Teil 49

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Ich lief. Ich lief so schnell wie ich noch nie gelaufen bin. Ich lief weg in der Hoffnung irgendwann meinen Körper wieder zum atmen zu bewegen. Ich lief raus aus dem Raum. Ich lief raus dem Krankenhaus. Ich lief, bis ich schließlich in einem kleinen Park gegenüber des Krankenhauses zusammenbrach. Schreiend weinte ich mir die Seele aus dem Leib, in der irrsinigen Hoffnung der Schmerz in meiner Brust würde aufhören. Ich wollte doch nur, dass es aufhört wehzutun. Mehr wollte ich nicht! Verzweifelt kratzte ich mir über meine Brust. Ich wollte es raus! Es sollte raus! Mein blödes Herz sollte RAUS! Bitte... Bitte....


Ich ging nicht mehr zurück ins Krankenhaus. Ich, ich konnte es einfach nicht.... Ich konnte Lees leeren Blick nicht noch ein Mal gegenüber treten. Es ging einfach nicht. Das würde ich nicht überstehen. Wie auch immer ich dort hingekommen bin, stand ich irgendwann vor der Haustür meines Grandpa's, bei dem ich inzwischen ja schon richtig lebte. Meine Hand wollte schon nach der Türklinke greifen, als sich ein gewaltiger Kloß in meinem Hals bildet und ich erneut zu weinen begann. Warum ist es so verdammt hart geliebt zu werden? Warum verliert man immer die die man nicht verlieren will? Warum immer ich?!

Als die Tränen schließlich versiegten, griff ich erneut an die Türklinke und drückte sie runter. Ich wollte nur noch in mein Bett. Ich wollte unter meine Decke, um wenigstens ein wenig Wärme zu spüren. Ich wollte nicht reden, deshalb nahm ich mir vor ganz leise nach oben zugehen. Mein Gehirn arbeitete noch nicht richtig und meine Ohren funktionierten ebenfalls nicht ganz, daher bemerkte ich meine Mutter, meinen Vater, James, meinen Grandpa und Eylül, ihren Vater, Kemal und Kerem erst als ich sie sah. Sie sahen aus als würden sie streiten und ich hörte zwar ihre Worte, doch sie kamen nicht in meinem Gehirn an. Was machten sie hier? Und seit wann schrien Kemal, Kerem und Dede? Eigentlich wollte ich damit erst garnichts zu tun bekommen und mich einfach doch nach oben schleichen, da bemerkte mich Kerem aber. Mit weitaufgerissenen, schockierten Augen sah er mich an und urplötzlich lagen alle Blicke auf mir. Meine Eltern sahen mich dabei ziemlich miesgelaunt an, doch der Rest tendierte sehr stark zuu besorgt und ohne das ich großartig darüber nachdachte lief ich an meinen Eltern und James vorbei an Kerem  und begann erneut zu heulen. Der große braunhaarige Junge wusste gar nicht wie ihm geschah, bevor er schließlich überfordert seine Arme um mich schlang. Danach schien ich gar nicht mehr aufhören zu können. Alles was mich zusammengehalten hatte, all meine Hoffnungen, meine Träume, meine Stärke, sie waren wie weggefegt. Meine Beine knickten weg und nur Kerem hatte ich es zu verdanken, dass ich nicht auf den Boden fiel. Er hob mich hoch und brachte uns auf die Couch wenige Meter hinter ihm. Ich weiß, dass er versuchte mich zu trösten in dem er mir über den Rückenstrich und ich glaubte auch ihn etwas sagen zuhören, allerdings war es als ob das Rauschen in meinen Ohren alles verdecken würde. Ich war wie in Watte eingepackt, wenn Watte auch so höllisch weh tun wie tausend Glassplitter auf der Haut. Ich weinte und hörte nicht auf, bis irgendwann alles schwarz wurde. 

Irgendwer musste mich in mein Zimmer getragen haben, denn als ich aufwachte lag ich in meinem Bett, über mir die warme Decke. Die nächsten zwei Tage verließ ich mein Zimmer auch nicht mehr. Mein Grandpa klopfte einige Male an und brachte mir Essen, wollte mit mir reden, doch ich schwieg und sah einfach weiter weinen aus dem Fenster. Auch Eylül, Kerem, Kemal und Dede kamen vorbei, diese blockte ich aber auch ab. Ich wollte nicht reden. Ich konnte nicht reden. Ich schwieg. 

Mir war bewusst, dass das passieren könnte. Als der Arzt uns mitteilte das Lee ein Jahr im künstlichen Koma gehalten wurde, war mir bewusst, dass es Nebenwirkungen gab. Ich bin keine Ärztin, aber das ein oder andere wusste auch ich über Komatas. Eines diese Dinge war, dass wenn eine Person lange im Koma lag ein Gedächtnisverlust nicht unbedingt unmöglich waren, aber ich hatte gehofft- 
Gott, auch wenn das Grausam klingt, aber warum musste er mich vergessen? Warum nur mich?! Warum nicht irgendwerr anders? Was habe ich falsch gemacht?

Gebrochenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt