Kapitel 24

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Weihnachten war furchtbar. Vik hatte mich zu sich eingeladen, was eine gelungene Abwechslung zum Hogwarts Weihnachten war, aber seine Eltern waren recht spießig und ich wurde gleich auf sämtliche Familienfeiern mitgezogen. Das war einfach zu viel des Guten. Außerdem musste ich mit dem ständigen Gefühl kämpfen, dass es sich einfach nicht richtig anfühlt und wir wohl doch besser als Freunde weiterleben sollten.

Am ersten freien Abend fasste ich schließlich meinen Mut zusammen.
„Vik, wir müssen reden." Er musterte mich nur und nickte. Ich holte tief Luft.
„Ich mag dich und du bist wirklich ein ganz netter Kerl, aber irgendwas hat sich verändert. Ich hab mich verändert . . vielleicht. Ich weiß doch auch nicht", während ich sprach, wurde ich immer unsicherer. Zwanghaft suchte ich nach einem Grund, aber ich hatte schlichtweg keinerlei Gefühle für ihn und wollte nicht mehr hier sein. „Ich denke, es ist besser, wenn wir unsere Beziehung an diesem Punkt beenden." Jetzt war es raus. Emotionslos starrte Vik mich an.
„Du hast dich verändert. Meine Nancy würde sowas nie sagen", war das Einzige, was er dazu sagte. Er tat so, als würden wir uns seit Jahren kennen. Genervt verdrehte ich die Augen. Seine Aussage machte mich wütend.
„Dann wäre das ja geklärt", pammte ich ihn an.

Am kommenden Morgen bekam ich mit, dass sein Vater geschäftlich nach London musste. Ich nutze die Gelegenheit und verschwand. Seine Mutter fand es überaus schade, hatte aber einige Anzeichen angeblich gesehen. Es war mir alles egal.
Mit dem fahrenden Ritter kam ich schließlich in Hogsmeade an und lief den restlichen Weg zum Schloss. Hogwarts war wie ausgestorben, die meisten Schüler waren noch bei ihren Familien.
Ich lief mit meinem Koffer Richtung großer Halle, mein Magenknurren war bis in die hinterste Ecke zu hören. Als wäre meine Laune nicht schon schlecht genug, verließ auch noch eine gewisse blonde Person soeben die Halle.
Der hatte mir gerade noch gefehlt.

Lässig schlenderte er in meine Richtung.
„Können dich deine Eltern auch nicht mehr ertragen?", lachte er auf. Ich ignorierte ihn und lief weiter. „Hat es dir so die Sprache verschlagen, Devon?" Ich ließ ihn weiter stehen und bog Richtung Treppen ab. Dann brachte ich eben erst meinen Koffer in den Schlafsaal, in der Hoffnung Malfoy würde dann verschwunden sein.

* * * *

Nach diesen katastrophalen Ferien bekam ich am Rande etwas von der Verschmelzung zwischen Harry und Voldemort mit. Was er alles sehen konnte, das ihm ständig schreckliche Dinge passierten und wie schlecht es ihm damit ging. Umbridge verhängte in den kommenden Wochen weiter fröhlich neue Regeln - alles um Harry das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Wenn es etwas zu besprechen gab, verbot sie es; den Artikel über Harry und seine Sichtweise über Voldemort, er wurde verboten. Und dann kündigte sie auch noch unsere verrückte Wahrsagelehrerin Trelawney. Gefühlt war ganz Hogwarts anwesend und beobachtete das schreckliche Spektakel.
Trelawney war nie meine Lieblingslehrerin gewesen, auch konnte ich ihren Unterricht nicht leiden. Doch Umbridges Verhalten war einfach nur widerwärtig.

Zum Glück tauchte Dumbledore auf und schob dieser grauenvollen Frau einen Riegel vor. Ihr verbittertes Gesicht zu sehen, brachte mir mehr als Genugtuung. Die nächsten Tage hing Filch nur noch mehr Regeln an der Wand vor der großen Halle auf. Kopfschüttelnd standen wir davor.
„Irgendwann dürfen wir nur noch mit Erlaubnis atmen", schimpfte ich leise vor mich hin. Hermine und Ginny nickten. Zusätzlich rief Umbridge das Inquisitionskommando ins Leben. Freiwillige Schüler - natürlich waren es fast ausschließlich Slytherins - unterstützen sie und ihre Regeln.
Stolz wie Bolle und mit geschwollener Brust, stolzierte Malfoy mit seinem neuen Abzeichen durch die Gegend. Langsam sollte ich aufhören zu denken, es könnte nicht schlimmer kommen, denn es kam immer schlimmer.

* * * *

Es war Mitten in der Nacht, als ich durch ein Klopfen an der Fensterscheibe aufwachte. Ich stand auf und sah eine mir unbekannte Eule vor dem Fenster auf und ab fliegen. Ich ließ sie herein und gab ihr einen Keks, eher sie schon wieder davon flog. Hermine schnarchte im Bett neben mir, es war stockdunkel. Auf dem Umschlag stand mein Name, ich erkannte die Schrift meiner Mutter.
Ich ließ mich wieder auf meinem Bett nieder und öffnete neugierig den Brief. Während ich ihn las, schossen mir Tränen in die Augen, meine Kehle schnürte sich zu. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, das Zimmer wurde immer kleiner und enger, alles hier drinnen raubte mir die Luft.

Hastig schlüpfte ich in meine weißen plüschigen Hausschuhe, zog mir meine weiße Strickjacke über den kurzen Schlafanzug, steckte den Brief in die eine Tasche und meinen Zauberstab in die Andere. Leise verließ ich den Schlafsaal, schlich mich durch den Gemeinschaftsraum, welcher zum Glück leer war.
Als sich das Gemälde hinter mir wieder schloss, entwich mir ein Schluchzen. Ich presste meine Hand vor dem Mund und rannte los. Sämtliche Treppen hinunter, die Gänge entlang, bog um unzählige Ecke. Meine Tränen liefen und liefen, meine Sicht war verschleiert. Ich rannte immer schneller, wusste nicht einmal wohin, meine Beine trugen mich automatisch.
Als ich um die nächste Ecke bog, prallte ich frontal mit einer Person zusammen und strauchelten, wodurch ich fast hinfiel. Jedoch packten mich zwei Hände und zogen mich zurück auf die Füße.
Ich blickte in das erschrockene Gesicht von Malfoy - der hatte mir gerade noch gefehlt. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich entriss mich seinem Griff und schubste ihn zur Seite. Dann rannte ich weiter.

Rannte raus aus dem Schloss und über die Felder. Es war leicht abschüssig und ich stolperte einige Male, aber das kümmerte mich nicht. Meine Lungen schmerzten, doch meine Beine trugen mich immer weiter. Kurz vor dem großen See sackte ich schließlich in mich zusammen.
Ich stieß einen verzweifelten und schmerzerfüllten Schrei aus. Die Tränen liefen nur so über mein Gesicht, meine Augen brannten, mein ganzer Körper bebte. Doch am meisten schmerzte mein Herz. Meine unkontrollierten Schreie verwandelten sich in Schluchzer, bis ich wie ein Häufchen Elend auf dem Boden kauerte. Die Kälte durchzog meinen Körper.
Es war zwar schon der Frühling angebrochen, aber in den Nächten wurde es noch immer ziemlich kalt. Der Boden war nass, meine Beine waren voller Dreck. Ich fühlte mich schwach und unfähig, mich zu bewegen. So saß ich eine Weile in der Dunkelheit, zitternd von der Kälte und meinen Schluchzern.

Irgendwann schaffte ich es mich aufzurappeln und schleppte mich zu dem großen Baum in der Nähe. Auf der Seite zum See waren seine Wurzeln aus der Erde gewachsen, da er genau auf der Klippe stand. Sie bildeten eine Art Höhle, in welche ich mich zwängte. Ich zog meine Beine an und wimmerte vor mich hin. Noch immer liefen die Tränen nur so über mein Gesicht. Irgendwann schlief ich schließlich vor Erschöpfung ein.

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