Kapitel 6

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Zu unser aller Glück wurden die nächsten Wochen wesentlich ruhiger. Es gab keine Angriffe, niemand sah ein Monster und der Unterricht wurde ganz normal fortgesetzt.

Die Jungs hatten vor einigen Tagen ein leeres Buch gefunden - auf dem überschwemmten Mädchenklo, weil sie angeblich nach Hinweisen suchen wollten. Auch wenn ich das Abenteuer mochte, Harry zog eher das Pech an und somit hielt ich mich wieder im Hintergrund. Allgemein machte mir die Gesamtsituation immer noch sehr zu schaffen, weswegen ich meine Zeit lieber mit den Zwillingen verbrachte. Sie setzten alles daran, mich bei Laune zu halten und ließen mich nicht alleine, wofür ich ihnen mehr als dankbar war.

Gemeinsam heckten wir einige Streiche aus, die vor allem ihren Bruder Percy erwischten. Unser Regeln liebender Vertrauensschüler war ein leichtes Ziel und sonderlich leiden konnte ich ihn nach seiner Aktion im letzten Jahr eh nicht.
Sein Abzeichen bekam von uns sämtliche Namen, ich schaffte es sogar, einen grimmigen Troll darauf erscheinen zu lassen.

Das Leben fühlte sich endlich wieder normal an, aber dieses vertraute glückliche Gefühl wurde mir schnell wieder genommen.
Am Nachmittag eines regnerischen Sonntages kamen Harry und Ronald ganz aufgeregt in den Gemeinschaftsraum gerannt. „Nancy!" „Nancy!", schrien die Beiden aufgeregt durcheinander. „Gott, was ist denn mit euch los?", ich hielt mir kurz die Ohren zu. „Es ist Hermine."
Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Das Monster hat sie gesehen." „Sie wurde zu Stein verwandelt." „Und eine andere Schülerin auch." „Sie sind schon im Krankenflügel, komm!"
Geschockt blickte ich zwischen den Jungs hin und her. Dann sprang ich vom Sofa auf und zu dritt rannten wir hinunter in den Krankenflügel.

Tränen schossen mir in die Augen, während eine gräuliche, kalte und unbewegliche Hermine vor mir lag. Unsere Hauslehrerin versicherte uns, man könnte sie mit dem Alraunentrank retten, waren die beiden Mädchen so schlau und hatten das Monster nur durch einen Handspiegel gesehen. Doch für mich war es nur ein kleiner Trost. Meine beste Freundin lag versteinert in einem Bett und keiner wusste wie lange der Trank noch brauchen würde.

Und ich fühlte mich unglaublich schuldig, wollte sie unbedingt zur Bibliothek gehen, um ihre Hausaufgaben zu machen, während ich aus reiner Faulheit abgelehnt hatte. Es hätte mich treffen sollen und nicht sie.

Während des Abendessens teilte Dumbledore uns mit, von nun an dürften wir nur noch mit einem Lehrer durch die Gänge laufen, sämtliche Aktivitäten außerhalb der Häuser wurden gestrichen, sogar Quidditch. Er selbst bezeichnete Hogwarts als nicht mehr sicher und wir alle müssten nun mit größter Vorsicht leben.

Zurück im Gemeinschaftsraum, saß ich noch immer weinend zwischen den Zwillingen auf dem großen Sofa, Harry und Ronald auf dem Kleineren uns gegenüber. „Ich kann es einfach nicht glauben, das sie nicht hier ist", schluchzte ich. Die kommenden Nächte schlich ich mich nachts immer zu Fred, da ich die Einsamkeit in meinem leeren Schlafsaal nicht aushielt.

Wenige Tage später teilten mir Harry und Ronald von Hagrids Festnahme mit. Geschockt darüber, dass Hagrid angeblich die Kammer geöffnet haben soll und jetzt in Askaban saß, musste ich diese Information erst einmal sacken lassen.
Umso größer wurde meine Wut, als wir ein Gespräch zwischen den Lehrern mitbekamen. Lockhart war tatsächlich der Meinung, Hagrid sei schuldig und jetzt würde sich das Problem in Luft auflösen.
Als wären das nicht schon schreckliche Nachrichten genug, wurde Dumbledores Abwesenheit zum nächsten großen Thema. Er sei wohl von dem Schulrat angewiesen worden, sein Amt niederzulegen.
Die taten alle so, als wären wir ohne Dumbledore sicherer. Und selbstverständlich war es mal wieder ein gewisser blonder Junge, der sich besonders über diese Entscheidung freute und unseren Schulleiter als einen Taugenichts beschimpfte.
So gerne ich ihn damit konfrontiert hätte, versuchte ich ihn einfach zu ignorieren.

Ich hatte es mir selber zur Aufgabe gemacht, ab sofort im Unterricht besonders gut aufzupassen, um Hermine alles erklären zu können, sobald sie wieder bei uns war. Sie würde das Gleiche auch für mich machen, zudem fühlte ich mich immer noch schuldig, sie alleine gelassen zu haben.

Unsere letzte Stunde war endlich vorbei - Zaubertränke mit den Slytherins.
Snape wartete darauf, dass alle ihre Sachen packte, um uns in die große Halle zu bringen. Meine Hand tat unglaublich weh und das endlos lange Stück Pergament wollte sich nicht mehr zusammenrollen lassen. Da Zaubertränke nicht mein bestes Fach war, hatte ich fast jedes Wort von unserem Professor mitgeschrieben. Mir war vorher nie aufgefallen, wie schnell er doch reden kann.
Sonst erklärte mir Hermine immer den Trank nach der Stunde nochmal langsam und ausführlich, jetzt gab ich mein Bestes, um meine Aufzeichnungen später selbst verstehen zu können. „Wo ist denn deine Schlammblutfreundin?", kicherte Parkinson neben mir plötzlich los.

Genervt verdrehte ich die Augen. Einfach ignorieren Nancy, versuchte ich mich innerlich zu beruhigen. „Nach und nach werdet ihr alle verschwinden", kam es jedoch drohend von Malfoy. Ein bösartiges Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Halt die Klappe Malfoy", presste ich hervor. Ich konnte beim besten Willen nicht verstehen, wie man sich so verhalten konnte.
Das Ganze war kein harmloser Streich mehr. Bis jetzt wurde zwar alle Opfer nur versteinert und sehr wahrscheinlich konnte man sie mit dem Alraunentrank retten. Aber die Maßnahmen, welche von den Lehrern getroffen wurden, ließen darauf schließen, dass sie alle nur enorm viel Glück hatten.

Der Giftpilz baute sich direkt vor mir auf. „Dein dreckiges Blut hat hier nichts zu suchen. Keiner von euch gehört hier her", zischte er mir ins Gesicht. Hasserfüllt starrten wir einander in die Augen, bis uns ein Räuspern auseinander fahren ließ. Professor Snape stand vor uns, sein monotoner Gesichtsausdruck war strenger geworden. „Die Klasse würde gerne noch heute in der großen Halle ankommen", tadelte er uns. Oder eher mich, da er Malfoy nicht eines Blickes würdigte.

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