Nancy POV:
Malfoy seufzte ergeben. Auch wenn die Schmerzen höllisch weh taten, etwas in mir wollte ihm nicht trauen. Und ich wollte Antworten. Er blickte in das Zimmer, öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, mich könnte nichts mehr erschüttern, ich hatte die Hölle durchlebt und brauchte sein geheucheltes Mitleid nicht.
Doch die Schmerzen machten es unmöglich. Ich musste mich auf seine Stimme konzentrieren, um überhaupt zu begreifen, was er von sich gab.„Ein paar Todesser hatten Streit mit den Greifern und du warst mittendrin. Sie haben nun die Hoffnung, dass du was über Potter weißt. Doch dann . .", seine Stimme versagte. Was war nur los mit ihm? Er fuhr sich durch die Haare.
„Du hattest Schmerzen und . . hast geblutet." Das ergab doch keinen Sinn. Ich war nicht verletzt gewesen.
„Wir haben dich ins St. Mungos gebracht und dann sind wir wieder zurückgekommen." Noch immer schaute er mich nicht an. Dann zuckte er mit den Schultern und hielt mir erneut die Phiole vor mein Gesicht.„Trink." Seine Stimme war wieder kalt und herzlos wie sonst.
„Warum war ich im St. Mungos?", langsam kochte die Wut in mir auf. „Scheiße man, Malfoy spuck's aus", fuhr ich ihn diesmal an. Es machte mich rasend, dass er etwas über mich wusste, woran ich mich nicht erinnern konnte.
Doch etwas an ihm hatte sich geändert. Noch vor wenigen Augenblicke sah er fast schon gequält aus, als würde er etwas wie Mitgefühl aufbringen. Und nun war sein monotones Gesicht wie in Stein gemeißelt, mit kalten Augen, die keinerlei Reaktion oder Emotion zuließen. „Du hast ein Kind verloren." Seine eisige Stimme zerschnitt die Luft. Und doch waren seine Worte wie ein Schlag ins Gesicht.Ich rappelte mich auf, wie von alleine trugen mich meine Füße zu der Tür, hinter der sich das Bad erstreckte. In der letzten Sekunde erreichte ich die Toilette und erbrach. Auch wenn es nur Magensaft war, welcher sich in meine Speiseröhre brannte, hing ich eine gefühlte Ewigkeit dort. Ich war am Ende meiner Kräfte, mein Körper zitterte, mein Kopf war leer.
Einzig alleine Malfoys Worte hallten darin. Du hast ein Kind verloren.Ich kauerte auf dem kalten Marmorboden. Vielleicht hatte er sich deshalb so komisch verhalten? Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte dies nie erfahren?
Doch rückgängig konnte ich es nicht mehr machen.Malfoy kam ebenfalls in das Bad. Auf einmal war es so schwer, ihn anzuschauen. Er setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm. Einfach so. Ohne ein Wort zu sagen, saßen wir eine Weile da. Und auch wenn es Malfoy war, war diese Umarmung genau das, was ich nach all den schlimmen Zeiten brauchte. Ich schloss meine Augen und legte meinen Kopf gegen seine Brust.
Er war ein Todesser, ich war in einem Haus voller Todesser und gewiss war ich nicht hier, weil sie solch ein Mitleid mit mir hatten. Doch in diesem kleinen Moment war endlich mal wieder alles gut.Doch dieser Schein war schneller vorbei, als mir lieb war. Ausgerechnet Bellatrix Lestrange, tauchte auf und fragte mich nach Harry und den Anderen aus.
„Wo sind sie? Wie ist ihr Plan?", schrie sich mich immer wieder an. Dass ich sie seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, glaubte sie mir allerdings nicht und folterte mich stundenlang. Ich konnte kaum noch reden, so heiser war ich vom Schreien.
Ich landete im Kerker, wo ich auf Luna und Mr. Ollivander traf.
Malfoy sah ich nicht mehr. Es versetzte mir einen Stich ins Herz. Noch immer musste ich an den Kuss denken und noch immer gab es die kleine Stimme in meinem Kopf, welche der Meinung war, er müsse etwas bedeuten.
Ich war so dumm. So naiv.Als ob Draco Malfoy jemals Gefühle für ein Schlammblut entwickeln würde.
Doch dann kamen mir wieder die Bilder von seinem traurigen Ausdruck in den Sinn. Wie er mir erzählte, was passiert war. Wie er scheinbar darunter litt. Wie er mich in den Arm nahm. Das konnte doch alles nicht einfach so passiert sein.
Und doch saß ich nun in dem dunklen Kerker im Malfoy Manor.* * * *
Die Zeit verging, auch wenn ich nicht weiß wie langsam oder schnell. Es wurde dunkler und kälter. Immer wieder zerrte Wurmschwanz mich die Treppen hinauf, Bellatrix stellte ihre Fragen und folterte mich, dann wurde ich die Treppen wieder hinuntergezogen. Natürlich schmerzte es, jedoch war es kein Vergleich mit dem, was ich schon erlebt hatte.
Doch dann kam der Tag, wo die Sonne wieder aufging. Die Tür des Kerkers öffnete sich und weitere Gestalten wurden hinein geschubst. Ich erkannte rote Haare. „Ron?" Ungläubig blickte er mich an. „Nancy?" Harrys Stimme ertönte von einem anderen Jungen, der nicht ganz aussah wie Harry. Sein Gesicht war aufgequollen, doch die Brille sah aus wie die von Harry. Wir fielen uns in die Arme.
Von oben hörte man Hermine schreien. Ron wurde rasend vor Wut und schrie ebenfalls umher. Harry sah nun wieder aus wie Harry und fieberhaft überlegten wir, wie wir ihr helfen konnten. Er durchkramte seinen Rucksack, doch blickte mich verzweifelt an. Dann ertönte ein lautes Plopp. Vor uns stand ein kleiner Hauself mit riesigen Augen. „Harry Potter", quiekte er leise. „Dobby ist gekommen, um Sie zu retten."Ein weiterer Schrei von Hermine durchzog meine Körper, es tat so weh, meine beste Freundin so zu hören.
„Kannst du aus diesem Kerker disapparieren?" Der kleine Elf nickte. Und so stand der Plan. Dobby würde uns zu Bill und Fleur bringen und anschließend das Trio retten. Gemeinsam mit Luna nahm ich die Hand des Hauselfens. Ein letzter Blick zu Harry und Ron, welche mir entschieden zunickten, ehe alles verschwamm.Wenige Sekunden später stand ich an einem Strand. Das Wasser schwappte in meine Schuhe, Malfoys Jogginghose wurde ebenfalls nass. Aus dem kleinen Haus kam ein weiterer Rotschopf gerannt. Ich erkannte Bill und taumelte auf ihn zu. Er schloss mich in die Arme und ich fing bitterlich an zu weinen.
Ich war wieder bei meinen Freunden, bei Leuten, die ich mochte und kannte. Keiner von ihnen würde mich Foltern oder mir sonst etwas antun. All die Anspannung viel von mir ab und langsam wurde alles dunkel.
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Unbreakable
Fanfiction'Zwei gebrochene Herzen sind ein Ganzes' Nancys Leben stellt sich komplett auf den Kopf, als sie ihren Hogwartsbrief bekommt. Eine neue Schule, neue Freunde und auch Feinde sind vorprogrammiert. Und vor allem einer macht ihr das Leben nur zu gerne...