Kapitel 9

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Der Plan meine Briefe über Hermine schicken zu lassen, ging bestens auf. Meine Eltern waren sogar höchst erfreut, hatte ich doch anscheinend endlich eine normale Freundin gefunden. Dass sie die beste Hexe unseres Jahrgangs war, ließ ich getrost beiseite, auch wenn ich mich fragte, was meine Eltern dachten, woher ich sie kennen würde. Immerhin war Hogwarts wie ein Internat und ich verbrachte so gut wie alle Ferien dort, wie sollte ich andere Muggel kennenlernen? Aber sie waren zufrieden, weswegen ich die Situation als gut abhakte.

Dennoch musste ich meine Schulsachen alleine besorgen. Da wir dieses Jahr ein neues Fach dazu bekamen, sorgte dies einmal mehr für einige Diskussionen.
„Was soll das denn heißen? Pflege magischer Geschöpfe. Sollt ihr etwa mit Drachen hantieren?", hatte meine Mutter hysterisch gemeckert. „Das ist unverantwortlich. Was ist das nur für eine Schule?" Mein Vater hatte nur immer wieder seinen Kopf geschüttelt. Und ich stand ratlos dazwischen.
Woher sollte ich denn wissen, um welche Geschöpfe es sich handelte? Das Fach war neu, also wusste ich logischerweise nichts darüber. Doch ich war unglaublich gespannt. Ob wir wirklich einen Drachen sehen würden?

Als ich schließlich mein neues Buch in der Hand hielt, hätte ich am liebsten laut gequietscht. Es war weich wie eine Katze und gab kleine knurrende Geräusche von sich. Es war ein Buch, aber dennoch hatte es eine Art Leben, ich war einfach hin und weg. Magie war so unendlich cool.

Wie jede Sommerferien, zählte ich die Tage runter, bis es endlich so weit war. Die Zeit verging diesmal wesentlich schneller, war ich auch viel mit Briefe beantworten beschäftigt. Fred und George schrieben viel von ihrem Quidditch Training und das auch ihre Schwester Ginny gerne mit  ihnen trainieren wollte. Außerdem hatten sie eine Menge neuer Ideen für Scherzartikel - am liebsten würden sie einen eigenen Laden aufmachen, aber dies nannten sie nur einen viel zu großen Traum. Ich war ehrlich begeistert von dem Traum, sodass ich ihnen ein ellenlanges Pergament als Antwort schrieb. Ein Laden voll mit Streichen wäre perfekt.

Am Abend saß ich mit meinen Eltern beim Essen, während das Radio leise vor sich hin dudelte. Es lief eins meiner Lieblingslieder, als es abrupt unterbrochen wurde. „Wir berichten über eine Eilmeldung der Polizei. Laut internen Angaben ist der Schwerverbrecher Black aus dem Gefängnis ausgebrochen. Er wird als unkontrollierbar und äußerst gefährlich eingestuft. Die Polizei warnt zur Vorsicht, bei jeglichen Hinweisen rufen Sie bitte unverzüglich die 999 an."
„Früher waren die Zeiten auch mal sicherer", kommentierte meine Mutter die Nachrichten. Gebannt hatten sie dem Radio gelauscht und unterhielten sich nun lautstark über diesen Black. Natürlich, dachte ich mir, die Zeit damals mit dem Krieg war bestimmt viel sicherer. Doch was interessierte mich ein Muggel Verbrecher, in wenigen Tagen würde ich weit weg von all diesen Problemen sein.

Und so verflog die Zeit insgesamt doch recht schnell und ehe ich mich versah, befand ich mich wieder am Gleis 9 3/4. Überglücklich schaute ich zu der großen Lok empor. Am Bahnsteig selbst konnte ich keinen meiner Freunde ausfindig machen, jedoch war ich diesmal auch etwas später dran.
Somit verstaute ich mein Gepäck und lief durch die vielen Wagons, in der Hoffnung schnell jemanden zu finden.

Es dauerte auch nicht lange, bis ich jemanden fand - doch zu meinem Leidwesen war es Niemand anderes als Draco Malfoy.
„Du traust dich nach letztem Jahr immer noch hier her?", fragte er bissig. Ich verdrehte lediglich die Augen und quetschte mich an ihm vorbei. Ich hatte gute Laune und die würde er mir nicht kaputt machen, vor allem nicht an unserem ersten Schultag.

Nach wenigen Minuten fand ich dann auch endlich ein Abteil, in welchem sich das Trio befand. Hermine und Ronald rutschten auseinander, um mir Platz zu machen, da neben Harry ein schlafender Mann saß. „Er wird bestimmt unser neuer Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste", Hermine zeigte auf seinen Koffer, auf dem deutlich lesbar Professor R. J. Lupin stand.
„Schlafende Lehrer sind mir die liebsten", kicherte ich.

Als sich der Zug endlich in Bewegung setzte, fing Harry sofort an zu erzählen. „Habt ihr schon mal etwas über Sirius Black gehört?", gespannt sah er uns an. Nicht wieder Black. Rechts und links von mir wurden Köpfe geschüttelt. „Er kam in den Nachrichten", ich zuckte die Schultern. „In den Muggel Nachrichten?", Ronald sah mich ungläubig an. „Nein, in den Nachrichten vom Mann im Mond", entwich es mir genervter, als ich eigentlich klingen wollte.
Ich atmete tief ein und aus. „Sorry", nuschelte ich vor mich hin. „Ich war 5 Minuten im Zug und hab gleich Malfoy gesehen." Zum ersten Mal lachte Harry. „Kann ich verstehen, der vermiest einem immer die Laune", kam es auch lachend von Hermine. „Aber haben sie sonst noch was über ihn gesagt?" lenkte Harry das Thema aber gleich wieder zurück auf Black. Ich schüttelte den Kopf. „Es hieß nur, er sei gefährlich und man sollte umgehend der Polizei Bescheid sagen, wenn man einen Hinweis hat."

Besorgnis machte sich auf seinem Gesicht breit. Dann erzählte er uns von den letzten Tagen, seinen Gesprächen mit dem Zaubereiminister und mit Ronalds Vater. Anscheinend war das Thema Black doch präsenter als ich dachte und was ich bis jetzt gehört hatte, gefiel mir gar nicht. Hatte ich mich doch auf ein entspanntes neues Schuljahr eingestellt.

Ich konnte schon die Ländereien erkenne, welche sich vor Hogsmeade über eine weite Strecke zogen. Es würde nicht mehr lange dauern und wir würden endlich ankommen. Doch plötzlich kam der Zug ruckartig zum Stehen. Die Lichter flackerten, bis sie schließlich ganz ausfielen. Sofort wurde es auch merklich kühler und etwas Unheimliches lag in der Luft.
„Was ist denn jetzt los?", flüsterte Hermine. Ehe ihr einer von uns antworten konnte, erschien eine lange knochige Hand an unserer Abteiltür. Eine schwarze Kapuzengestalt schwebte über den Gang. Das Fenster fing an zu gefrieren und innerlich verabschiedete ich mich schonmal.
Was auch immer vor uns war, es war unglaublich gruselig.

Es öffnete die Tür und unsere Umgebung wurde noch kälter. Ich konnte nicht sagen, ob es Augen hatte oder nicht, doch es fühlte sich an, als würde es mir tief in die Seele blicken. Ich hörte ein fröhliches Lachen und kurz danach einen lauten metallischen Knall, ehe alles um mich herum so kalt wurde, dass ich in einen tiefen Schlaf fiel.

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