Kapitel 66 - Jonathan

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Jonathan fühlte sich durch ihre Worte im Auto wie berauscht. Es kam ihm vor, als würde sein lang ersehnter Traum endlich wahr werden. 

Er konnte sich noch allzu gut daran erinnern, wie Sheila und er angefangen hatten, ernstere Gespräche übers Kinderkriegen zu führen. Eigentlich hatte es schon zum Ende ihrer Weltreise angefangen. Sheila hatte bei dem Anblick von kleinen Kindern gelächelt und ständig Dinge gesagt wie „Bald könnten wir das sein" und so etwas. Sie hatte sich nach ihrer Rückkehr die Spirale entfernen lassen und seit dem probierten sie es. 

Ein Geräusch ließ Jonathan zusammenzucken. Er riss den Kopf herum und sah Sheila zu ihm ins Schlafzimmer kommen. Ihr Haar war noch feucht und sie fuhr mit Fingern hindurch, um es ein wenig zu ordnen. Sie trug ein ziemlich aufreizendes Top, das oben rosa und unten hellblau war, dazu eine passende Schlafhose. Obwohl Sheila meinte, dass es ein ganz normaler Schlafanzug war, fand er ihn ziemlich sexy. 

Er setzte sich etwas aufrechter hin und betrachtete sie unverhohlen. Sie lächelte, denn sie war sich ihrer Wirkung auf ihn durchaus bewusst. Sheila kam beinahe schon quälend langsam zu ihm ins Bett, doch dann schmiegte sie sich an ihn. Sie hatte unbedingt noch duschen wollen und so hatte er schon ungeduldig im Bett auf sie gewartet, doch nun sog er den frischen Duft nach Seife ein und suchte ihre Lippen mit seinen.

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Am nächsten Morgen wurde er von Sheilas Wecker geweckt, doch Jonathan entschied sich, noch eine Weile liegen zu bleiben. Gestern waren sie erst spät schlafen gegangen und er fühlte sich noch ganz und gar ausgeruht. Dennoch durchströmte ihn ein angenehmes warmes Gefühl. 

Er schlug die Augen auf und beobachtete Sheila, wie sie sich Klamotten aus dem Schrank nahm, sich dann zu ihm hinunter beugte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte. 

„Stehst du auch auf?", fragte sie. 

„Gleich", gab er zurück, dann strich sie noch einmal über seinen Arm und ließ ihn allein. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, wenn er an den vergangenen Abend dachte. Sheila hatte gesagt, dass sie ein gutes Gefühl hatte. Dass sie glaubte, tatsächlich schwanger zu sein. 

Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus, denn sie würde es ihm mit Sicherheit nicht sagen, wenn sie nicht wirklich daran glaubte. Denn sie wusste doch, dass sie sich in den letzten Wochen hauptsächlich deswegen gestritten hatten, weil es nicht geklappt hatte. 

Doch auf einmal kam ihm ein Gedanke, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Was wäre, wenn Sheila es nur einfach so gesagt hätte, um ihn milde zu stimmen? Verübeln könnte er es ihr nicht, denn er musste zugeben, dass er seine schlechte Laune viel zu oft an ihr ausgelassen hatte. Aber eigentlich hatte er nicht das Gefühl gehabt, dass sie ihm gestern etwas vorgemacht hatte. 

Jonathan versuchte noch etwas zu schlafen, doch es gelang ihm nicht. Schließlich stand er auf, zog sich schnell etwas an und ging nach unten, wo Sheila gerade mit einem Kaffee und einem Käsebrot am Esstisch saß. 

„Es ist noch etwas Kaffee da", sagte sie und machte eine Kopfbewegung in Richtung Küche. Er nickte, dann ging er in die Küche und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank. Immer wieder warf er ihr Blicke zu, doch sie schien es nicht wirklich zu bemerken. Er nahm die Kaffeekanne von der Warmhalteplatte und schüttete sich etwas ein, dann ging er zurück zu Sheila und setzte sich ihr gegenüber an den Esstisch. 

„Um wie viel Uhr kannst du heute?", fragte sie, doch er sah sie nur verwirrt an. 

„Wir wollten doch zu meinem Vater gehen", erinnerte sie ihn und lächelte, als fände sie seine Verwirrung lustig. Er räusperte sich und zwang sich, die negativen Gedanken beiseite zu schieben. 

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