Kapitel 21

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Meine Stimmung kippte jedoch, als ich den Bahnsteig alleine verlassen musste und in die genervten Gesichter meiner Eltern blickte. „Kann dieser Zug auch mal pünktlich sein?", begrüßte mich meine Mutter.
Wir waren zwar pünktlich gewesen, aber ich ließ mir immer etwas mehr Zeit.

Ich erzählte ein wenig von dem vergangenen Schuljahr, natürlich nur die schönen Sachen und das Turnier verharmloste ich erheblich. „Und dann hatten wir einen wunderschönen Ball, wo wir die ganze Nacht durchgetanzt haben."
„Du? Getanzt auf einem Ball?", mein Vater schien ganz überrascht.
„Und wer war der Glückliche?", ignorierte meine Mutter ihn.

Ich schwärmte ihnen von Vik vor, seiner Höflichkeit und den guten Manieren. Meine Mutter war ganz begeistert von ihm und somit hatte ich den Besuch in trockenen Tüchern.
Endlich einmal schien das Glück auf meiner Seite zu sein, denn Viks Eule kam erst gegen Abend bei mir an, wodurch meine Eltern die fliegende Post nicht mitbekamen. Obwohl ich mehr als neugierig war, steckte ich den Brief in unseren Briefkasten und wurde am nächsten Morgen von meiner sehr begeisterten Mutter überrascht. Sie kam mir fast wie eine Unbekannte vor, wenn sie gute Laune hatte.

Die letzten 3 Wochen würde ich bei ihm verbringen, seine Eltern wären eh gerade in der Nähe von London und könnten mich mitnehmen. Meine Eltern waren beruhigt und begeistert, ich war glücklich und freute mich auf die kommende Zeit. Es könnte nicht besser laufen.

* * * *

Die Zeit verging recht schnell und schon packte ich meinen Koffer. Ziemlich nervös und aufgeregt, stand ich nun vollbepackt vor der Tür. Ich verabschiedete mich von meinen Eltern, als zwei edel gekleidete Personen unseren Vorgarten betraten.
Vik war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Erwachsenen unterhielten sich kurz, mein Vater bedankte sich höflich, dass sie mich für so lange Zeit aufnehmen würden. Und dann ging es los.

Wir mussten die Straße hinunterlaufen, da sie bei uns keinen Parkplatz gefunden hatten. Einfallsreich waren sie, dass musste ich ihnen lassen. Außer Sichtweite meiner Eltern suchten wir eine Nebengasse auf und apparierten.
„Nancy", wurde ich wenige Sekunden später freudig empfangen.

Sie lebten in einer hübschen Stadtvilla, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Wir waren viel unterwegs und Vik zeigte mir alles Mögliche. Aber wir sprachen auch viel über das Turnier, Cedrics Tod und Dumbledores Aussage, dass Voldemort wieder zurück sei. „Meine Eltern glauben dem Ministerium. Und Harry Potter sei laut der Medien nicht immer zurechnungsfähig." „Das ist eine Lüge", verteidigte ich Harry.

Er hatte mir mal erzählt, seine Narbe tat weh, wenn Voldemort in der Nähe war. „Ich glaube Harry und Cedric ist tot. Und wenn Dumbledore sagt, es wird eine Gefahr auf uns zukommen, dann wird es sich schon dabei etwas denken. Er wird nicht ohne Grund sämtliche Schüler in Angst versetzten." Vik zuckte mit den Schultern, ich schüttelte den Kopf.
So sehr ich ihn auch mochte, in dieser falschen Einsicht, war er überaus stur. Genau wegen dieser Sturheit und da er standfest bei seiner Meinung blieb, versuchte ich das Thema bleibenzulassen. Es brachte nichts mit ihm zu diskutieren und am Ende im Streit auseinander zu gehen, ich wollte die letzten Wochen genießen. Und wenn all die Vermutungen doch wahr waren, würde dies sehr wahrscheinlich unsere letzte schöne Zeit sein.

Die Zeit als sorglose Freund und Freundin verging ebenfalls ziemlich schnell. Der Tag des Abschiedes war gekommen. Mit einem Portschlüssel reisten wir zurück nach London, wo sie mich noch zum Bahnhof Kings Cross und sogar dem Gleis 9 3/4 brachten.
„Ich schicke dir jede Woche mindestens eine Eule", nuschelte Vik in unsere Umarmung. Zu meinem Erstaunen verließ ich ihn mit gemischten Gefühlen - fast schon ein wenig Freude auf meinen gewohnten Alltag. So doof es sich auch anhören mag, aber permanente Aufmerksamkeit, ständig liebevolle und freundliche Menschen um mich zu haben, war mir doch etwas zu viel.

Ich fand ein leeres Abteil, ließ mich erschöpft nieder und wartete, dass der Zug endlich losfahren würde. In meinem Kopf waren tausende Gedanken, versunken blickte ich aus dem Fenster. Während wir langsam losrollten, kamen drei jüngere Kinder an meinem Anteil vorbei und fragte, ob sie sich zu mir setzten durften. Ihre hilflosen Blicke erinnerten mich an meine erste Zugfahrt.
Damals war alles unglaublich aufregend gewesen, ich war voller Vorfreude und Angst, was in der Zauberwelt alles auf mich zukommen würde. Sie stellten einige Fragen und ich war ihnen innerlich sehr dankbar für die Ablenkung.

Im Laufe der Fahrt kam Malfoy den Gang entlang. Sein abwertender Blick blieb an mir hängen, ehe er mit einem kleinen gehässigen Grinsen die Tür aufschob. Doch ich erblickte das Vertrauensschülerabzeichen an seinem Jackett und war schneller.
„Na wie praktisch", lächelte ich überschwänglich. „Also das hier ist Draco Malfoy und wie ihr sehen könnt, ist er Vertrauensschüler. Das heißt, wenn ihr ein Problem oder eine Frage habt, könnt ihr jederzeit zu ihm gehen und er wird euch dann helfen." Die Drei strahlten über ihre kleinen Gesichter und freuten sich, jemanden so Hilfsbereiten zu kennen. Malfoy rang sich zu einem Lächeln ab, ehe er Kommentarlos verschwand. Was für ein schöner Moment.

In Hogsmeade endlich angekommen, war allerdings kein Hagrid zu sehen und etwas betrübt zogen die Drei davon. Ich machte mich auf den Weg zu den Kutschen, wo ich auf das goldene Trio traf. Hermine und Ron hatten ebenfalls Vertrauensschülerabzeichen bekommen. „Da dürft ihr dieses Jahr ja richtig viel Zeit mit Malfoy verbringen", lachte ich laut auf. „Und Parkinson", grummelt Ron zurück. Ich musste nur noch mehr lachen. Die Slytherins konnten einem fast Leid tun, mit diesen beiden Pappnasen.

Dumbledore hielt wie immer seine Rede, es wurden dieses Jahr gleich zwei neue Lehrer vorgestellt. Pflege magischer Geschöpfe wurde nicht mehr von Hagrid unterrichtet und - wie auch jedes Jahr, gab es wieder jemand Neues für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Umbridge fing danach ebenfalls mit einer kleinen Rede an, ihre piepsige Stimme konnte ich jetzt schon nicht leiden. Außerdem war sie ganz in pink gekleidet, es tat schon in den Augen weh, sie überhaupt anzuschauen. Nachdem sie von dem Ministerium anfing zu erzählen, stellte ich auf Durchzug. Ich wollte doch nur ein entspanntes Schuljahr haben. Wenigstens eins. Aber anscheinend war das in Hogwarts unmöglich.

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