Kapitel 52 - Jonathan

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Jonathan warf immer wieder Blicke aus dem Fenster, doch Sheila kam und kam nicht zurück. Jonas und er spielten die ganze Zeit irgendwelche Spiele auf der Konsole, doch so richtig konzentriert war er nicht. 

Seine Gedanken kreisten immer wieder um Sheila, wie sie zweifelsfrei ihren Vater darauf angesetzt hatte, Werbung für ihn zu machen. Gleichzeitig machte er sich Gedanken, über was sie so lange mit Oskar sprach. Wobei er eigentlich schon einen Verdacht hatte, denn sie wollte doch mit ihm über kommendes Wochenende sprechen. 

„Meinst du, sie reden über Matthias?", riss Jonas ihn aus seinen Gedanken. Jonathan brauchte ein paar Sekunden, bis er begriff, dass Jonas sich das Gespräch zwischen Sheila und Oskar ganz anders vorstellte, als er selbst. Doch offensichtlich wollte Jonas reden und er wusste selbst nur zu gut, dass es nicht gut war, seine Sorgen in sich hineinzufressen. 

„Kann schon sein", erwiderte er, dann legte er seinen Controller vor sich auf den Tisch neben den von Jonas. Offensichtlich wollte er nicht mehr spielen. 

„Ich weiß einfach nicht, was ich noch tun soll", seufzte Jonas und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. 

„Was war denn vorhin los? Du warst zu Hause?", fragte Jonathan, doch Jonas winkte nur ab. 

„Ach... Ich hatte ja keinen Schlüssel, also musste ich klingeln. Tatsächlich hat er mir aufgemacht, aber er war betrunken. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat, sich in der Woche so zu betrinken. Auf jeden Fall hat er mir die Tür aufgemacht und sich sofort wieder aufs Sofa gelegt. Ich bin auf den Balkon gegangen und habe eine geraucht, aber er lag die ganze Zeit da und hat kein Wort gesagt", fing er an, dann unterbrach er sich und schluckte schwer. Jonathan sah ihn neugierig an, denn eigentlich klang das ganz und gar nicht nach Matthias. 

„Was ist dann passiert?", fragte er, als Jonas schwieg. 

„Ich bin wieder rein gegangen und habe ihn gefragt, ob er ein Stück rutschen kann. Ich habe noch nicht einmal gefordert, dass wir darüber reden, wie er mich einfach vor die Tür gesetzt hat. Ich wollte mich einfach nur neben ihn setzen. Er hat mich ziemlich lange einfach nur angeguckt, doch dann meinte er, dass er es nicht erträgt, mich zu sehen", berichtete Jonas, dann schnaubte er verächtlich. Jonathan schüttelte langsam den Kopf. 

„Ich habe ihn gefragt, ob ich gehen soll, da meinte er ja. Also habe ich ein paar Sachen gepackt und bin hier her gekommen. Ich hoffe, das war okay. Sheila meinte...", fuhr er fort, doch Jonathan legte ihm die Hand auf die Schulter und unterbrach ihn so. Obwohl er lieber mit Sheila allein sein wollte, da sie über einiges reden mussten, konnte er Jonas nicht auch noch vor die Tür setzen. Seine Eltern wohnten im Saarland und wahrscheinlich wusste er nicht, wo er sonst hin sollte. 

„Es ist kein Problem, dass du hier bist. Mach dir darüber nicht auch noch Gedanken", versicherte er ihm. 

„Danke. Wenn er doch nur mit mir reden würde. Ich will nicht, dass es Aus zwischen uns ist, aber wenn er das so will, sollte er es sagen und sich nicht betrinken", sagte er, doch seine Stimme klang seltsam belegt. Jonathan wollte ihm nicht sagen, dass er nicht glaubte, dass Matthias Schluss machen wollte. Er wollte ihm keine Hoffnungen machen, wo vielleicht keine mehr waren. 

„Meinst du, ich sollte ihn anrufen, ob ich zurück kommen darf?", fragte Jonas, doch Jonathan zuckte die Schultern. Jonas schob die Hand in seine Hosentasche. 

„Ich versuche es einfach. Vielleicht geht er ja ran", sagte er, dann stand er auf und ging in den Flur, um ungestört telefonieren zu können.

Sofort wanderten Jonathans Augen wieder zum Fenster und genau in diesem Moment sah er Sheilas pinken Haarschopf vorbeilaufen. Normalerweise wäre er nun aufgestanden, um ihr die Tür zu öffnen, doch er war sich nicht sicher, ob er Jonas stören sollte. 

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