Garcia hier sien würde. Was machte er hier? Ich dachte er wollte nach DeLandre suchen?
"Und warum haben sie bitte das Recht hier mitzureden?!" fauchte meine Mutter ihn gereizt an, was sie jedoch gleich wieder bereut, als er antwortete.
"Guten Abend, wir haben uns noch nicht vorgestellt, ich bin Agent Garcia vom FBI. Ihre Tochter hat vor über einem Jahr eine Weile mit uns gearbeitet, genauso wie Detective Bennet." erklärte Garcia vollkommen ruhig und deutete zum Schluss auf Lees Vater.
Meine Eltern sahen ihn vollkommen entgeistert an. Sie schienen nicht richtig zu verstehen, was er da gerade gesagt hatte und sahen wohl deshalb die ganze Zeit zwischen ihm und mir hin und her. James dagegen blieb völlig ruhig, er wusste das ja bereits. Nur schien er nicht daraus schlau zu werden, warum Garcia hier war. Genauso wenig wie ich.
"Da das jetzt geklärt ist, würde ich sie jetzt bitten mich nach draußen zu begleiten und von dort aus zum Polizeirevier zu fahren." bat Agent Garcia im ruhigen und leisen Ton, was uns aber alle stutzen ließ.
"Und wieso?" hakte ich nach und gab mein bestes den brennenden Blick meiner Mutter zu ignorieren, jedoch hielt sie das leider nicht ab zu reden.
"Alisson, was hast du jetzt schon wieder angestellt?!"
"Mrs. Jameson!" zischte Garcia nun schon etwas aufgebracht, wusste ehrlich gesagt nicht, dass das bei FBI Agenten geht. Alle die ich bisher traf, waren immer die Ruhe selbst. "Ihre Tochter hat nichts angestellt, also reißen sie sich zusammen und tun sie das was ich ihnen gesagt habe!"
Empört sah meine Mutter ihn an, während mein Bruder sich seine Lache verkneifen musste, was nicht nur ihm so erging.
Ohne weiter zu diskutieren taten wir was Garcia uns vor kurzem befohlen hatte und gingen raus. Dort bemerkten wir sofort die fünf anderen Agenten. Unsicher drückte ich Lilly enger an mich.
"Was ist denn hier los?" fragte Lee mich leise, doch ich zuckte auch nur ahnungslos mit den Schultern. Er legte darauf seinen Arm um mich und trat dichter an mich heran.
"Agent Garcia?" rief ich ihn und er drehte sich um, während meine Familie in ihren Wagen stieg "Was ist passiert?" fragte ich ihn, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Das können wir erst auf dem Revier besprechen. Wir sollten hier erst einmal so schnell wie möglich weg." erwiderte er und stieg selbst auch in seinen Wagen.
Ihr wisst, dass ihr richtig in der Scheiße steckt, wenn ein FBI - Agent so etwas zu euch sagt.
Bedrückt stiegen auch wir nun ein. Schweigend warteten wir darauf, dass die Limusine wieder anhielt.
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Gebrochenes Herz
Teen FictionAlisson Melody Jameson hat augenscheinlich ein ganz normales Leben und ist nichts besonderes. Sitzengeblieben ist sie in der 4. Klasse schon und ist seit dem alles, aber nicht das Lieblingskind ihrer Eltern, besonders nicht das ihrer Mutter. Ihr Bru...