Teil 5

101 8 0
                                    

Auf der Party waren schon etwa 800 Personen und ich glaube allein von der Luft konnte man schon innerhalb von zwei Minuten betrunken werden.

"Ich geh mich kurz begrüßen." schrie Leslie gegen die viel zu laute Musik, doch ich packte sie am Arm.

"Wag es nicht mich allein zu lassen!" schrie ich zurück, woraufhin sie mich augenrollend mit sich ins Wohnzimmer brachte.

Leslie ging auf eine Blondine zu, die sich mit einem Jungen versuchte zu unterhalten. Entweder das oder sie steckte ihm gerade eine Zunge in sein Ohr. Sie und Leslie fingen trotzdem an sich zu unterhalten und ignorierten den armen Jungen völlig, welcher dann auch ging.
Ich würde ja gerne erzählen worüber sie redeten, aber ich habe bei bestem Willen nichts verstanden. Ab und zu bekam ich bruchstücke von Wörtern mit, aber das wars schon. Die Musik war einfach schrecklich. Wie sollte man hier noch seine eigenen Gedanken verstehen können?


Der Abend war nicht unbedingt unterhaltsam. Leslie ließ mich im Grunde alleine in einem Meer von Fremden. Das schlimmst war, dass ich andauernd von irgendwelchen Typen angerempelt wurde oder sogar auf die Tanzfläche gezogen wurde. Einmal ging ein Typ sogar so weit seine Hand auf meinen Arsch zu legen und reinzukneifen. Da riss bei mir endgültig der Faden, zum Schluss hatte er dann ein blaues Auge und einen angeknacksten Daumen.

"Leslie ich verschwinde!" beschloss ich nach zwei Stunden, woraufhin sie sich umdrehte.

"Was?" schrie sie, die verdammte Musik war wirklich laut.

"ICH VERSCHWINDE!" schrie ich zurück.

"Wieso, ich..." auf einmal wird sie von einem Typen auf die Tanzfläche gezogen. Da winkte sie mir nur noch hinterher.

Gezwungen lächelte ich zurück und ging raus, wo ich endlich frische Luft schnappen konnte. Nie wieder! Ich gehe nie wieder zu einer Party und dann auch noch mit Leslie.

"Warum bist du nicht drinnen?" fragte mich jemand von hinten.

Verwundert, dass überhaupt noch jemand draußen ist drehte ich ich um und sah Holden, an der Wand gelehnt und rauchend: "Zu viele Menschen, Alkohol und Musik, du?"

Er zuckte nur mit den Schultern, was meine Sympathie für ihn nur noch mehr schrumpfen ließ. Warum musste man sich nur unnötig bescheuert cool geben? Kaum zu glauben, dass das bei irgendwem funktioniert.

"Ok, war... nett." meinte ich sichtlich überfordert damit, was ich jetzt noch zu ihm sagen sollte. Ich holte mein Handy raus und rief ein Taxi.

"Hättest du gefragt, hätte ich dich gefahren." mischte sich Holden wieder ein, weswegen ich skeptisch das Gesicht verzog.

"Klar, weil du etwas nettes auch für nichts tust."

Nun kam er auf mich zu und schien wütend: "Wann war ich denn nicht nett zu dir?"

Ich überlegte, doch er hatte recht. Streng genommen war er zu keinem Zeitpunkt mir gegenüber unhöflich oder gemein gewesen. Früher hatte er mir immer aufgeholfen, wenn mein Bruder mich geschubst hatte, aber genau das war das Problem. Früher. Das war früher und jetzt? Ich sehe ihn an und erkenne den Jungen von damals nicht mehr wieder.

"Zu keinem Zeitpunkt warst du gemein, Holden, aber nur weil man nicht gemein ist heißt es nicht gleich im umkehrschluss, dass man nett ist." meinte ich und begann dann leicht melancholisch zu schmunzeln "Du warst wirklich ein süßer, kleiner Junge, aber ich bin auch älter geworden. Ich bin schon lange nicht mehr naiv genug zu denken, dass du dich nicht verändert hastm Man braucht dir nur in die Augen zu sehen um das zu bemerken."

Er lachte falsch auf und sah kurz weg: "Soll heißen?"

"Soll heißen, dass wir zwar ein paar Erinnerungen teilen, aber was mich angeht kenne ich dich nicht. Ich weiß weder wer deine Freunde sind, noch was für einen Charakter du hast. Alles was ich weiß ist wie du dich gerne nach außen hin zeigst und um ehrlich zu sein gefällt mir das nicht." gestand ich ehrlich.

Gebrochenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt