Kapitel 28 - Jonathan

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Jonathan war nervös, was nicht dabei half, dass seine Hand aufhörte zu pochen. Er hatte den Arm um Sheilas Mitte gelegt, denn in den Händen balancierte sie den riesigen Turm aus Muffins. Obwohl er vier davon gegessen hatte, schienen sie noch immer für eine ganze Fußballmannschaft zu reichen. 

„Hier muss es sein", sagte sei und blickte an dem Mehrfamilienhaus hoch, vor dem sie standen. Sie hatten ein ganzes Stück entfernt geparkt, denn die Parkplatzsuche hatte sich als äußerst schwierig erwiesen. Sheila war gefahren, denn mit seiner Hand wäre es ihm sicher schwergefallen, wodurch sie so lange suchen mussten, bis sie eine Parklücke gefunden hatte, in die zwei Autos gepasst hätten. Sheila hatte sie für gerade groß genug empfunden und er hatte sich schlapp gelacht, als sie tatsächlich vier Versuche gebrauchte hatte, um einigermaßen gerade in der Lücke zu stehen. Dafür hatte er einen Stups gegen den Arm bekommen, doch noch immer musste er bei dem Gedanken daran grinsen. 

Sheila klingelte etwas unbeholfen mit dem Tortenbehälter, in den sie die Muffins gestapelt hatte. Keine drei Sekunden später hörte er den Türsummer und er drückte die Tür auf. Er lehnte sich dagegen und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, hineinzugehen. 

„Ganz oben", rief jemand durch das Treppenhaus und Sheila steuerte auf den Aufzug zu, der neben der Treppe lag. Die Türen glitten sofort auf und sie stiegen in die kleine Kabine. Sheila drückte auf die Taste mit der vier, dann schlossen sich die Türen. 

„Du hast noch gar nichts zu meinen Haaren gesagt", beschwerte sie sich, doch sie grinste. Jonathan hob eine Strähne an und tat so, als müsste er sie genau begutachten. 

„Du siehst hübsch aus wie immer", sagte er und meinte es durchaus ernst. Mit einem Pling blieb der Aufzug stehen und sie traten hinaus in den Flur. Eine Wohnungstür stand offen und Karim kam ihnen entgegen. Er lächelte und er trug ein lässiges hellblaues Hemd mit hochgekrempelten Ärmel. Jonathan musste zugeben, dass es ihm stand. 

„Hallo, kommt doch rein", begrüßte Karim sie und machte eine einladende Handbewegung in seine Wohnung. 

„Alles Gute nachträglich", sagte Jonathan und klopfte ihm auf die Schulter. 

„Danke", sagte er fröhlich, dann schloss er die Tür hinter ihnen. Jonathan sah sich neugierig um. Obwohl schon der Flur ziemlich vollgestellt war mit Bildern, kleinen Schränkchen und Zimmerpflanzen, wirkte es gemütlich. 

„Wir sitzen noch auf der Terrasse, bis er zu kalt wird", erklärte Karim und Jonathan folgte Sheila, die geradeaus durch das Wohnzimmer ging. Es war genau so voll wie der Flur und auch hier standen jede Menge Pflanzen. Offensichtlich hatte Karim einen grünen Daumen. Jonathan hörte vom Balkon, der genau gegenüber des Eingangs zum Wohnzimmer lag, leise Musik und einige Stimmen. Karim ging an ihnen vorbei und nahm Sheila die Muffins ab. 

„Hast du die gebacken?", fragte er und betrachtete sie durch das durchsichtige Plastik der Haube. 

„Ja, ich habe Schoko, Zitrone und Apfel gemacht", sagte sie und deutete auf die kleinen Küchlein. 

„Danke", sagte Karim und stellte sie auf einen Tisch in der Ecke, wo noch jede Menge andere Häppchen standen. Er nahm die Haube ab und legte sie unter den Tisch. 

„Kommt, setzen wir uns nach draußen", sagte er und ging vor ihnen her durch die Balkontür. Tatsächlich war es hier ziemlich cool. In der Ecke stand ein Heizpilz, der jedoch noch aus war. An den Wänden standen gemütliche aussehende Sitzgelegenheiten, die aussahen, als hätte er sie aus Paletten selbst gebaut. In der Mitte hatte er einen kleinen Tisch gestellt, darum herum gab es eine ziemlich große Auswahl an alkoholischen und alkoholfreien Getränken. 

Es waren noch fünf andere Leute da und sofort fing Karim an, sie gegenseitig vorzustellen. Jonathan war überrascht, dass er noch seinen Namen wusste, aber vielleicht hatte Sheila ihm auf der Arbeit von ihm erzählt. Eine Frau ungefähr in ihrem Alter stellte Karim als seine Schwester Karima vor. Sie war im Gegensatz zu ihm eher üppig, doch nichts desto trotz war sie ziemlich hübsch. Kurz musste er grinsen, dass ihre Namen so ähnlich waren. 

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