Kapitel 46 - Jonathan

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Jonathan schreckte aus dem Schlaf auf, als sein Handy genau neben seinem Kopf anfing zu vibrieren. Er hatte gar nicht richtig mitbekommen, dass er auf dem Sofa eingeschlafen war, während er auf Sheila wartete. 

Schnell warf er einen Blick auf das helle Display und es dauerte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Er wurde von einer unterdrückten Nummer angerufen, was ihm komisch vorkam. Doch er ging dran, vielleicht war es etwas Wichtiges. Nur für eine Sekunde durchzuckte ihn die Vorstellung, dass Sheila vielleicht etwas auf der Arbeit passiert war. Vielleicht war sie gestürzt oder noch schlimmer, sie hatte einen Autounfall. Panisch setzte er sich auf und meldete sich mit einem Hallo. 

„Ich bin's", sagte Sheila und ein Stein fiel ihm vom Herzen. 

„Ist alles okay?", fragte er, denn normalerweise rief sie nie mit unterdrückter Nummer an. 

„Ja, alles okay", sagte sie verwundert, doch dann sprach sie weiter. 

„Ich wollte dich nur etwas fragen", fuhr sie fort. 

„Was denn?", fragte er, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nichts Gutes sein konnte. Sheila seufzte leise, dann hörte er eine Stimme im Hintergrund. 

„Schon gut, du musst ihn nicht fragen. Ich suche mir etwas anderes", sagte diese Stimme und Jonathan meinte, Jonas zu erkennen. Kurz warf er einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass Sheila bereits seit einer Stunde Feierabend hatte. Er hörte, wie Sheila irgendetwas zu Jonas sagte, dass er nicht verstand.

 „Kann Jonas ein paar Tage bei uns bleiben? Mein Bruder ist ausgeflippt und er braucht ein paar Tage Abstand", sagte sie und er konnte den Schmerz in ihrer Stimme hören. Obwohl er Jonas mochte und sie ein Gästezimmer hatten, war es ihm eigentlich gar nicht Recht, dass Sheila sich schon wieder in die Beziehung der beiden einzumischen schien. Doch er konnte nicht Nein sagen. 

„Klar, kein Problem. Ist er bei dir?", gab er dann zurück und wieder sagte Sheila etwas zu Jonas. 

„Danke. Ja, ich habe ihn abgeholt, wir fahren jetzt bei ihm zu Hause los. Ich erzähle dir alles später", sagte sie und legte anschließend ohne eine Antwort abzuwarten auf. Ein paar Sekunden lang sah er noch auf sein Handy, doch dann zwang er sich aufzustehen und nach oben zu gehen. Sie würden in knapp zehn Minuten da sein und er könnte zumindest schon einmal anfangen, das Gästebett zu beziehen. 

Seine Gedanken fingen wie so oft in letzter Zeit an zu kreisen. Was war nur los mit Matthias? Obwohl er sich möglichst raus hielt, bemerkte selbst er, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Früher war er viel öfter einfach so zu Besuch gekommen und Sheila erzählte nicht mehr so oft von ihm. Dass er und Jonas sich zofften war nicht wirklich neu, aber irgendwie hatte er im Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

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Jonathan hatte gerade das Bett fertig bezogen, als er ein Auto in die Einfahrt einbiegen hörte. Er beeilte sich nach unten zu gehen und öffnete die Tür. Sheila und Jonas kamen zu ihm ins Haus, wobei Sheila ihm einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, der ihm sagte, dass sie später darüber reden wollte. 

Jonas sah furchtbar aus. Offensichtlich hatte er geweint, denn seine Augen waren gerötet. Er hatte den Blick auf den Boden gerichtet und nuschelte ein Danke in seine Richtung, doch Sheila zog ihn am Arm nach oben in das Zimmer unters Dach. 

Jonathan ging ebenfalls nach oben und wartete im Flur in einem der Sessel, dass sie wieder nach unten kam. Er lauschte, doch er konnte nicht verstehen, was die beiden beredeten. 

Nach etwa zehn Minuten kam Sheila herunter. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und sah ihn hilfesuchend an. Sofort stand Jonathan auf und breitete die Arme aus. Obwohl er nicht gut fand, dass Sheila sich so in die alles andere als unkomplizierte Beziehung ihres Bruders einmischte, wollte er ihr zeigen, dass er für sie da war. 

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