Kapitel 31 - Das Spiel

563 31 14
                                    

Enid kannte nicht alle Details meiner Vision.

Sie wusste, dass Tyler uns angegriffen hat, auch, dass ich ermordet wurde. Ich ließ aber ihren Teil der Geschichte raus. Ich wollte ihr die Angst ersparen. Vor einigen Tagen hat sich jedoch die Lage geändert.

Es war Sonntag früh. Ich schlich mich aus dem Zimmer und nahm Thing mit. Wir wanderten im Wald bis zu einem bestimmten Ort, den ich gesucht habe.

Zwei Bäume verwuchsen ineinander und kreierten dadurch eine kleine Schlucht. Ich verdeckte die Öffnung mit einem Laubmantel, damit nur ich diesen wertvollen Platz betreten konnte.

Es passte nicht viel herein. Ein kleiner Hocker, ein Haken an die Wand und eine flache, feste Holzplatte, die ich mir jederzeit in den Schoß nehmen konnte. Der Haken diente für meine Taschenlampe, mit der ich den winzigen Raum einfach beleuchtete. Ich versteckte sowohl ein Federmäppchen, als auch einen Ordner voller Papier unter einigen Blättern.

Ich machte das Licht an und legte Thing auf den Boden.

- "Ich habe einen Plan. Du hilfst mir ihn auszuführen." - erklärte ich Thing und fing an zu schreiben.

Es sind inzwischen zwei Tage vergangen. Die Szenario schaute, wie folgt aus:

Bibliothek. Acht Stühle in einer Runde aufgestellt. Namensschilder: Ajax, Bianca, Divina, Enid, Eugene, Kent, Xavier, Yoko. Meine Schreibmaschine. Eine einzige leere Flasche.

Die zwei Schnipsel waren unüberhörbar, als die Tür aufging. Viele vereinzelte Schritte folgten und eine unsichere Stimme.

- "Wednesday? Bist du hier?" - fragte Eugene.

Ich stand in der Mitte der Stuhlrunde mit gekreuzten Armen.

- "Schön, dass ihr alle den Brief erhalten habt. Tretet näher." - sagte ich und sah zu, wie jeder die Treppe hinunter lief.

- "Süße, was soll das?" - kam Enid zu mir und griff nach meiner Hand.

- "Das wirst du bald erfahren." - schaute ich mit einem ernsten Blick in ihre Augen.

Ich machte einen Schritt nach hinten und befreite die aufgegriffene Hand.

- "Uuuuhh." - sagten einige gleichzeitig.

Enid war durch meine Reaktion scheinbar verletzt. Es war jedoch nicht an der Zeit, sie zu trösten.

- "Setzt euch auf eure zugewiesenen Plätze." - zeigte ich auf die Namensschilder.

- "Wie geheimnisvoll." - lachte Xavier, während er seinen Arm um Ajax legte.

- "Spielen wir etwas? Hier liegt eine Flasche." - hob Divina, die Glasflasche auf.

- "Wednesday, wenn du Flaschendrehen spielen willst, ist das die falsche Flasche. Glas dreht sich schwer." - sprach Bianca lachend.

- "Hast du uns wirklich wegen einem Spiel hier herbestellt, Wednesday?" - setzte sich Yoko auf ihren Stuhl. - "Das hättest du uns auch sagen können." - zog sie ihre Augenbrauen zusammen.

Ich schwieg weiterhin und wartete bis sich die kleinen Ameisen endlich beruhigten.

- "Im Brief stand, dass es dringend ist, Wednesday. Wir sind hier. Worum geht's?" - drehte sich Divina zu mir.

Ich holte eine große Reisetasche aus dem Schrank.

- "Wir werden tatsächlich etwas spielen." - fing ich an die Tasche auszupacken. - "Thing, ich brauche eine extra Hand."

- "Sind das...Seile?" - fragte Ajax verwirrt. - "Ich weiß nicht, was genau sie vorhat, aber ich habe ein ungutes Gefühl." - flüsterte er zu Enid.

- "Warum sitze ich außerhalb der Runde?" - guckte Eugene durcheinander.

Die Wenclair Story - Gegensätze ziehen sich an (In Bearbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt