Kapitel 109 - Sheila

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Sheila schnappte sich ihre Handtasche und beeilte sich, zu ihrem Auto zu kommen. Zwar hatten sie und Lisa keine feste Uhrzeit vereinbart, doch vor ein Uhr würde sie nicht da sein. Sie winkte Daniel und Karim zum Abschied zu, dann machte sie sich auf den Weg. 

Sie warf kurz einen Blick auf ihr Handy und bemerkte, dass Jonathan ihr eine Nachricht geschrieben hatte. Sofort pochte ihr Herz schneller und obwohl sie spät dran war, klickte sie auf die Nachricht. Sofort legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Doch sie beschloss, ihm nachher bei ihrem Vater zu antworten, denn der würde ganz sicher auch das Ultraschallbild sehen wollen. 

Sie warf ihr Handy zurück in ihre Handtasche, dann startete sie den Motor und fuhr los. Wie immer wenn man es eilig hatte, sprang genau vor ihr jede Ampel auf rot und als sie es endlich bis zu ihrem Vater nach Hause geschafft hatte, atmete sie erst einmal tief durch. 

Dennoch zitterten ihre Hände, denn gleich würde sie ihm erzählen, dass er noch einmal Opa wurde. Es würde ihn nicht so sehr schocken wie bei Matthias, aber sie war sich sicher, dass er sich viele Gedanken machte. Vor allem weil er mitbekommen hatte, dass es zwischen Jonathan und ihr im Moment nicht wirklich gut lief. 

Sie griff nach ihrer Tasche und schlug die quietschende Autotür von Matthias Wagen zu. Wie sehr sie doch ihren eigenen Wagen vermisste. Sie ging zur Tür und noch bevor sie klingeln konnte wurde die Tür von ihrer kleinen Halbschwester Tamara geöffnet. Ihr Vater stand hinter ihr, als hätte er Angst, sie würde einfach nach draußen auf die Straße laufen. 

„Hallo", begrüßte sie freudig Tamara und kitzelte sie. Doch dann wand sich Tamara aus ihrem Griff und lief mit ihren noch etwas wackligen Schritten zurück ins Wohnzimmer. Ihr Vater trat einen Schritt beiseite, damit sie hereinkommen konnte. Im Vorbeigehen drückte er ihre Schulter. 

„Wie geht es dir?", fragte er mit besorgter Stimme, woraufhin Sheila  ein Lächeln aufsetzte. 

„Eigentlich ganz gut", sagte sie wahrheitsgemäß, denn sie fühlte sich noch immer aufgeheizt von der Probe. Sie zog ihre Schuhe aus, doch dann stand sie etwas unschlüssig mit ihrer Tasche in der Hand da. 

„Warst du beim Arzt?", fragte er, als könnte er in ihren Kopf schauen. Sheila nickte, dann zog sie aus ihrer Taschen den Mutterpass heraus. Sie hörte, wie ihr Vater scharf die Luft einzog, dann umarmte er sie fest. 

„Siehst du, es hat doch noch geklappt", flüsterte er ihr zu und sie erinnerte sich daran, wie er ihr damals Mut zugesprochen hatte, es weiter zu probieren. Sheila nickte nur, dann löste sie sich aus seiner Umarmung und ließ ihre Tasche neben ihren Schuhen auf den Boden sinken. 

Ihr Vater zog sie am Arm ins Wohnzimmer, wo ihre beiden kleinen Geschwister auf ihrer Spieldecke saßen. Lisa hörte sie in der Küche herumhantieren. Sheila setzte sich an den bereits gedeckten Tisch, ihr Vater ließ sich neben ihr nieder. Anscheinend hatten sie mit dem Essen auf sie gewartet. 

„In welcher Woche bist du?", fragte er dann und streckte die Hand nach ihrem Mutterpass aus. 

„Fünfte. Genau gesagt vier Wochen plus drei Tage", sagte sie und schlug das kleine Heftchen auf. Ihr Vater zog es zu sich herüber und nahm das Ultraschallbild heraus, das sie hineingeschoben hatte. Eine ganze Weile betrachtete er es, dann wandte er sich ihr wieder zu. 

„Ich freue mich so für dich. Kinder sind wunderbar. Und anstrengend", lachte er, denn genau in diesem Moment fingen Maxim und Tamara an, sich zu streiten. Darren warf ihnen einen bösen Blick zu und ermahnte sie, doch sie hatten sich schon wieder vertragen. 

„Ist denn bis jetzt alles in Ordnung?", fragte er weiter und schnell nickte Sheila. 

„Ja, alles gut. Ich soll Vitamintabletten nehmen", berichtete sie und ihr Vater nickte.

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