Kapitel 42

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2 Monate später

„Das macht dann 6 Gallonen." Ich gab der Frau hinter dem Tresen das Geld. Dann nahm ich meinen Salat und den Orangensaft und drehte mich in die Richtung der geräumigen Halle der Cafeteria.
Relativ mittig, etwas weiter hinten, konnte ich Hermine und Harry erkennen, welche mir lächelnd zuwinkten. Ein breites Lächeln stahl sich in mein Gesicht und etwas umständlich, mit meinen vollen Händen, winkte ich zurück.
Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Seit einer Woche arbeitete ich im Ministerium, in der Abteilung zur Führung und Aufsicht von magischen Geschöpfen - es war der wundervollste Job der Welt. Ich war für die Vermittlung zuständig und hatte schon viele schöne und vor allem geeignete Plätze für die verschiedensten Wesen gefunden. Außerdem konnte ich jeden Tag meine Freunde sehen.

Hermine und Ron waren verlobt, Harry und Ginny hatten schon geheiratet. Sie alle so glücklich zu sehen, machte mich nun ebenfalls glücklich und endlich gab es keine Schleier mehr über mir, die mir all die schönen Dinge im Leben vernebelten. George war mit Angelina glücklich, ich freute mich sehr für ihn und dass er endlich selbst wieder lächeln konnte. Mein Blick wanderte weiter nach rechts, wo er saß.
Malfoy.

Oder besser gesagt Draco. Wir waren zwar beim Vornamen angekommen, aber manchmal war es die Gewohnheit. Er saß mit seiner Zeitung an einem kleinen Tisch, sein Blick wanderte ebenfalls durch die Halle. Als er mich erblickte, erhellte sich sein Gesichtsausdruck. Ich wusste nicht genau, was wir waren, aber so wie es jetzt war, war es einfach wundervoll. Draco hatte mir die letzten Wochen über sehr geholfen, dank ihm hatte ich überhaupt den Job bekommen. Und die Art und Weise, wie er mit mir sprach, mich anschaute und das kleine Lächeln auf seinem Gesicht, wenn er mich sah, machte alles mit ihm so magisch.

Manchmal musste ich an den Kuss zurückdenken, noch immer hatte ich darauf keine Antwort. Vielleicht lag mehr in der Luft als ich dachte. Vielleicht mochte Draco mich mehr, als er es sagte und vielleicht mochte ich ihn ebenfalls mehr, als ich mir je eingestanden hätte.
Doch wir hatten Zeit und mussten nichts überstürzten. Wir hatten unser Leben und unsere Freiheit zurück, uns stand nichts mehr im Wege.
Lächelnd lief ich in seine Richtung.

Und dann ging alles ganz schnell. Von allen Seiten der Halle knallte es und Explosionen füllten den Raum mit Rauch. Panisches Geschrei machte sich breit, die Meisten sprangen auf, liefen umher, aus der Halle hinaus oder disapparierten. Dann standen sie zwischen uns - Todesser.

Ich ließ mein Essen fallen, zückte meinen Zauberstab und duellierte mich sogleich mit dem Todesser links von mir. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie sich von rechts etwas Dunkles näherte.
Ein Lichtstrahl erschien. „Protego", schaffte ich es noch rechtzeitig mich zu schützen.

Dann flog mein Angreifer durch die Luft. Weiter hinten stand Draco, seinen Zauberstab in unsere Richtung gezückt. Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Zwischen uns lagen nur wenige Meter und doch fühlte es sich wie eine riesige Entfernung an. Ich duellierte mich weiter, schockte zwei Todesser. Draco war in einem bitteren Kampf verwickelt. Ich ließ ein paar Flüche in die Richtung seines Gegners los, in der Hoffnung ihn zu treffen.
Dann tauchte hinter ihm ein weiterer Todesser auf. Ich war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Der maskierte Mann hob seinen Zauberstab.
„Avada Kedavra!" Ein grüner Blitz erhellte den Raum.
„NEIN", schrie ich und rannte los.

Draco POV:
Endlich hatte ich meinem Gegner einen Schockzauber aufgelegt. Hinter mir hörte ich eine tiefe Stimme. „Avada Kedavra!" Ich drehte mich um, sah das grüne Licht direkt auf mich zukommen. Ich hörte jemanden schreien. Doch es war zu spät, ich würde sterben. Ich schloss meine Augen.
Ich liebe dich Nancy.

Mit einem harten Aufprall landete ich auf dem Boden. Mein Körper tat weh, mein Kopf brummte, ich bekam kaum noch Luft. Auf einmal wurde es laut in der Halle, Flüche und Zauber wurden durch die Gegend geschrien. Die Auroren waren da.
Doch warum genau hörte ich das alles noch? Ich versuchte Luft zu holen.

Nie hätte ich gedacht, dass der Tod sich so anfühlen würde. Meine Brust schmerzte und fühlte sie schwer an, ich hatte das Gefühl, jemand erdrückt mich.
„NANCY", schrie eine Stimme. Ich riss die Augen auf. Ich war am Leben.
Aber wie war das möglich?

Mein Körper fing wieder an, mir zu gehorchen. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch etwas drückte meinen Oberkörper nach unten. Ich hob den Kopf und konnte nicht verarbeiten, was sich meinen Augen bot.
Auf meinem Oberkörper lag Nancy - überall war Blut. Ihr Körper war von tausenden Schnitten übersät, ihre Atmung war flach und viel zu schnell. Sie zitterte.

Mein Magen drehte sich um. Ich musste etwas tun, ich musste ihr helfen. Doch ich war unter Schock und konnte mich kaum bewegen. Nein. Nein. Nein.
In meinem Blickfeld erschienen braune Locken. Sie ließ sich neben uns fallen, ihren Zauberstab fest umklammert. Grangers Stimme war weit weg, ich konnte den Zauber nicht einmal verstehen.

Ich wollte etwas sagen, wollte ihr sagen, dass alles wieder gut wird. Doch nichts passierte, der Kloß in meinem Hals machte es mir unmöglich zu sprechen. Tränen sammelten sich in meinen Augen, Panik machte sich in mir breit. Ich spürte ihre Hand an meiner. Ich drückte sie, mit der winzigen Hoffnung, ein Lebenszeichen zu erhalten.

Dann trafen sich unsere Blicke. Und sie lächelte. Nancy lächelte.
Ehe sie die Augen schloss und eine einzelne Träne über ihre Wange lief.

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