Kapitel 61 - Sheila

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Sheila wurde das seltsame Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Hoffentlich war mit Jonathan alles okay und Oskar hatte sein Versprechen gehalten, dass er dafür sorgen würde, dass er Ville nicht begegnen würde. 

Doch obwohl sie am liebsten zu ihrem Spind gegangen und ihr Handy herausgeholt hätte, um ihn kurz anzurufen, hatte sie keine Zeit dazu. Ständig rief jemand ihren Namen und jeder schien etwas von ihr zu wollen, gleichzeitig konnte sie nicht aufhören, an Jonathan zu denken. Hoffentlich schaute er einfach weiter Filme, wie er es heute Mittag getan hatte oder er arbeitete ein wenig.

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Endlich war ihre Schicht vorbei und beinahe rannte sie nach draußen zum ihrem Auto. Es war schon stockdunkel und sie drückte ein paar Mal auf den Knopf ihres Autoschlüssels, damit sie nicht zum falschen Auto lief. 

Kurz nachdem sie eingestiegen war und ihre Handtasche auf den Beifahrersitz geworfen hatte, sah sie aus dem Augenwinkel einen Schatten. Sie zuckte zusammen und drückte den Knopf für die Zentralverriegelung, dann schaltete sie die Scheinwerfer an. 

Als sie erkannte, wer es war, atmete sie erleichtert auf und öffnete wieder die Verriegelung ihres Wagens. Oskar hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und den Blick auf den Boden gerichtet, doch er kam zielstrebig auf sie zu. Er ging zur Beifahrerseite und öffnete die Tür und Sheila nahm schnell ihre Handtasche auf ihren Schoß, damit er sich setzen konnte. Kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, vergrub er das Gesicht in den Händen und stöhnte. 

„Was ist los?", fragte sie, denn sofort musste sie an Ville denken. Eigentlich sollte Oskar doch bei ihm bleiben. Er reagierte nicht und Sheila stupste ihn sanft gegen die Schulter. Endlich hob er den Blick und sah sie gequält an. Sofort gefror ihr das Blut in den Adern, denn er sah ganz und gar nicht gut aus. 

„Was ist passiert?", fragte sie nun ernst, denn tausend Szenarien, eines schrecklicher als das andere gingen ihr durch den Kopf. Hatte Ville Jonathan etwas getan? War er rückfällig geworden? 

„Ich glaube, ich muss dir etwas gestehen", sagte Oskar dann mit so matter Stimme, dass sie glaubte er würde gleich ohnmächtig werden. Sheila umklammerte ihre Handtasche fester, denn es behagte ihr ganz und gar nicht, wenn Oskar so drauf war. Eigentlich war er immer sehr vorausschauend und er brachte sich nur selten in Schwierigkeiten. Aber wenn er sich einmal Ärger eingehandelt hatte, dann war es richtig schlimm. Sheila schluckte und glaubte, ihr gesamtes Blut würde ihr aus dem Gesicht weichen. 

„Was denn?", drängte sie, obwohl es Oskar sichtlich schwerfiel, die richtigen Worte zu finden, denn er öffnete immer wieder den Mund und schloss ihn wieder, ohne auch nur einen Ton zu sagen. 

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll", sagte er schließlich, doch das hatte sie auch schon bemerkt. Sie seufzte, denn langsam wurde sie ungeduldig. 

„Sag es einfach", sagte sie tonlos, wandte dann den Blick von ihm ab und machte sich auf das Schlimmste gefasst. 

„Ich muss etwas weiter ausholen, damit es Sinn macht", fing er an und Sheila nickte stumm. 

„Aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht hasst", wollte er sich versichern, doch Sheila schwieg. Wenn es mit Ville zu tun hatte, wollte sie ihm gar nichts versprechen. 

„Okay, also... Bis vor ein paar Wochen haben Matthias und ich uns doch richtig gut verstanden. Es war alles gut, doch irgendwie hat mein Herz beschlossen, verrückt zu spielen", setzte er an und ohne dass Sheila es verhindern konnte, schlug sie sich die Hand vor die Stirn. 

„Das darf nicht wahr sein", stöhnte sie, denn ihr war sofort klar, was Oskar ihr sagen wollte. Er hatte wieder irgendwie Matthias dazu angestiftet, mit ihm anzubandeln, nur weil ihm langweilig war. Dass er damit nicht nur Matthias verwirrte, sondern auch Jonas und vor allem Johnny verletzte, schien ihm vollkommen egal zu sein. 

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