Die nächsten Tage verliefen recht ruhig. Lees Zustand verbesserte sich nicht, aber dafür wurde er auch nicht schlimmer. Die Ärzte meinen zwar, dass es in seinem Zustand normal sei und sein Körper sich erst von der schädliche Menge Wirkstoffe erst entgiften müsse, aber trotzdem machte ich mir sorgen. Ich wollte so unbedingt, dass er aufwachte und mich umarmte, damit ich wusste es ist alles gut.
Mein Grandpa war inzwischen auch da. Er hat zudem sogar Lees Eltern zufällig getroffen. Mit ihnen habe ich mich geeinigt, dass wir ein Schichtensystem entwickeln. Erst wollte ich gar nicht weg und es hat auch Stunden gebraucht um mich von so einem System zu überzeugen, aber ich wollte einfach da sein, wenn er aufwacht. Ich wollte ihn nicht allein lassen. Ich konnte ihn nicht noch einmal zurücklassen. Das habe ich ein Mal und werde das bis zum Ende meines Lebens bereuen. Aber ich brauchte Schlaf und eine Dusche.... Also haben Lees Eltern und ich beschlossen, dass jeder von uns drei Stunden bei ihm verbringt, bis dann der nächste kommt und einen ablöst. In der zwischen Zeit konnte man dann schlafen, essen und in meinem Fall leider auch zur Schule gehen. Es macht mich fast wahnsinnig jetzt jeden Tag aufzustehen, aus dem Krankenhaus zu gehen und dann zur Schule. Lees Mutter versprach mir zwar, dass sie mich und die Anderen sofort anriefe, wenn etwas passieren sollte, aber von der Schule ins Krankenhaus dauert es 15 Minuten. Klar das mag jetzt nicht nach viel klingen, aber in 15 Minuten kann eine Menge passieren.... Eine Sekunde im Krankenhaus kann über Tod oder Leben entscheiden. Und Gott allein weiß, ob DeLandre wieder versucht Lee umzubringen. Inzwischen stehen zwar FBI Agents vor Lees Krankenzimmer, aber was wenn?
Auch bei uns anderen standen inzwischen FBI Agents vor der Haustür in einem Wagen. Meinen Eltern und meinem Grandpa ist das zwar nicht aufgefallen, wofür ich auch wirklich dankbar bin, denn ich wüsste wirklich nicht wo ich dann anfangen sollte das Ganze zu erklären. Außerdem habe ich leichte Angst, dass mein Grandpa dann einen Herzinfarkt bekommen würde. Oliver's, Han's und John's Eltern wissen schon Bescheid. Sie sind alle total ausgeflippt, zu recht natürlich. Sie wollten uns alle schon verbieten in die Schule zu gehen oder gar das Haus zu verlassen, aber Agent García riet davon ab. Er meinte es wäre klüger den Alltag so gut es geht wieder aufzunehmen und sich nicht unterkriegen zu lassen, was natürlich einfach gesagt als getan war. Es ist bereits Freitag und Han allein hat sich bereits zwei Tage abmelden müssen, weil ihre Mutter ihr nicht erlaubte rauszugehen. Heute war sie zwar wieder da, aber dafür war es John nicht. Oliver und Adi dagegen haben sich mit mir durch jeden einzelnen Schultag gewurstelt. Allerdings konnten wir nicht behaupten, dass wir irgendwo wirklich mitgemacht haben. Ich hatte nur schwein gehabt, dass ich all meine Hausarbeiten schon vor dem ganzen Chaos fertig hatte und deshalb nur noch abgeben musste, was ich auch zwei Mal gleich verhauen habe. Glücklicherweise konnte ich sie am nächsten Tag jeweils noch abgeben.Am Freitag saßen daher Oliver, Adi und ich alleine an einem Tisch in der Cafeteria, als Leslie, Nate, Holden und James, mit dem ich seit ebenfalls einer Woche nicht geredet hatte, zu uns kamen.
Oliver, Adi und ich sahen uns verwirrt an.„Also, ich weiß das die Stimmung gerade wegen dem DeLandre Typ bedrückt ist, aber ich habe gedacht, dass wir uns alle bei James treffen könnten und naja zusammen ein wenig Zeit verbringen. Ich bin es nämlich leid jeden Tag alleine mit meinen überbesorgten Eltern zu verbringen." schlug Leslie enthusiastisch vor.
Ihr kann man auch gar nicht die Stimmung vermiesen oder?
„Das klingt eigentlich ganz gut." stimmte Adi zu meiner Überraschung Leslie zu.
Mit großen Augen sah ich sie mit meinem ‚Ist das dein f***ing ernst?' an, aber sie zuckte nur bedrückt mit den Schultern.
„Es würde dich und uns auf andere Gedanken bringen. Wir können nicht die ganze Zeit auf unsere Handys starren und auf einen Anruf hoffen." erklärte Adi mitfühlend.
