Prolog

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~ Enzo ~

Damals...

Der Körper des Mädchens schlug nur so um sich, während die Fesseln immer mehr durch ihre Haut schnitten. Ihre Schreie und Flüche, die keineswegs auf irgendeine Weise menschlich klangen, dröhnten mir in den Ohren. Sie brannten sich in mein Gedächtnis und ich wusste gleich, dass sie mich bis in meine tiefsten Träume verfolgen würden.

Pater Marino sprach immer wieder die gleichen Verse und sprühte Weihwasser auf den sich immer stärker windenden Körper, welchen wir zuvor ans Bett gefesselt hatten.

Es war natürlich nicht das erste Mal, das ich einem Exorzismus beiwohnte, doch dieses Mal schien es anders. Der Dämon kämpfte mit allen Mitteln. Ich konnte hören, wie die Knochen des Mädchens brachen, während er versuchte sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Immer wieder lachte er. Verhöhnte uns. Er schien stärker zu sein als die anderen, denen ich zuvor begegnet war.

>>Enzo! Der Rosenkranz<<, wies mich der Priester an. Ich reagierte sofort und holte diesen aus meiner Tasche heraus.

Ohne Furcht - so wie es mir beigebracht wurde - ging ich auf das Bett zu, versuchte den blassen Körper des Mädchens mit meiner Kraft an Ort und Stelle zu halten. Ihre Augen richteten sich auf mich. Das Auge so rot wie Blut und die Iris, sowie auch die Pupille so schwarz, wie ich es noch nie gesehen hatte. Schwarze Linien breiteten sich über ihre Haut aus, wie kleine, feine Adern. Sie war schweißgebadet, doch ich durfte mich davon nicht abhalten lassen ihr den Rosenkranz an die Stirn zu halten und mit meinen eigenen Gebeten zu beginnen, während Pater Marino seine weitersprach.

Das heilige Kreuz brannte sich in ihre Haut ein. Ich konnte die gerötete Stelle und das Zischen deutlich erkennen. Genauso, wie den Geruch von verbrannten Fleisch riechen. Jeder Muskel des Mädchens spannte sich zum Zerreißen an und ich wusste, dass diese unnatürliche Kraft nicht von ihr selbst kam.

Die Augen des Dämons sahen mich an und ich merkte, die unzähligen Schauer, die meinen Körper runterjagten. Es schien, als würde er mir direkt in die Seele blicken und dort etwas erkennen, was ihn plötzlich zu amüsieren schien. Die Lippen des Mädchens verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen.

>>Du<<, erklang die verzerrte Stimme aus dem Mund des Mädchens. >>Dich hebe ich mir ganz zum Schluss auf.<<

Noch bevor ich wusste, wie mir geschah, ließ der Dämon einen ohrenbetäubenden Schrei heraus und ließ die Fesseln binnen eines Wimpernschlags zerspringen. Die bösartige, spirituelle Energie, die dabei entfesselt wurde, riss mich zurück und schleuderte mich gegen die Kommode. Das Holz gab nach und zersplitterte unter mir. Die Wucht war so stark, dass ich mir dabei den Kopf anschlug und das letzte, was ich noch mitbekam, waren die lauten Schreie um mich herum und der Geruch von Flammen und brennenden Fleisch.

~

Als ich wieder zu mir kam, durchzog ein ungeheurer Schmerz meinen Körper. Ich brauchte einige Augenblicke, um mich wieder zu fangen und um zu begreifen, wo ich mich augenblicklich befand. Doch als ich wieder klarer sehen konnte und sich der Raum um mich herum aufgehört hatte zu drehen, erkannte ich diesen beinahe nicht mehr wieder. Die Möbel lagen in Trümmern, die Wände waren blutbeschmiert und es lagen überall Körperteile herum. Es stank nach verbranntem Fleisch, Blut und Ruß. Ein Geruch, den ich bis ans Ende meiner Tage nie wieder vergessen sollte.

Langsam stand ich auf und konnte den Schmerz einiger gebrochenen Rippen spüren, doch ich versuchte den Schmerz auszublenden und schleppte mich durch das verwüstende Zimmer. Das Bett war leer und die Tür des Zimmers aus den Angeln gerissen.

Mit einem verstauchten Bein humpelte ich durch den Raum, blieb jedoch stehen, als ich das verbrannte Kreuz von Pater Marino entdeckte. Was mir jedoch die Übelkeit hochtrieb, war die Hand, die dieses noch immer hielt. Nur die Hand...

Das Blut, die zerstreuten Körperteile. Das alles gehörte dem Priester, der mich unter seine Fittiche genommen hatte. Demjenigen, der mich ausgebildet hatte und beinahe, wie ein Vater für mich war.

Mit einer ungeheuren Enge in der Brust, sprach ich ein kurzes Gebet für seine Seele und schleppte mich weiter. Doch auch der Rest der Wohnung sah nicht anders aus, als das Zimmer des Mädchens. Die Verwüstung zog sich bis zum Ausgang hin. Blut, zerfetzte und verbrannte Körper. Mutter. Vater. Der jüngere Bruder. Die ganze Familie auf die brutalste Weise abgeschlachtet, die ich mit meinen eigenen Augen gesehen hatte.

Dieser Fall übertraf alles, was ich in meinen letzten Lehrjahren gesehen und gehört hatte. Und von dem besessenen Mädchen gab es keine Spur.

Die Wohnungstür stand sperrweit offen und der Tod zog auch im Flur seine Bahnen. Und ich? Ich war der einzige Überlebende in diesem Chaos. Der Dämon war frei und seine Worte hatten sich tief in meinem Inneren verankert.

>Dich hebe ich mir ganz zum Schluss auf.<

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Hallo ihr!👋

Ich bin zurück und das wieder mal mit etwas neuen😁

Auch dieses mal wird es magisch. Es wird um finstere Mächte gehen, mordlustige Kreaturen, eine widerspenstige Hexe, einen hartnäckigen Exorzisten und einen Feind, der die Beiden und ihre Mitstreiter auf eine harte Probe stellt.

Jedenfalls wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und hinterlasst gerne euer Feedback 🤗

The evil's game ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt