Kapitel 26

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Madame Pomfrey behielt mich noch das komplette Wochenende über im Krankenflügel. Zu meinem Glück kauften mir alle die Schlafwandel Geschichte ab und ich bekam diesmal keinen Ärger.
Doch nicht einmal Hermine bemerkte die Lüge und beließ es dabei, anstatt wie sonst mich mit Fragen zu Löchern.
Schließlich standen die Osterferien auch kurz bevor, somit gab es genug andere Dinge, über welche sich die Schüler unterhielten und Malfoys Heldentat wurde nie zum großen Thema. Zu meiner Verwunderung zog er mich allerdings auch nicht damit auf. Entweder interessierte es ihn schlichtweg nicht oder es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Einem Malfoy konnte man nie Trauen.

* * * *

Heute gab es nochmal ein letztes Treffen der DA vor den Ferien.
Meine Entwaffnungs- und Schutzzauber ließen zu wünschen übrig, mein Patronus war nur noch ein kleines Leuchten. Ich fühlte mich leer und konnte keinerlei Motivation aufbringen, mein Kopf dröhnte.
Auf einmal wurde es unruhig im Raum, Harry rief etwas von Verrat und Chaos entstand. Sofort öffneten wir die Tür vom Raum der Wünsche und liefen verstreut in alle Richtungen davon. Umbridge, Filch und sämtliche Schüler des Inquisitionskommandos liefen ebenfalls durch die Gänge.

Dank der Zwillinge kannte ich viele geheime Gänge oder kleine Nischen zum Verstecken. Somit konnte ich Crabbe und Goyle aus dem Weg gehen, wartete bis Filch weitergezogen war und hatte fast die Treppe des siebten Stockwerks erreicht. „Expelliarmus." Ich strauchelte, fassungslos starrte ich in die Richtung, aus welcher der Zauber kam. Malfoy sah mich triumphierend an und hielt meinen Zauberstab in seiner Hand. Mit wenigen Schritten stand er direkt vor mir, packte meinen Arm und zog mich mit sich.
„Lass mich los Malfoy", giftete ich ihn an und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Doch er verfestigte seinen Griff nur.
Diesmal kommst du mir nicht davon", zischte er mir leise zu.
Verwirrt schaute ich ihn an. „Dir haben alleine deine Schlafwandel Geschichte abgekauft, aber Umbridge hat mich dafür büßen lassen." Sein Blick war finster, seine Stimme zornig. Ich schnaubte. Als wäre das mein Problem gewesen.

Somit schleppte Malfoy mich in Umbridges Büro und platzierte mich auf einem Stuhl. „Miss Devon", piepste ihre viel zu hohe Stimme.
„Sie stecken mit Mr. Potter unter einem Hut, nicht wahr?"
„Nein." Ausdruckslos blickte ich in ihr Gesicht.
„Aber Sie haben sich mit anderen Schülern getroffen?"
„Wir haben uns zufällig im gleichen Raum befunden."
„Und dabei heimlich Verteidigungszauber geübt?"
„Nein."

Ihr rundes Gesicht sah mit zusammengezogenen Augen nur noch komischer aus. „Was haben Sie dann im Raum der Wünsche veranstaltet?"
Ich hob meinen Kopf etwas und versuchte so freundlich wie möglich zu klingen.
„Wir treffen uns manchmal für ein Tässchen Tee und quatschen über allerlei Dinge. Vor allem darüber, was. Pink. für. eine. hässliche Farbe ist", provozierend sah ich sie an. Auch wenn ich mir gerade mein eigenes Grab geschaufelt hatte, das tat so gut. Der Raum wurde von einem lauten Klatschen ausgefüllt, mein Kopf flog zur Seite und mein Gesicht brannte wie Feuer. Sie hatte mir tatsächlich eine Geknallt. Geschockt und vollkommen perplex saß ich da.

„Mr. Malfoy, Sie überwachen Miss Devon während ihrer Strafarbeit", wendete Umbridge sich an den Blonden. Ich hatte ihn schon ganz vergessen. Sie kramte in ihrer Schreibtischschublade und drückte ihm Pergament und ihre spezielle Feder in die Hand.
„Miss Devon, ich möchte, dass Sie ‚Ich soll nicht respektlos sein' aufschreiben. Bis es sich eingeprägt hat." Mit einem zuckersüßen Lächeln verabschiedete sie uns, während Malfoy mich in das nahegelegene Klassenzimmer zog.

Ich hatte mich schon zu oft mit Umbridge angelegt und kannte das, was nun auf mich zukam. Doch ein mulmiges Gefühl überkam mich, hatte sie mich die letzten Male immer selbst überwacht und sich an meinen Schmerzen ergötzt.
Es waren so viele Stunden, ich hatte oft Kreislaufprobleme und hatte schon einige Male den Tisch mit meinem Blut benetzt. Die letzte Strafarbeit war fast drei Wochen her und dennoch konnte man noch einen Hauch an Narben erkennen, obwohl ich sämtliche Mittel, die es in der Zauberwelt gab, zur Verfügung hatte.

Meinen linken Arm legte ich auf den Tisch, die Feder in meiner rechten Hand. Alleine ein Strich tat unendlich weh. Es kostete eine Menge Überwindung anzufangen, doch der erste Satz war getan. Wer weiß, wie lange ich hier sitzen würde. Ich konzentrierte mich auf das Pergament vor mir, meine freie Hand krallte sich in den Tisch hinein.
Malfoy zog sich einen Stuhl zurecht, blieb aber stumm. Wahrscheinlich genoss er meinen Anblick. Ich würde nicht klein beigeben, dies tat ich nicht bei Umbridge und erst recht nicht bei ihm.

Nach gerade einmal 25 Sätzen merkte ich, wie meine Hand immer nasser wurde. Das Blut lief langsam meinen Handrücken hinunter und bildete eine kleine Pfütze unter meiner Hand. Nach 42 Sätzen fing ich an mit den Füßen zu wippen. Ich konzentrierte mich mehr auf meine Atmung und versuchte mich mit sämtlichen schönen Erinnerungen von dem Schmerz abzulenken. Bei 65 Sätzen begannen meine Finger an zu kribbeln. Ich wusste nicht, wie ich weiter machen sollte. Alles tat so weh, ich wollte schreien, fluchen und weinen. Doch es war immer noch Malfoy im Raum und ich konnte nicht. Ich konnte, wollte und durfte einfach nicht vor ihm Schwäche zeigen.

Die aufkommenden Tränen in meinen Augen versuchte ich noch wegzublinzeln. Ich fing an auf meine Unterlippe zu beißen, um mich von dem Schmerz abzulenken und bloß keinen Laut von mir zugeben. Weiterhin schrieb und schrieb ich, hatte das Gefühl fast verrückt zu werden. Der Blutfleck auf dem Tisch wurde immer größer. Gefühlt waren Stunden vergangen, doch genau sagen konnte ich es nicht.
Die ersten Tränen hatten sich nun doch ihren Weg gebahnt, doch es kümmerte mich nicht. Mir war schwindlig und kalt. Mein Herz raste, alles tat weh. In meinem Sichtfeld tauchten viele kleine schwarze Punkte auf. Ich soll nicht respektlos sein.

Das Pergament rollte auf der anderen Seite des Tisches hinunter. Ein Piepsen in meinen Ohren ließ mich innehalten. „Das reicht", hörte ich jemanden von weit weg sagen. Die Feder viel aus meiner Hand. Ich wollte aufstehen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Das Letzte, was ich sah, waren hellblonde Haare und eine grüne Krawatte, ehe alles schwarz wurde.

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