"Ja, aber um mich abzulenken gehe ich doch nicht in das Haus meiner Eltern, seid ihr noch ganz bei Trost?!" fauchte ich aufgebracht und raufte meine Haare. Seit meinem kleinem Ausbruch gegenüber von James und meinem Vater habe ich Unterschlupf bei meinem Grandpa gesucht. Nicht das ich oft bei ihm war. Jede freie Sekunde verbrachte ich damit am Krankenzimmerbett von Lee zu sitzen oder bei meinen Freunden zuhause. Ich vermied es schlicht in dieses Haus zu meinen Eltern zu gehen und jetzt wollen die Irren hier mich dorthin schicken?
"Mum will dich aber sehen!" warf James ein.
Ich lachte bitter und nervös: "Das ist nur ein weiterer Grund nicht da hin zu gehen. Ich bin doch nicht wahnsinnig. Das letzte Mal, als unsere Mutter mit mir reden wollte, war das kurz nach Lees tot und hat mich durch ihre Schimptirade so weit fertig gemacht, dass ich das zweite Mal in meinem Leben darüber nachgedacht habe mich von einer Brücke zu stürzen!" herrschte ich James kalt an, welcher mich darauf bestürzt ansah.
"Dann gehen wir zu uns!" ging Adi dazwischen und zeigte zwischen sich und Oliver hin und her, bevor es eskalierte "Unsere Eltern lieben es, wenn du da bist und meine Mum wollte auch nur mit dir über Lee und DeLandre reden."
"Super, dann gehen wir zu euch!" beschloss Leslie kurzerhand und verschwand dann wieder mit Nate und Holden, aber James blieb kurz noch wie versteinert stehen.
"Wirst du jemals wiederkommen?" fragte er nach einer Weile zögerlich.
Ich biss mir in meine Unterlippe. Schon komisch, alles in mir schrie nein, aber ein kleines Stück meines Gewissens meldete sich. Was wenn sie sich jetzt ändern? Jetzt wo sie wissen wie schlecht es mir ging und wie viel sie damit zu tun haben. Dieser kleine Teil in mir wollte ja sagen, aber ich konnte nicht und wollte nicht. Dafür ist viel zu viel passiert. Ich will nicht mehr verletzt werden. Ich war lange genug traurig. Ich bin durch damit!
"Hoffentlich nicht!" antwortete ich daher ehrlich und auch nicht darauf bedacht irgendjemanden zu schonen, denn das habe ich schon viel zu lange getan.
James nickte vorsichtig und ging dann ohne ein weiteres Wort.
"Treffen wir uns dann bei euch?" fragte ich und stand auch auf.
"Wir haben noch Mathe." bemerkte Han, während ich nach meiner Tasche und Jacke vom Boden aufhob.
"Ich hab mich schon bei ihm abgemeldet!" sagte ich und ging.
Elisa und Leandro, Lee's Elternt, sind gerade mit ihren Schichten um und jetzt muss ich ins Krankenhaus. Mein Grandpa hat mir dafür lieberweise sein altes Auto geliehen.
Als ich im Krankenhaus ankam, viel mir erschreckend auf, dass ich inzwischen jede Ecke und jede Schwester. Sogar einige der Patienten waren mir bekannt. Da war Mrs. Denver in Zimmer 2034. sie hatte ein Magengeschwür und beschwerte sich am laufendem Band über ihre Kinder und Enkelkinder. Ihr Mann lag im selben Zimmer. Dieser hatte sich aber das Bein gebrochen nachdem er versuchte seine Frau hochzuheben um sie ins Krankenhaus zu bringen. Zwei Zimmer weiter lag Mr. Bush, ein zynischer 42 jähriger Mann mit einer Atemwegserkrankungen, welche er nicht weiter nennenswert findet, obwohl er deshalb bewusstlos in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Eine Etage weiter war schon die Palliativstation mit Ms. Price, der kleinen Katie, Miles, Luce.
Wieder einmal saß ich schließlich am Bett von dem Jungen meiner Träume und erzählte ihm was heute alles passiert ist. Es war eine Art Ritual geworden. Ich erzählte ihm aber nicht nur von meinem Tag, sondern auch von unseren Freunden, der Schule und wie ich mich langsam wieder bessere, meinem Grandpa und wie sehr er sich nach Familie anfühlte. Manchmal stellte ich mir vor, wie er mich glücklich anlächelte, wenn ich von meinem Großvater erzählte, weil er sich für mich freute, dass ich nun endlich erfahren durfte wie Familie sich wirklich anfühlte.
Nach drei Stunden klopfte es wieder an der Tür. Ich ruckte auf und sah wie Elisa, Lees Mutter den Raum betrat und mich schwach, aber warm anlächelte.
"Hey, ist irgendwas passiert?" fragte sie und sah dabei die ganze Zeit über auf ihren Sohn.
Ich schüttelte schwermütig den Kopf: "Nein, nichts."
Sie nickte und setzte sich neben mich. Eine weitere Stunde verging und ich musste langsam nachhause. Naja, zu meinem Grandpa würde es eher treffen. Komisch, dass ich das jetzt schon zuhause nenne....
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Gebrochenes Herz
Teen FictionAlisson Melody Jameson hat augenscheinlich ein ganz normales Leben und ist nichts besonderes. Sitzengeblieben ist sie in der 4. Klasse schon und ist seit dem alles, aber nicht das Lieblingskind ihrer Eltern, besonders nicht das ihrer Mutter. Ihr Bru...