Kennst du das Gefühl innerlich zu verbrennen? Kennst du das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen? Das Gefühl, wenn du so viel geweint hast, dass dein Kopf weh tut? Das Gefühl, wenn selbst dein Hals geschwollen ist? Kennst du das Gefühl, wenn dein Herz sich so unglaublich schwer anfühlt und zur gleichen Zeit so unglaublich leer?
Es ist das schrecklichste Gefühl der Welt. Du bist nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, trotzdem spuken dir vier Wörter im Kopf herum, nur ein Satz.... Lass mich bitte sterben.... Es wäre so einfach. Auf die Straße zu gehen und vor einem fahrenden Auto stehen zu bleiben. Unter zu tauchen und nicht mehr aufzutauchen. Auf eine Brücke zu klettern und zu springen...
Ich war schon einmal an dieser Stelle. Ich stand schon einmal auf dieser Brücke und war bereit zu springen. Aber ich bin es nicht. Und ich werde es auch nicht. Egal wie schlimm der Schmerz noch werden wird. Egal wie sehr ich mir wünsche einfach aufzugeben. Egal wie kaputt ich bin. Ich. werde. nicht. springen! Egal wie erdrückend das Gefühl auf meiner Lunge werden wird, ich werde nicht springen!
Denn auch wenn Lee tot ist, wenn ich springe und ihn wiedersehe, dann weiß ich wie er mich ansehen wird. Er hat mir mein Leben geschenkt. Er hat mir gezeigt was es heißt wirklich glücklich zu sein. Er hat mir gezeigt was es heißt zu lieben und geliebt zu werden. Er hat mir eine Familie gezeigt, die bereit ist das mit mir durchzustehen. Ich bin es nicht nur ihnen, sondern auch Lee selbst schuldig zu leben. Weiterzumachen, egal wie sehr ich breche. Dennoch gibt es Momente, Tage wie diese an denen ich nur mit mir ringe und immer kämpfen werde, zu atmen.... Als Lee gestorben ist, war es als hätte mir jemand einen Dolchstoß verpasst und mir die Luft zum atmen genommen. All mein Glück, die Zukunft auf die ich so gehofft hatte und meine große Liebe, es war alles weg. Mit einem Mal.Ich weiß noch immer nicht warum. Ich weiß nicht warum er für seinen Vater bezahlen sollte. Sein Vater sollte natürlich auch nicht leiden, aber warum er? Sein Vater hat ihn ins Gefängnis gesteckt, nicht Lee! Warum musste man mir ihn nehmen?
Den ganzen Tag haben wir bei Adi und Oliver zuhause verbracht. Das Haus war voller Menschen. Über all liefen die kleinen Geschwister von John und Han herum. Es war schön sie alle in der Nähe zu haben, trotzdem verbrachte ich die meiste Zeit in Alis Zimmer, starrte an die Decke oder verkroch mich unter der Bettdecke und heulte mir für Stunden die Seele aus dem Leib. Ich glaube außerdem, dass ich an einer Hand abzählen kann wie viele Sätze ich gesagt habe, dennoch blieben alle. Nach einander kamen sie zu mir oder ich zu ihnen. Es half, dass man meine Hand hielt. Dass man mir sagte, dass es okay sei zu weinen und dass ich so viele hatte an die ich mich festklammern konnte. Ich kannte das gar nicht. Meine Eltern, James, sie waren nie für mich da. Sie haben mir nie die Hand gereicht, mir nie die Tränen weggewischt. Wenn überhaupt haben sie die Tränen verursacht.
Am Samstagabend veranstalteten wir schließlich alle zusammen dann ein großes Abendessen. Es war witzig zu sehen wie alle in der Küche hecktisch umher liegen und sich an den anderen vorbeidrängten, um ihr eigenes Essen durchzustetzen und fertigzustellen, während wir Kinder den großen und kleinen Tisch deckten.
Es war ein so großes Familienessen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es wirkte alles so... lebendig. Das ließ den Schmerz, wenn auch nicht völlig, aber zum Teil wenigstens verblassen.Schlimm wurde es erst, als ich am nächsten Tag wieder nachhause musste. Aly und Oliver versuchten mich zu überreden nicht zurück zu gehen, aber ich konnte James nicht ewig aus dem Weg gehen, zumindest nicht so lange wir, theoretisch, noch unter einem Dach wohnten. Also ging ich, auch wenn ich eigentlich alles andere lieber getan hätte.
Zum Glück war niemand zuhause als ich ankam oder zumindest schien es so. Es standen keine Autos in der Auffahrt und alle Lichter waren aus. Es war still. Irgendwie vermisste ich jetzt schon die kleinen Geschwister von John und Han. Dadurch, dass sie die ganze Zeit laut waren und umhergelaufen sind hatte man nie das gefühl alleine zu sein, zumindest nicht völlig alleine. Die Stille tat zwar insofern gut, dass ich mich sortieren konnte, ganz ohne beobachtet zu werden, aber ich fühlte mich schnell noch einsamer als zuvor.
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Gebrochenes Herz
Teen FictionAlisson Melody Jameson hat augenscheinlich ein ganz normales Leben und ist nichts besonderes. Sitzengeblieben ist sie in der 4. Klasse schon und ist seit dem alles, aber nicht das Lieblingskind ihrer Eltern, besonders nicht das ihrer Mutter. Ihr Bru...