Kapitel 14 - Betrunken

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So schnell, wie in diesem Moment, rannte ich noch nie. Nicht nach der Attacke beim Garrett Villa, nicht nach dem Kampf mit dem Hyde und auch nicht nach meinem allerersten Kuss mit einem Serienmörder. Jetzt. Jetzt kam die Zeit an, in der ich mich für nichts anderes interessierte nur für Enid. Innerhalb von genau zwei Minuten erreichte ich das Erdgeschoss.

Da lag sie. Neben der Treppe mit ihren zwei Händen unter dem Kopf, als hätte sie sich absichtlich dort schlafen gelegt.

- "Hilf mir bitte." – bat mich Ajax panisch.

Ich kniete mich auf Enid's andere Seite, hob vorsichtig ihren rechten Arm an, während Ajax dasselbe mit dem linken Arm tat und wir brachten sie in eine sitzende Position.

- „Da!" – flüsterte Ajax und neigte seinen Kopf in die Richtung der länglichen Bank, die sich auf unseren Rechten befand.

Wir hoben Enid gleichzeitig an und versuchten sie auf die Bank zu setzen, doch gescheit sitzen konnte sie nicht mehr. Sie schwankte hin und her, bis ihr Kopf letztendlich in meinem Schoss landete. Sie murmelte etwas vor sich hin, rubbelte ihre Augen und als hätte sie meinen Geruch erkannt, kuschelte sie sich noch näher an mich.

Es war keine Frage, warum sie in diesem Zustand war. Jeder in einem fünf Meter Radius konnte Enid's Brauerei ähnlichen Gestank riechen. Nun blieb nur eines offen.

- "Was zum Teufel hast du mit ihr angestellt?!" - fragte ich Ajax voller Wut.

Er hatte Glück, dass Enid mich nicht bewegen ließ. Ich hätte sonst schon längst nach dem Taschenmesser in meine Hosentasche gelangt. Doch alles, was ich jetzt tun konnte, war meine Augen zusammenzukneifen und einen besonders hasserfüllten Blick auf ihn zu werfen.

- „Nichts!" – flüsterte er ängstlich. – „Ich schwöre dir Wednesday! Töte mich nicht!"

Jammerlappen.

- „Rede Petropolus, sonst erlebst du den Morgen nicht mehr!" – seufzte ich genervt.

- "I-Ich bin mir nicht sicher, was genau passiert ist." – wackelte er unaufhörlich mit seinen Beinen. – „Sie kam eine Stunde zu spät zu unserem Treffen und um die Zeit war sie schon hacke dicht. " - erzählte Ajax stotternd.

- "Enid ist 16 Jahre alt verdammt nochmal! Sie hat den Alkohol sicher nicht allein besorgt. Wie kam sie denn überhaupt dazu sich zu betrinken?!" – schüttelte ich meinen Kopf.

- "Ich konnte nur sehr wenig davon verstehen, was sie gesagt hat." - sagte er verängstigt. - "Sie klopfte an meiner Tür und konnte nicht mehr gerade stehen. Sie hatte sogar noch eine Bierdose in der Hand, was mich gewundert hat, weil sie Bier eigentlich tiefen Herzens hasst." - runzelte er seine Augenbrauen. – „Auf jeden Fall kam sie in mein Zimmer und legte sich lachend auf mein Bett..."

Mein Blut fing an sofort zu kochen. Ich rutschte ein bisschen nach unten, um mir mehr Platz für das Messer zu verschaffen.

- „...und meinte, dass sie mit mir rummachen will und- "

Das hat gereicht. In weniger als drei Sekunden war das Messer an seiner Kehle.

- „Ein falsches Wort und es landet in deiner Schlagader. Aber sprich ruhig weiter." – drehte ich die Klinge auf die Seite. – „Was ist dann passiert?"

- „Nichts, Wednesday, nichts ist passiert! I-Ich habe das Angebot abgelehnt." – schluckte er einmal laut.

Mein zorniger Blick war auf seinen tränenvollen Augen fixiert. Ich hätte nicht mehr als ein kleines Anzeichen einer Lüge gebraucht, um ihn sofort zu köpfen.

Doch sein Gewissen schien rein zu sein.

- „Und danach?" – hielt ich das Messer weiterhin an derselben Stelle.

Die Wenclair Story - Gegensätze ziehen sich an (In Bearbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt