Teil 8

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Die ganze Nacht über versuchten Oliver und ich den Text zu entschlüsseln, aber das Problem war, dass Oliver zwar einen ziemlich hohen IQ hat und sich in jedes System hacken kann, aber dafür keine Ahnung von Sprachen hat. Ich versuchte ihm etwas beizubringen, doch eine Sprache kann man nicht über Nacht lernen.

Mitten in der Nacht schickte Kate uns, nach nachfrage dann schließlich noch die restlichen Akten zu dem Fall, aber wir kamen einfach nicht weiter. Wir blieben in der Bibliothek, doch etwa gegen 4 oder 5 Uhr am Morgen beschwerte sich Adi, dass sie müde sei und wir brachen ab und erst als ich mich durch das Fenster in mein Zimmer geschlichen hatte, hatte ich bemerkt, dass ich keinen der beiden gefragt hatte ob sie vielleicht auf meine Schule gehen würden. Ich meine, wenn sie hierher gezogen sind, dann müssen beide wieder in eine Schule. In ein paar Stunden würde ich es aber eh erfahren, mit diesem Gedanken schlief ich innerhalb weniger Sekunden ein.

Pünktlich um sechs Uhr klingelte mein Wecker. Mit einem stöhnen warf ich ihn auf den Boden und er verstummte. In den nächsten fünf Minuten räkelte ich mich aus dem Bett oder viel mehr drehte mich ausversehen so, dass ich aus dem Bett fiel. Unelegant, ich weiß, aber manchmal komme ich einfach nicht aus dem Bett.

„Gott verdammte scheiße!" fluchte ich, als ich mit einem Kaffee in der Hand das Haus verließ. Ich setzte meine Sonnenbrille auf, obwohl ich befürchtete, dass sie meine Augenringe auch nicht versteckten. Es ist lange her, dass ich mich so lange in der Bibliothek aufhielt. Mein Kopf dröhnte, meine Augen fielen fast zu und ich musste mir allein schon in den letzten fünf Minuten sechs mal ein Gähnen verkneifen.

„Was hast du denn angestellt?" fragte mich mein Bruder schadenfroh und sah von der Straße kurz zu mir. Das war der erste Satz den er zu mir nach über drei tagen sagte und natürlich war es etwas bei dem es mir scheiße ging.

„Hab zu lange gelesen." Murmelte ich nur. Ich hätte am besten gar nicht ins Bett gehen sollen. Durchmachen ist wesentlich einfacher, vor allem, wenn es nur eine halbe Stunde bis zum eigentlichen aufwachen ist.

ich hörte meinen Bruder neben mir lachen und durch seinen Blick wusste ich was er dachte. Idiotin..

Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich an einem Job für die Polizei arbeitete, aber das würde er mir nicht glauben. Er würde nur wie immer, wenn ich ihm etwas aus meinem Leben erzählte lachen und sagen, dass ich verschwinden solle.
Ich habe ihm mal gesagt, dass ich einen Freund habe. Und dann das ich einen Job habe. Ich habe ihn angerufen, als ich im Krankenhaus lag. Nichts davon hatte er geglaubt. Stattdessen wurde er immer saurer, weil er dachte ich würde versuchen ihn zu verarschen.

Als wir an der Schule ankamen stieg ich sofort aus, da ich einfach nicht mehr mit ihm in einem Auto sitzen konnte. Er ist mein Bruder und ich liebe ihn, aber es tut weh in seiner Nähe zu sein, weil ich bei ihm immer wütender wurde. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich anfing ihn zu hassen.

Die nächsten zwei Stunden drehten sich nur um diesen Gedanken. Im Unterricht hörte ich nicht zu, was aber keiner merkte, da dies der Normalfall bei mir war.
Aber ich bekam den Gedanken einfach nicht weg. Gott... wie konnte ich nur meinen Bruder hassen? Was für ein Mensch bin ich? Ich vertiefte mich immer mehr in dieses Thema, bis ich anfing an meine Eltern zu denken und auch bei ihnen merkte, dass ich ihnen gegenüber fast nichts empfand. Ich spürte nur Frustration und auch wieder Wut. Warum kann ich nicht wie jeder andere Mensch seine Familie einfach lieben?

"Ms. Williams, langweilige ich sie etwa?" riss mich meine Lehrerin aus meinen Gedanken, wofür ich ihr zum ersten Mal überhaupt dankbar war.

"Entschuldigung." sagte ich schnell und sah Ms. Jennings an. Eine Frau mittleren Alters mit braunen, aber vereinzelt schon ergrauten Haaren. Sie trug sie offen und gingen ihr bis zu den Schultern. Ihr Wickelkleid, ihre braunen Augen und ihr junges Gesicht ließ sie locker fünf Jahre jünger wirken, als sie wirklich war. Insgesamt sah sie freundlich aus und auch wenn man ihr im Schulflur begegnete lächelte sie einen höflich an.

Gebrochenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt