Kapitel 4

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Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich mal so sehr auf das Ende der Ferien freuen würde. Ich vermisste die Zauberwelt schrecklich, das normale Dasein als Muggel war unglaublich langweilig. Ich vermisste die Zwillinge und meine Freunde.
Bis auf Harry hatte zwar alle Briefe geschrieben, aber bei den ganzen Eulen war meine Mutter halb verrückt geworden. Egal wie sehr ich versuchte sie zu beruhigen und ihr erklärte, dass sie lediglich die Post brachten, es nütze alles nichts.

Somit war es auch der Fall, dass ich heute alleine in der Winkelgasse unterwegs war und meine Materialien und Bücher für das kommende Schuljahr besorgte. Sofort fühlte ich mich wieder zu Hause. Da ich mir ausgesprochen viel Zeit ließ, kam ich erst spätabends wieder in unserem Haus an.
„Nancy! Hast du mal auf die Uhr geguckt? Es wird schon dunkel draußen", meckerte meine Mutter zur Begrüßung. „Tut mir leid. Es war eben viel los, alle Schüler kaufen ihre neuen Sachen ein." Innerlich verdrehte ich die Augen. Ich war kein kleines Kind mehr. Wir aßen gemeinsam zu Abend, ehe ich mich auf den schnellsten Weg in mein Zimmer verkroch.

Natürlich warf ich schonmal einen Blick in die neuen Bücher. Die Zauber hörten sich spannend an und die Zaubertränke hatten wesentlich mehr Zutaten als letztes Jahr. Noch eine Woche, dann würde ich endlich wieder dort sein.
Doch wie immer, wenn man sich auf etwas freute, verging die Zeit gnadenlos langsam. Schon 3 Tage vorher packte ich meine Sachen und ging gedanklich sämtliche Zauber durch.

Als endlich der 01. September da war, hielt ich es kaum noch aus. Ich schlang mein Frühstück hinunter und drängte meine Eltern, sich zu beeilen. Viel zu früh kamen wir in Kings Cross an. Ich musste alleine durch die Wand laufen und verabschiedete mich noch vor den Gleisen von meinen Eltern. Doch es war mir egal, meine Vorfreude war viel zu groß.

Die große rote Dampflok stand schon da, ich suchte mir ein Abteil und platzierte meine Sachen. Irgendwann kam die komplette Familie Weasley, gemeinsam mit Hermine. Überglücklich fiel ich den Zwillingen um den Hals. Ihre kleine Schwester Ginny würde dieses Jahr auch nach Hogwarts kommen. „Nancy, hi", freudig reichte ich ihr meine Hand. Sie wirkte etwas eingeschüchtert, aber die erste Reise nach Hogwarts war auch sehr aufregend.
„Wo ist Harry? Und Ronald?", fragend blickte ich in die Runde. Allerdings zuckten alle nur mit den Schultern. „Vielleicht sind sie schon im Zug." Wir machten uns weiter keine Gedanken und setzten uns. Die gesamte Fahrt über witzelte ich mit den Jungs herum, während Hermine in ihr Buch vertieft war und Ginny alles erstaunt mit ansah.

„GRYFFINDOR", rief der sprechende Hut aus. Überrascht war ich nicht, schließlich waren alle Weasleys bis jetzt in diesem Haus. Am Abend sahen wir auch endlich Harry und Ronald, welche jetzt schon wieder Ärger bekamen. Sie waren mit einem fliegenden Auto zur Schule gekommen, da angeblich die Mauer zum Gleis 9 3/4 verschlossen war. Während wir anderen sie alle feierten, schüttelte Hermine nur immer wieder ihren Kopf. Doch lange sauer sein konnte sie nicht, die kommenden Tage waren so spannend wie eh und je.
Wir hatten neue Fächer hinzubekommen, würden viele neue Zauber lernen und unsere Schule wurde von einem neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste geehrt.

„Solange dieses Jahr nicht wieder ein böser dunkler Zauberer an ihm klebt, ist es mir ziemlich egal, wer es ist." Die Jungs nickten eindringlich. Zwar war ich bei ihrem Abenteuer nicht dabei, aber nachdem Harry im Krankenflügel gelandet war, hatten mir die anderen Beiden alles erzählt.
Die Tür flog ein weiteres Mal auf und unser neue Lehrer kam hereinstolziert. Augenblicklich waren alle Mädchen in ein tiefes Schwärmen verfallen, selbst Hermine. Ich musste zugeben, er war gut gekleidet und hatte ein wunderschönes Lächeln. Jedoch leuchteten seine blonden Haare viel zu grell im Licht und seine schleimige Art ließ mich fast aufstoßen, als die ersten Worte seinen Mund verließen. Da hörte ich ja lieber die monotone Stimme von Snape.

Zu allem Überfluss hatte Professor Schönling sein heutiges Projekt nicht unter Kontrolle und ein Haufen Wichtel machte sich über uns her. Der arme Neville hing am Kronleuchter, sämtliche Sachen flogen durch die Luft und alle liefen panisch durch den Raum. Schlussendlich fiel Hermine ein Erstarrungszauber ein, mit dem wir Wichtel für Wichtel erstarren ließen und diese grässlichen Kreaturen wieder in ihren Käfig packten.
„Das ist ja ein super Lehrer", verdrehte ich genervt die Augen. „Das war bestimmt nur, um uns zu testen." Hermine war eindeutig geblendet. Umso entspannter wurden die restlichen Stunden und ich konnte sogar einige Hauptpunkte holen.

Nach unserer letzten Stunde, waren wir auf dem Weg zur großen Halle, als ein gehässiges Lachen hinter uns ertönte. „Du brauchst dir gar keine Mühe zu geben Devon. In ein paar Wochen verlierst du eh wieder alle Punkte und musst nachsitzen." Ich brauchte mich gar nicht erst umdrehen, passte dieser Tonfall nur zu einer Person. Malfoy. Hermine ergriff meinen Arm, um mich möglichst schnell weiterzuziehen. Doch ich konnte und würde mich von diesem blonden Schleimbeutel nicht dumm anmachen lassen.

Ich entriss mich ihrem Griff und wirbelte um meine eigene Achse. „Halt die Klappe, Malfoy. Du bist doch nur eifersüchtig, weil Hermine und ich jede Antwort wussten. Im Gegensatz zu dir", den letzten Satz versuchte ich so süß und unschuldig klingen zu lassen, wie es mir nur möglich war. Dann schenkte ich ihm ein Lächeln und lief mit Hermine los. Er schimpfte noch irgendwas vor sich hin, doch wir waren schon zu weit weg und ich brach in Gelächter aus.

Das kommende Wochenende verbrachte ich lange im Bett und bekam nur am Rande mit, wie Hermine schon früh das Zimmer verließ. Die Zwillinge hatten etwas von Quidditch Training erzählt, aber ich war nicht die begabteste Fliegerin und außerdem war es viel zu früh für einen Samstag.
Nach einem verspäteten Frühstück machte ich mich auf die Suche nach meinen Freunden, aber zu allem Übel kam mir lediglich Malfoy und sein Gefolge entgegen. „Hey Devon, suchst du nach deinen Loser Freunden?", ein dreckiges Lachen kam von ihm. Böse blitzte ich den blonden Jungen an. „Weasley ist bestimmt immer noch am Schnecken spucken." Die beiden Gorillas gaben Würgegeräusche von sich.

Ich richtete meinen Zauberstab auf ihn, erschrocken wich er einen Schritt zurück. „Pass lieber auf, dass du nicht gleich Schnecken spuckst, Malfoy." „Du wagst es, mir zu drohen? Elendiges Schlammblut", spuckte er mir entgegen. Verwirrung machte sich auf meinem Gesicht bemerkbar. „Du redest so viel Müll." Ich schüttelte den Kopf. „Wir sind mitten in der Schule, hier ist weit und breit kein Schlamm."
Nun war er es, welcher mich verwirrt anschaute. „Meine Mutter hat immer gesagt, ich soll nicht mit Leuten reden, die . . bekloppt sind", ich schenkte ihm einen abwertenden Blick und ließ die Drei einfach stehen. Diese Unterhaltung war mir definitiv zu unterbelichtet.

Ich suchte die Bibliothek auf, in den meisten Fällen konnte man Hermine immer dort finden. Nur leider nicht in diesem Fall. Kurzerhand schloss ich mich ein paar Hufflepuffs an, welche im Innenhof Zauberschach spielten. Erst am Nachmittag traf ich im Gemeinschaftsraum wieder auf das Trio und die Zwillinge.
„Nanc, wo warst du den ganzen Tag?", fast schon vorwurfsvoll sah Fred mich an. „Wo wart ihr alle? Ich hab euch die ganze Zeit über gesucht." Ich ließ mich auf das Sofa zwischen den Zwillingen fallen. „Frag lieber nicht", nuschelte Harry. Auch Ronald und Hermine sahen etwas mitgenommen aus. „Was zieht ihr denn für lange Gesichter?", wie so oft an dem heutigen Tag, schüttelte ich den Kopf. „Ihr hättet vorhin dabei sein sollen." Gespannt schauten mich nun 5 Augenpaar an.
„Ich glaube, Malfoy verliert langsam den Verstand. Ich hab ihn in einem der Gänge getroffen und er hat angefangen was von Schlamm zu reden", diesmal brachte mich der Gedanke an die Situation zum Lachen.
„Er hat WAS!?", Georges Miene wurde finster. Sofort verstummte mein Lachen. „Er hat was zu mir gesagt, Schlamm. . Schlamm-"
„Schlammblut?", unterbrach mich Hermine, Tränen stiegen in ihre Augen.

Anscheinend war es doch nicht so lustig, wie ich annahm. Stumm nickte ich.
„Dieser abscheuliche Wicht", schimpfte Fred ebenfalls. 
„Er hat dich beleidigt", Harry presste seine Lippen aufeinander. Verwirrt blickte ich in die Runde. „Das ist eine diskriminierende Bezeichnung für Muggelstämmige Zauberer", klärte Fred mich schließlich auf. „Leute wie Malfoy, sind der Meinung, dass nur Zauberer und Hexen mit magischen Eltern etwas wert sind und bezeichnen sich selbst als reinblütig", fügte George hinzu. Ich schnaubte. „Das ist doch dämlich." „Und verletzend", flüsterte Hermine. „Hat er das auch zu dir gesagt?"
Sie nickte. Es machte mich unfassbar sauer, meine beste Freundin so zu sehen.

„Wenn er das noch einmal wagt, hau' ich ihm eine rein." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Malfoy war der Letzte, welcher meine Freunde beleidigen durfte und mich erst recht nicht. Er würde seine Lektion noch bekommen, soviel stand fest.

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