Kapitel 10

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„Nancy! Nancy", rüttelte jemand an mir, zaghaft öffnete ich die Augen. Das Licht war ziemlich grell und ich musste mehrere Male blinzeln, ehe ich wieder vollständig sehen konnte. Ich blickte in das besorgte Gesicht von Hermine, daneben erschien das von Ronald, welcher eher verunsichert aussah. Harry, gegenüber von mir, sah ziemlich mitgenommen aus und hielt ein Stück Schokolade in der Hand. Die schlafende Person war ebenfalls wach und lächelte mich sanft an.

„Alles in Ordnung?", holte mich Hermine zurück in die Gegenwart. Ich nickte, war mir jedoch nicht sicher, was gerade überhaupt passiert war. Der Mann hielt mir ebenfalls ein Stück Schokolade hin. „Hier iss, danach wirst du dich besser fühlen." Er strahlte eine unglaubliche Wärme aus und entlockte mir genug Vertrauen, dass ich in kleinen Bissen das Stück Schokoladen aß.

Unser vermeintlich neuer Lehrer verabschiedete sich, um noch etwas zu klären und kurz darauf erreichten wir endlich Hogsmeade. Mir war noch immer kalt, doch die Schokolade half tatsächlich.
In der großen Halle versammelt, stellte Professor Dumbledore offiziell unseren neuen Lehrer für Verteidigung vor. Professor Lupin entpuppte sich wirklich als der Mann aus dem Zug. Ich freute mich sogar auf seinen Unterricht, es war angenehm, wie er sprach und mit seinen Narben sah er aus, wie jemand der Ahnung von dem Thema hatte.

Ich begrüßte die Zwillinge und Ginny, Neville und Dean mit Seamus. Wir quatschten eine Weile quer durcheinander und genossen es sichtlich, wieder hier zu sein. Doch unsere schöne Stimmung wurde nach kurzer Zeit unterbrochen. Eine penetrante Stimme hakte immer wieder dazwischen. „Potter."
Und manche Stimmen konnte man sehr schlecht ignorieren. „POTTER!"
Missbillig drehten wir uns zu dem Blondschopf. „Du bist in Ohnmacht gefallen? Du bist tatsächlich ohnmächtig geworden?", das hämische Lachen konnte er nicht weiter unterdrücken. „Halt die Klappe Malfoy", schützt Ronald seinen besten Freund. Genervt verdrehte ich die Augen.

Zu unserem Glück hielt Dumbledore noch eine kurze Rede, sodass sämtliche Aufmerksamkeit wieder auf ihm lag. Er erklärte uns, dass die Ländereien von Hogwarts von Dementoren bewacht wurden. Mit diesem Gestalten sei nicht zu spaßen, jedoch durften sie sich der Schule nicht weiter nähern. Trotzdem wurden wir alle dazu aufgefordert, ihnen mit Vorsicht zu begegnen.
Da wir den ersten Angriff dieser Wesen sogar schon hinter uns hatten, schwand meine Hoffnung, dieses Jahr ein ruhiges Schuljahr zu haben. Ein brutaler Mörder lief frei herum, Dementoren bewachten die Schule und Malfoy existierte auch immer noch.

Die nächste Woche begann und der Unterricht nahm gleich seinen vollen Lauf. Wir hatten unsere erste Stunde Wahrsagerei und hockten alle eng in dem kleinen Turmzimmer. Ich liebte die Zauberei und alles, was mit ihr zu tun hatte, aber mit diesem angeblichen Zukunftsquatsch konnte ich nicht viel anfangen.
Zu allem Überfluss, sah unsere leicht merkwürdige Lehrerin den Grimm in Harrys Teeblättern, was ein unheimliches Todesomen war. Hermine fand das gar nicht lustig und machte ihrer Meinung, das Ganze sei Humbug, ordentlich Luft.
Lavender und einige andere Mädchen aus unserem Haus, schienen jedoch sehr viel von den Wahrsagungen zu halten und fingen an Harry zu bemitleiden und ihn wie einen Toten zu behandeln - es war so lächerlich.

Unsere zweite Stunde war bei Professor McGonagall, welche uns erzählte, Professor Trelawney wurde jedes Jahr einem neuen Schüler ein schreckliches Omen erzählen. Bis jetzt war noch nie etwas passiert, außerdem sei Hogwarts ein sicherer Ort. Vielleicht nicht gerade die beste Erläuterung, wenn ich an die letzten beiden Jahre zurückdachte. Trotzdem war ich mir sicher, Harry würde nicht innerhalb der nächsten Zeit von uns gehen.
Hermine teilte diese Ansicht mit mir, nur Ronald wurde noch blasser um die Nase, als Harry von dem schwarzen zotteligen Hund erzählte, welchen er am Ende der Ferien gesehen hatte. „Ronald beruhige dich. Er hat einen Hund gesehen, es gibt hunderte von Hunden. Das hat rein gar nichts zu bedeuten", versuchte ich mein Bestes, ihn von dieser Grimm Geschichte runter zu bekommen.

Am nächsten Tag war es endlich so weit. Wir hatten unsere erste Stunde Pflege magischer Geschöpfe. Leider mal wieder mit Slytherin, aber meine Vorfreude auf die vielen wundersamen Wesen war so groß, meine gute Laune konnte heute nichts vermiesen.
Hagrid versammelte uns alle vor dem verbotenen Wald, ehe wir ein kleines Stück hineinliefen. Auf einer Lichtung blieben wir schließlich stehen und der Halbriese fing an über ein Wesen namens Hippogreif zu reden. Hinter ein paar Bäumen kam das große majestätische Tier zum Vorschein.
Zugegeben, er war wunderschön, aber seine Größe und Ausstrahlung waren doch etwas respekteinflößend.

Nachdem Hagrid mit seinem Vortrag fertig war, stand er glücklich lächelnd wie ein kleines Kind da. „Also, wer will als Erster?" Die Klasse blieb stumm und die Meisten brachten etwas mehr Raum zwischen sich und dem magischen Wesen. Nur Harry reagierte zu langsam und notgedrungen, erklärte er sich bereit den Anfang zu machen. Lavender fing an zu quietschen. „Harry, denk an deine Teeblätter", flüsterte sie ängstlich aus. Natürlich passierte rein gar nichts und am Ende saß Harry sogar auf dem Hippogreif und machte eine kleine Flugrunde. Dieses Gefühl musste unglaublich schön sein.

Doch wo ein erfolgreicher Harry war, war ein missbilliger Malfoy nicht weit entfernt. Der Slytherin ging ebenfalls nach vorne, machte einen Hauch einer Verbeugung, wartet jedoch keinerlei Reaktion an. Stattdessen lief er unbeirrt weiter und verärgerte somit sein Gegenüber. Seidenschnabel, wie Hagrid ihn nannte, baute sich auf und ging auf Malfoy los. Ein durchdringender Schrei durchzog den Wald und der blonde Junge landete auf dem Boden.

Panik macht sich unter den Schülern breit und die meisten liefen hektisch in die entgegengesetzte Richtung. Hagrid schaffte es, den Hippogreif mit ein paar Fischen wegzulocken, während Malfoy noch immer laut jammernd am Boden lag. Der arme Halbriese sah sichtlich überfordert aus. „Hagrid tu etwas, du bist der Lehrer", rief ich ihm zu. „Er muss in den Krankenflügel", kam es neben mir vom Hermine. Doch unser großer Freund schaute uns nur Hilfesuchende an.

Von mir aus könnte Malfoy auf dem Boden verrotten, doch ich konnte Hagrid nicht im Stich lassen und gerade eben brauchte er tatkräftige Unterstützung. Widerwillig setzte sich mein Körper in Bewegung, mit meinen Händen deutete ich auf den wimmernden Jungen vor mir. „Ja klar, ähm . . Krankenflügel", fing Hagrid an. „Na los Malfoy, steh auf", ich blieb neben ihm stehen, schaffte es sogar meine Hand auszustrecken und blickte erwartungsvoll zu ihm herab.
„Fass mich bloß nicht an, du dreckiges Schlammblut", pfefferte er mir entgegen. Sofort ging ich auf Abstand. „Keine Sorge Hagrid, dem gehts gut", schnaubte ich genervt. „Lüge! Ich bin schwerst verletzt und dafür wird er büßen. Ihr alle werdet dafür büßen. Wartet nur bis mein Vater davon hört", wetterte er weiter. Auch wenn sich seine Stimme vor Schmerz überschlug, war der hasserfüllte Unterton noch immer deutlich zu hören.

Verzweifelt sah Hagrid mich an. „Wenn es ihm wirklich schlecht gehen würde, würde er sich über jede Hilfe freuen. Ergo, kann es gar nicht so schlimm sein", zuckte ich mit den Schultern. „Der Unterricht is' für heute vorbei, geht wieder in die Schule", wies Hagrid die anderen Schüler an. Behutsam, so behutsam Hagrid eben sein konnte, nahm er Malfoy schließlich hoch und trug in zurück ins Schloss. Weiter kopfschüttelnd gesellte ich mich wieder zum Trio. „Das wird noch Konsequenzen haben", seufzte Ronald und wir nickten im Einklang.

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