Kapitel 35

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Draco POV:
Es wurde langsam Herbst, der dunkle Lord und seine Anhänger liefen bei uns ein und aus, wie sie lustig waren. Danach mussten wir uns mit Dreck, Blut und manchmal sogar Toten auseinandersetzen, als wäre unser Anwesen eine stinkende Kneipe in der hintersten Gasse.
Natürlich musste ich den offiziellen Versammlungen beisitzen, ansonsten versuchte ich mich überall herauszuhalten. Vater sagte immer wieder, es würde alles so werden wie früher, doch ich fragte mich wann. Es war alles nur schlimmer geworden, ich fühlte mich in meinem eigenen Zuhause unwohl.

Ja, letztes Jahr war ich stolz gewesen, auserwählt geworden zu sein. Ich war das jüngste Mitglied und bekam die wohl wichtigste Aufgabe. Doch es war komplizierter als gedacht und mein Versagen hätte schwerwiegende Konsequenzen gehabt.
Nicht nur mein Leben war in Gefahr, auch das meiner Mutter. Mein Vater hätte ebenfalls seinen Zorn abbekommen, nachdem er aus Askaban zurückgekehrt wäre. Ich dachte immer, ich könnte ihn verstehen, da ich Schlammblüter und Blutsverräter hasste. Doch Hass reichte anscheinend nicht aus, es war viel mehr eine Besessenheit. Das Verlangen nach Macht, danach Angst und Schrecken zu verbreiten. Ich hatte in den letzten Wochen mehr Zauberer und Hexen sterben sehen, als mir lieb war.

* * * *

Die Zeit verging und die Tage würden immer kürzer. An einem bewölkten grauen Tag, kamen ein paar Todesser mit einer Horde Greifer in unser Anwesen.
Bellatrix, meine herzlose Tante, fungierte wie eine Vertretung für den dunklen Lord, wenn er nicht da war oder es sich um unnötige Belange handelte.
So etwas wie Heute.

Die Todesser meinten, die Greifer wären in ihrem Gebiet, hätten sie bestohlen und würden ihnen die Suche nach Potter erschweren. Die Greifer beschwerten sich, sie hätten lediglich das Lager der Männer durchsucht und einen herrenlosen Haufen Gold gefunden, welchen sie sich genommen hätten. Es war ein Haufen Anschuldigungen und Beleidigungen. Bellatrix interessierte es wenig, was sie auch genervt verkündete. Dann trat einer der Todesser nach vorne.
„Sie hatten auch die hier dabei", dabei zog er ein Mädchen hinter sich her. Unwillkürlich spannte ich meinen Körper an. Er hatte Devon im Schlepptau.

Sie sah schrecklich aus, ihre Kleidung war dreckig und teilweise kaputt, ihre strähnigen Haare hatte sie zu einem Dutt gesteckt, ihr Ausdruck war glasig und leer. „Nimm deine Finger von ihr", fauchte einer der Greifer, wofür er einen Hieb in die Magengrube bekam. Meine Tante musterte sie und wandte sich schließlich zu mir. „Kennst du sie?" Ich nickte. „Könnte sie uns von Nutzen sein?" Wieder nickte ich. „Sie ist mit Potter befreundet", meine Stimme war monoton. Dann drehte sie sich wieder um.
„Es ist mir egal, was ihr mit Ihnen macht, aber das Mädchen bleibt hier", sie deutete auf Devon und machte eine Handbewegung zu uns. Der Todesser, welcher sie noch immer festhielt, zog sie zu uns und schubste sie gegen meine Mutter. Die Greifer demonstrierten stark, doch mit einem gellenden Schrei ließ Bellatrix sie verstummen und schon zerrten die restlichen Todesser sie endlich aus unserem Haus.

„Draco, zeig ihr ein Bad. Ich werde ihr ein paar frische Sachen zum Anziehen besorgen", meine Mutter schaute sie halb abfällig, halb mitleidig an. Sie roch ähnlich übel wie die Greifer. Ich musste sie ebenfalls hinter mir herziehen, Devon schien nicht wirklich anwesend zu sein.
Wir gingen in eines der Gästezimmer, ich suchte ihr alles zusammen und ließ sie anschließend alleine im Bad. Nach einer gefühlten Ewigkeit, war meine Mutter immer noch nicht da, doch ich konnte kein Wasser mehr laufen hören. Kurz entschlossen, lief ich in mein Zimmer und holte ein Hemd und eine Hose.
Ich stockte kurz, sollte ich ihr eine Unterhose geben? Ich schüttelte den Kopf, das wäre doch etwas merkwürdig. Als ich das Zimmer wieder betrat, war Mutter immer noch nicht da. Somit klopfte ich an die Badezimmertür. Ich erhielt jedoch keine Antwort und nach kurzem Zögern, öffnete ich sie einfach.

Devon stand mitten im Raum, nur in das Handtuch gewickelt. Ihre Augen starrten ins Leere, sie verhielt sich unnatürlich und so anders als früher. Sie war übersät mit blauen Flecken. Ihr Dekolleté wies ein paar Schrammen auf, ihr Hals, sowie ihre Arme und Oberschenkel leuchteten in blau, grün und lila auf. Ich legte die Sachen auf das Waschbecken.
„Meine Mutter ist noch nicht da, du kannst erstmal das hier anziehen", dann schloss ich die Tür. Ich atmete tief ein. Unwillkürlich zitterte ich. Was hatten diese Männer mit ihr gemacht? Ein Gedanke machte sich in mir breit, doch er ließ eine Gänsehaut über meinen Körper ziehen und ich versuchte ihn zu verdrängen.

Ich stand noch kurz an der Tür, ehe mich ein schmerzerfüllter Schrei zurück in die Gegenwart holte. Er kam aus dem Bad. Sofort riss ich die Tür wieder auf, meine Augen weiteten sich geschockt. Devon trug lediglich mein Hemd, es war gerade einmal lange genug, um ihren Po zu verdecken. Sie stütze sich am Waschbecken ab, die andere Hand lag verkrampft auf ihrem Unterleib.
An ihrem Oberschenkel war Blut. Eine Menge Blut. Erneut stieß sie ein Wimmern aus, Tränen liefen über ihr Gesicht. Wie erstarrt stand ich da.
„Scheiße", stieß ich endlich aus und rannte aus dem Zimmer. Ich schmiss die Tür auf und rief nach meiner Mutter. In mir machte sich blanke Panik breit. Aber ich durfte mir das nicht anmerken lassen.

Meine Mutter kam mir auf dem Flur entgegen. „Das Mädchen . . Blut . . Komm mit", ich wusste nicht genau, wie ich das Geschehen in einen richtigen Satz packen sollte. Schnellen Schrittes liefen wir zurück zum Gästezimmer. Im Bad angekommen, zog sie scharf die Luft ein. Devon kauerte noch immer an das Waschbecken gestützt, das Blut war mittlerweile bis zu ihren Knöcheln gelaufen.
„Wir müssen sofort ins St. Mungo. Hilf mir", befahl meine Mutter.
Sie stütze Devon auf der einen Seite, ich auf der Anderen. Wir mussten sie zu unserem Familienkamin bringen, da Mutter nur mit Flohpulver reisen wollte. Es wäre zu riskant, zu apparieren. Die meisten Todesser waren unterwegs und so schafften wir es ungesehen zum Kamin.

Zum Glück kamen wir direkt in der Eingangshalle des Krankenhauses heraus, Devon sackte in sich zusammen und fiel mir in die Arme. „Wir brauchen sofort Hilfe", rief meine Mutter und die ersten Heiler waren auch schon auf dem Weg zu uns. Sie brachten eine Trage und deckten sie zu. Dann verschwanden sie mit ihr in dem Aufzug.
„Wohin wird sie gebracht?", Mutter hatte sich an die Dame am Empfang gewandt. „Notfälle werden alle im zweiten Stock behandelt Ma'am."
Wir bedankten uns und fuhren ebenfalls noch oben.
„Überlass mir das Reden. Und was auch immer passiert, wir brauchen das Mädchen", raunte sie mir zu. Ich nickte.

Bellatrix würde ausrasten, wenn wir Devon verlieren würden.

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