Kapitel 117 - Sheila

8 2 0
                                    

Sheila nahm sich vor, etwas früher zur Arbeit zu fahren und auf dem Weg noch bei Lisa und ihrem Vater anzuhalten. Sie wollte ihnen sagen, dass Jonathan wieder bei ihr war und dass sie glücklich darüber war. Sie kam sich selbst ein wenig blöd vor, dass sie so schnell ihre Meinung änderte, doch ihr Herz konnte nicht ohne ihn sein. Jeder machte mal Fehler und jeder war auch mal genervt und frustriert. 

Sie fuhr Matthias klapprigen Wagen in die Einfahrt, öffnete mit einem quietschenden Geräusch die Fahrertür und stieg aus. Sie ging zur Haustür und klingelte und es dauerte eine ganze Weile, bis ihr die Tür geöffnet wurde. 

„Ach du bist es", sagte ihr Vater und ließ sie herein kommen. Sheila folgte ihm ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa, ihr Vater tat es ihr gleich. Sie lauschte, doch es war totenstill im Haus. 

„Wo ist Lisa?", fragte sie, doch ihr Vater grinste. 

„Sie ist mit den beiden einkaufen gefahren", antwortete er und Sheila war erleichtert. Sicherlich wäre sie enttäuscht von ihr, dass sie Jonathan so schnell vergeben hatte. 

„Ich wollte dir nur schnell etwas sagen", setzte sie an und neugierig sah ihr Vater sie an. 

„Lass mich raten: Jonathan ist wieder zurück gekommen?", riet er und lächelnd nickte sie. Ihr Vater seufzte und kratzte sich mit dem Daumen an der Schläfe, wie er es immer tat, wenn er etwas nicht gut fand. 

„Wann das denn?", fragte er und Sheila berichtete ihm kurz dass sie ihn heute Nacht angerufen hatte. Darren beäugte sie kritisch, doch dann hob er resignierend die Hände. 

„Wenn es das ist, was ihr beide wollt. Für euer Kind wird es sicherlich besser sein, wenn es mit beiden Elternteilen aufwächst", sagte er und Sheila sah an seinem Blick, dass er an ihre Mutter dachte. Sheila schluckte, denn ganz offensichtlich war er ziemlich wütend auf sie gewesen oder war es vielleicht immer noch. 

„Er meinte, dass man es schon ein ganz klein wenig sieht, wenn man es weiß", sagte sie und spürte, wie ihre Hände anfingen zu zittern. Es kam ihr noch alles so unwirklich vor, doch die Mundwinkel ihres Vaters zuckten. 

„Bei manchen sieht man es ziemlich früh und bei anderen nicht. Bei Lisa hat man in den ersten drei Monaten kaum etwas gesehen", erzählte er und Sheila sah, dass seine Augen funkelten. Plötzlich bekam sie Lust, mit ihm zu plaudern, doch sie musste los zur Arbeit. 

„Hast du es schon deinem Chef gesagt?", fragte er sie, gerade als sie aufstehen wollte. Langsam schüttelte sie den Kopf. 

„Das solltest du möglichst bald machen. Und ihr solltet euch ernsthafte Gedanken darüber machen, ob du in Elternzeit gehen willst und wie lange. Man neigt dazu, solche Dinge vor sich her zu schieben und dann ist es auf einmal schon zu spät und es wird stressig", riet er und sie nickte. Eigentlich stand für sie schon fest, dass sie in Elternzeit gehen würde, denn ihre Arbeit war bei Weitem nicht so profitabel wie Jonathans. 

„Okay, machen wir. Aber jetzt muss ich los zur Arbeit", sagte sie, stand auf und ging zur Tür. Ihr Vater folgte ihr und als sie sich umwandte, um ihn kurz zu umarmen, zog er sie überraschend fest an sich. 

„Ich würde mich wirklich freuen, wenn zwischen euch beiden alles wieder gut ist. Du kannst jede Unterstützung brauchen die du bekommen kannst. Und sprich mit deinem Chef", sagte er leise an ihrem Ohr. Sheila nickte, dann wand sie sich aus seiner Umarmung, winkte ihm zu und ging zu Matthias Auto. 

Auf einmal war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich bis nach der Aufführung warten sollte, bis sie es André sagte. Vielleicht könnte sie ihn bitten, es noch für sich zu behalten, denn sicher würde Karim eine Krise kriegen und denken, dass sie nicht mehr mittanzen konnte. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, dann machte sie sich auf den Weg zur Arbeit.

Slice of Life - A New LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt