Kapitel 42 - Marilyn? Nein. Laurel!

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- "Das ist nicht die Realität." - stellte ich eine Tatsache fest.

- "Oh, das ist nur halbwegs wahr." - lächelte mich Laurel an. - "Dein Körper erleidet gerade einen starken epileptischen Schock. Deine kleine, arme Enid ist sicher furchtbar besorgt um dich." - sagte sie mit Schmolllippen.

- "Du nimmst ihren Namen nie wieder in deinen Mund, oder ich..."

- "Oder was, Wednesday? Du tust mir weh?" - lachte sie laut auf. - "Du hast mich schon einmal umgebracht, Liebes. Deine theoretische Drohungen haben hier keine Wirkung." - kreuzte sie ihre Arme. - "Außerdem kontrolliere ich zurzeit deine Gedanken."

- "Wir sind also in meinem Kopf." - schaute ich in dem Raum um. - "Wie ist das möglich?"

- "Ganz langsam, nach dem heutigen Tag wirst du alles verstehen. Wir sollten keine Zeit verschwenden." - klatschte sie zweimal und lief zügig durch die Tür.

Ich eilte mich nach der rothaarigen Frau, die mich kaum wahrnahm. Als ich sie einholte, waren wir schon auf dem Flur.

- "Habe ich richtig gehört? Nach dem heutigen Tag? Wie könnte mein Körper einen 24-stündigen epileptischen Schock aushalten?"

Sie blieb stehen und lächelte mich an.

- "Ich sehe zum ersten Mal, dass du dir um dein Leben Sorgen machst. Ganz unnatürlich für dich, Wednesday." -schaute sie mich langsam von oben nach unten an. - "Kein Grund zur Panik! Die Zeit vergeht hier ganz anders, als im realen Leben. Jedoch, je weiter du unsere Zeit vergeudest, desto mehr Schaden wird deinem Leib zugefügt." - verschlüsselte Laurel ihre Hände hinter dem Rücken.

Ich nickte zustimmend, obwohl mich die ganze Situation überaus fertig machte. Laurel wieder zu sehen, in meinem Kopf stecken geblieben zu sein und mich selber nicht unter Kontrolle zu haben. Ich hasse nichts mehr, als mich untergeordnet zu fühlen. Jedenfalls nicht unter diesen Umständen und nicht für Laurel.

Die anfängliche Verwirrung ließ allmählich nach und endlich konnte ich mich wieder konzentrieren. Ich hatte viele Fragen und Lücken, die beantwortet und gefüllt werden mussten, aber ich wusste auch, dass ich hier ohne eine logische und taktische Vorgehensweise nicht mehr lebend herauskomme. Auch, wenn sie etwas anderes behauptete, wusste ich es besser, als ihr mein blindes Vertrauen zu schenken. Das musste Laurel aber nicht wissen. Eine falsche Bewegung würde reichen, um nach meinen versteckten Waffen zu greifen.

Laurel stellte sich vor eine große Tür, die mir nicht unbekannt war. Sie langte in ihre Jackentasche und holte einen großen, ziemlich verrosteten Schlüssel heraus. Sie steckte ihn in das Loch und drehte ihren Kopf in meine Richtung, während sie an der Türklinke weiterhin festhielt.

- "Wir sind an unserem ersten Stopp angekommen."

- "Weems' altes Büro?" - erhob ich meine Augenbrauen.

- "Nicht ganz." - wurde ihr psychopathisches Grinsen sichtbar.

Sie machte die Tür auf und ein ganz starkes, helles Licht schlug mich ins Gesicht. Sehen und hören konnte ich einige Sekunden lang nicht, ich spürte nur eine Hand an meinem Arm, die mich mit sich riss. Ich stolperte über die Kante, dachte ich zumindest. Ich fiel auf den Boden, auf meine Knie und Hände. Das Licht ist verschwunden, während ich etwas nasses unter meinen Händen fühlte. Ich fasste hin und her, versuchte zu identifizieren, was ich berührte, da meine Augen immernoch nicht funktionsfähig waren. Harter Boden, kleine sand-ähnliche Steine, kalter Wind in meinen Haaren. Wir waren draußen. Ich stand mühsam auf und mit jeder Millisekunde sah ich ein im dunklen leuchtendes Gebäude besser.

Ich konnte nicht glauben, was ich vor mir sah. Genauso, wie in meiner Vision, stand ich in der Nähe von Weathervane, nur diesmal war es viel realer. Ich fühlte mich ein Teil dieser Welt, als würde mich ein Auto jederzeit zu Tode fahren können.

Die Wenclair Story - Gegensätze ziehen sich an (In Bearbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt