Kapitel 119 - Sheila

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Sheila rannte das kurze Stück vom Auto zur Haustür und trotzdem war sie klitschnass. Jonathan hatte anscheinend schon am Fenster auf sie gewartet, denn er öffnete ihr schon die Tür. Eilig kam sie herein und reichte ihm die Pizzakartons. 

„Du bist nass", sagte er und unterdrückte krampfhaft ein Kichern. Sheila warf ihm einen entnervten Blick zu, doch gleichzeitig hätte sie ihn küssen können. Sie zog ihre nassen Schuhe aus und stellte ihre Tasche darauf, dann lief sie schnell die Treppe nach oben. 

„Ich zieh mir schnell was anderes an", rief sie und sah noch aus dem Augenwinkel, wie er in Richtung Wohnzimmer verschwand. 

Sheila spürte, wie eine unbändige Freude in ihr aufstieg, denn es schien so, als würde Jonathan sein Wort halten. Seit er wieder zurückgekommen war, hatte er weder eine blöde Bemerkung gemacht noch schien er schlecht gelaunt zu sein. Vielleicht hatten seine zwei Tage Abwesenheit tatsächlich etwas gebracht. 

Sheila hängte ihre nassen Klamotten im Bad zum Trocknen über den Rand der Badewanne, dann huschte sie schnell durch den Flur ins Schlafzimmer. Dabei blieb ihr Blick an der Amethystdruse hängen, die Jonathan ihr mitgebracht hatte. 

Der Gedanke daran, dass er ihr so eine Freude machen wollte, obwohl sie sich gestritten hatten, ließ ihr Herz höher schlagen. Eigentlich hatte er seit er weg gewesen war versucht, sich bei ihr zu entschuldigen. Auch wenn er am Montag noch etwas genervt wirkte, konnte sie ihm nicht vorwerfen, sich nicht bemüht zu haben. 

Sie schlüpfte schnell in eine bequeme Leggings und einen langen Pulli. Für Jonas würde sie sich nicht in eine Jeans zwängen müssen, worüber sie froh war. 

Schnell warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war erst kurz nach sechs und sie würde die Pizza nachher für einen Moment in den Ofen stellen, wenn Jonas sie nicht kalt essen wollte. Doch zuerst hatte sie noch etwas Zeit, um mit Jonathan zu reden, also ging sie wieder nach unten und setzte sich zu ihm aufs Sofa. 

„Willst du mit der Pizza warten, bis er da ist?", fragte er und sah sehnsüchtig hinüber zum Esstisch, wo er sie abgestellt hatte. 

„Alles andere wäre unhöflich", erwiderte sie, doch sein Magen knurrte. Sie verdrehte die Augen, woraufhin er aufsprang und in jeden einzelnen Karton schaute. 

„Ich habe dreimal die Gleiche geholt", sagte sie, doch er griff nach dem Karton, in den er als zweites geschaut hatte. 

„Die sah am besten aus", lachte er und kam wieder zurück zur ihr aufs Sofa. 

„Du kannst ja auf ihn warten. Er wird sowieso nur mit dir reden wollen", sagte er und biss genüsslich in ein Stück. Sheila musste lächeln, dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. 

„Ich freue mich so, dass es dir gut geht. Wie war denn dein Tag?", fragte sie, doch er winkte ab. 

„Erzähl mir lieber, was bei dir auf der Arbeit los war. Das klingt viel spannender", gab er zurück und kurz musterte sie ihn aufmerksam, doch er schien es wirklich ernst zu meinen. Noch vor ein paar Tagen wäre er allein bei der Erwähnung von Karimas Namen an die Decke gegangen und nun wollte er, dass sie ihm von ihr erzählte? Etwas verwunderte setzte sie sich gemütlicher hin und berichtete in aller Ausführlichkeit von Miriams und Daniels Streit. Jonathan lauschte ihr aufmerksam und unterbrach sie kein einziges Mal, was aber vielleicht auch daran lag, dass er mit seiner Pizza ziemlich beschäftigt war. 

„Auf jeden Fall bin ich mir nicht so sicher, ob Daniel wirklich nichts gemacht hat. Warum hätte ich sonst für ihn lügen sollen?", schloss sie ihren Bericht und sah zu Jonathan, der gerade den letzten Bissen seiner Pizza herunterschluckte. Bevor er antwortete stellte er den Karton auf dem kleinen Couchtisch ab, dann setzte er sich seitlich gewandt näher an sie heran und betrachtete sie. 

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