Teil 17

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"Ich weiß nicht was ich jetzt machen soll."stellte mein Großvater auf der Treppe überrascht fest. 

An dem Punkt war ich auch schon... "Du weinst." sagte ich schlicht "Lass es raus, du trauerst. Du darfst weinen und lass dir von niemanden etwas anderes einreden! Als Lee starb habe ich mich bis zur Beerdigung in meinem Zimmer verkrochen, ich bin nur zum essen rausgekommen und dann habe ich mir immer einen Vorrat mitgenommen, damit ich die nächsten Tage nicht raus musste. Im Grunde habe ich die ganze Zeit nur geheult und gegessen."

"Und deine Eltern haben dich bei der Schule so lange entschuldigt?" fragte Grandpa skeptisch, was mich zum Lachen brachte.

"Gott nein!" sagte ich und hörte bitter auf zu lachen "Sie haben es selbst gar nicht bemerkt." 

"Was?"

Ich sah zu ihm rüber: "Es klingt schlimmer als es ist. Ich mein, sie haben mich zwar nicht umarmt oder getröstet, aber nicht weil sie herzlos waren, sondern einfach, weil sie mir nicht glaubten das Lee tot war oder überhaupt existierte.... ok, wenn ich es so sage klingt es irgendwie noch schlimmer." merkte ich, während des sprechens und sah wie die Augen meines Grandpas langsam immer größer wurden "Versteh mich nicht falsch, im nachhinein bin ich auch ganz froh drum, irgendwie. Ich mein du siehst ja meine Familie ist ja nicht unbedingt empathisch oder aufbauend."

"Das ist kein guter Grund!" schrie er beinahe total aufgebracht und wollte schon aufstehen, doch ich hielt ihn ab.

"Bitte, ich will nicht, dass sie es wissen!" flehte ich ihn an "Bitte!", woraufhin er sich zwar zögernd und noch immer wütend, aber geschlagen wieder neben mich setzte.

"Wieso?"

"Habe ich das nicht schon gesagt? Meine Familie ist nicht gerade von der netten Art. Außerdem... ich habe ihn wirklich geliebt, dass tue ich noch, deshalb glaube ich ist es besser wenn sie nicht von diesem Wundenpunkt erfahren."

"Vögelchen, angst vor deiner Familie verletztlich zu wirken, ist schlimmer!" sagte mein Grandpa, was sich jetzt erst wirklich bei mir setzte. Ich hatte Angst vor ihnen. Und nicht nur ein wenig. Ich hab so viel Angst vor ihnen, dass ich am liebsten alles vor ihnen beschützen möchte. Als wären sie Monster...

"Ich weiß, aber vor dir habe ich keine Angst." stellte ich leicht lächelnd fest. 

Er wollte etwas erwidern, aber ich ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um seinen Hals. "Auch wenn es nicht schön ist, aber mir reicht eine Person in der Familie, die mich ohne Umstände liebt vollkommen aus. Außerdem habe ich wirklich, wirklich wundervolle Freunde, also mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe alles was ich brauche." versicherte ich ihm, doch wusste selbst nicht ob es der Wahrheit entsprach.


Etwa zwei Stunden nach der ersten Umarmung mit meinem Großvater schrieb ich Oliver an, ob er mich bitte abholen könnte. Keine halbe Stunde später klingelte er an der Tür, in diesen ca. 25 Minuten  war meine Familie schon weggefahren. Meine Eltern wieder zum Flughafen und mein Bruder nachhause.

Ich öffnete die Tür und wurde gleich von Oliver umarmt und gleichdarauf auch von seiner kleinen Schwester.

"Was machst du hier?" fragte ich letztere verwirrt.

"Du bist meine beste Freundin, wo sollte ich sonst sein?" fragte Adi sanft zurück und lächelte mich liebevoll an. 

Dieses Lächeln war ansteckend, innerhalb weniger Sekunden strahlte ich zurück und sagte: "Danke!"

"Vögelchen, wer ist das?" rief mein Grandpa aus dem Wohnzimmer, was meine zwei Freunde stutzen ließ.

"Vögelchen?" fragten sie wie aus einem Mund.

Gebrochenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt